Im dritten Halbjahr 2020 hatte man am ehesten das Gefühl, das Leben könnte sich etwas normalisieren. Zwar waren die großen Feste abgesagt und Abstand halten weiter angesagt, aber die Pandemie hatte sich etwas beruhigt. Andererseits zeigten sich die ersten unwiederbringlichen Verluste.
Im Juni …
… schlossen gleich zwei Berger Institutionen für immer: Nach 17 Jahren Kultstatus gab es den letzten besten Espresso des Dorfes im auch als “QUH-Stall” bekannten “Café Frühtau” von Bettina Hofmann, das einen Hauch Exklusivität und “Hippie Couture” nach Berg gebracht hatte und insbesondere beim weiblichen Geschlecht beliebt war (.https://quh-berg.de/apfelbaiser-und-hippie-couture-ein-nachruf-auf-das-cafe-fruehtau/ ). Vegane Speisen, Tapas-Abende, der beste Espresso vom Dorf und QUH-Versammlungen müssen seitdem anderswo (oder wie derzeit gar nicht mehr) stattfinden.
Die allererste Werbe-Postkarte des Café Frühtau von 2003
Und auch “Dada” Bachmayr, ein zweiter Überzeugungswirt aus der Gemeinde, zog es ans andere Ufer hinüber. Zumindest für ihn wurde mit dem Inder und Pizzaliefersevice “Banti” ein Ersatz gefunden, seitdem gibt es im MTV-Vereinsheim auch leckeres Curry.https://quh-berg.de/abschied-von-dada-hallo-banti/ :
Eine letzte beste Pizza
Auch eine Neueröffnung gab es zu feiern: Der nach einer Idee der QUH neu gestaltete “Seeabstieg” in Unterberg wurde offiziell eröffnet. 2014 hatte ihn die QUH als ein Wahlkampfziel formuliert. 2015 hatten wir ihn zuerst beantragt. 2018 genehmigte ihn der Gemeinderat. 2019 war Baubeginn und am 21. Juli 2020 feierten wir die Eröffnung: https://quh-berg.de/berg-ab-heute-seegemeinde/. Endlich liegt Berg nicht nur dem Namen nach “am Starnberger See”!
Ein Grundstück und ein neuer Blick auf die Welt und den See auf den wir von der QUH stolz sind
Überhaupt gab es politisch im Sommer einige schöne Entwicklungen: In einer von allen Seiten als “historisch” bezeichneten Sitzung des “neuen” Gemeinderates diskutierten die Räte lange und eingehend darüber, ob das neue Rathaus “zertifiziert” werden sollte. Bürgermeister Rupert Steigenberger war ursprünglich dafür gewesen, ließ sich aber von den Argumenten nach einer langen, eingehenden und nie hitzigen Diskussion im Rat überstimmen. Noch am Jahresende nannte der Neubürgermeister diesen Abend “sein schönstes Erlebnis” im Amt. Es war eine Sternstunde für die Berger Demokratie und die Gemeinschaft in der Gemeinde. Damals schrieben wir: “Es war eine eingehende und langwierige Diskussion über ein wichtiges Thema, die doch allein der Neugier, Offenheit und Geduld unseres neuen Bürgermeisters zu danken war. Rupert, wir ziehen den Hut (den wir nie aufhaben!).” https://quh-berg.de/eine-historische-sitzung-die-6-sitzung-des-berger-gemeinderates/. Noch lange danach wurde draußen vor der Tür weiter diskutiert.
Nach der Sitzung: die Gemeinderäte diskutierten vor der Tür der “Post” einfach immer weiter
Diese gute Stimmung galt auch im August noch …
… als wir nach 100 Tagen Amtszeit dem Bürgermeister ein erstes “Zeugnis” ausstellen durften. Selbst in der Opposition fühlen wir uns wohl geschätzt und schätzen umgekehrt die umsichtige Amtsführung und das stets offene Ohr des neuen Bürgermeisters. An unserem Lob gab es bisher nichts zu korrigieren https://quh-berg.de/die-ersten-100-tage/ . Am 101. Tag seiner Regentschaft gewährte Rupert der QUH auch ein exklusives Interview: https://quh-berg.de/tag-101/
Erwischt: Rupert Steigenberger in dem Moment, als er sein offizielles Photo machen läßss
Den anderen Regenten von Berg galt es dann am 25. August zu ehren. Ludwig II. wäre an diesem Tag 175 Jahre alt geworden, weshalb sich der QUH-Blog wieder einmal in seiner Rolle als Hobby-Heimatforscher betätigte und darüber nachdachte, wer eigentlich der Vater des “Kini” gewesen sein könnte. Jedenfalls warf Ludwig seiner Mutter offen vor, “ihn nicht aus der Ehe mit König Max empfangen zu haben”. – War es der Adjutant des Königst? Oder gar der italienische Kammerdiener Tambosi? – Kurz nach Ludwigs Geburt führte jedenfalls eine Seuche dazu, dass das Königselternpaar seinen Sohn 5 Monate in München alleine lassen musste. Das alles und noch viel mehr lesen Sie hier: https://quh-berg.de/175-jahre-raetsel-um-den-kini-jetzt-auch-zu-seiner-geburt/
Diese Idylle gab es nie: rechts im Kleid Kronprinz Ludwig 1849 auf Hohenschwangau mit seinen “Eltern”
Auch die übliche Naturgewalt gab es im Sommer. Schon Anfang August hatte es wieder einmal ein Starkregenereignis gegeben, was im Herbst dann zu der üblichen Mückenplage führte: https://quh-berg.de/im-sechsseenland/
Neue Seen gab’s im Land (hier ein Neu-Gewässer an der Biberkorstraße)
Ende August war es mit dem Sommer dann schon vorbei … und bekanntermaßen kein Oktoberfest in Sicht. https://quh-berg.de/winters-coming-summers-gone/
Der See Ende August
Was blieb da für den September?
Man pflegte in Berg seine guten Beziehungen zur Welt. Es wurde Geld gesammelt und gespendet: Für die “Sicheren Häfen” (.https://quh-berg.de/sichere-haefen/ ), für eine Fußballschule in Kenia (.https://quh-berg.de/3-000-e-fuer-kenia/ ) und vor allem für Südafrika, wo in Manenberg – u.a. unterstützt von der evangelischen Kirchengemeinde – eine Suppenküche – unter der Regie der Schwester eines Neubergers – über eine gewisse Zeit mit etwas Geld versorgt wurde und so die Schulspeisung – auch während der Schließung der Schulen – weitergekocht und verteilt werden konnte:
Gillian kocht mit Berger Unterstützung in der Schule in Manenberg
Auch in der umgekehrten Richtung gab es Zuwendungen. Die amerikanische Musiker-Legende Patti Smith etwa las für ein Hörspiel des Berger Kulturbeauftragten über den Beat Poeten Bob Kaufman ein Gedicht und schickte es nach Berg, wo es von Andy Ammer zusammen mit den Musikern von “The Notwist” dann vertont wurde: https://quh-berg.de/patti-smith-schreibt-nach-berg/
Cover des Buches “The M Train” von Patti Smith
Nur architektonisch lief in Berg weiterhin vieles schief. Zwar formierte sich der Widerstand gegen die extensive neubebauung des brachliegenden Grundstückes um die Villa de Osa (Schön-Klinik). Womöglich gibt es für die Bebauungsplanänderung im Rat keine Mehrheit mehr https://quh-berg.de/neues-aus-dem-gemeinderat-die-sitzung-vom-8-9-2020-am-ersten-schultag/
Nur noch mit 10:9 (bei zwei Absenzen) genehmigt: der Bebauungsplan für die Villa Osa
Auch die Verdichtung innerhalb der Ortschaften ist vom Gemeinderat kaum mehr zu steuern. Sobald ein Grundstück frei wird, wird es “maximal verdichtet”. ( https://quh-berg.de/die-schoene-neue-berg-welt/), was maximal zu bedauern, aber überhaupt nicht zu verhindern ist. Zusammen mit der schwindenden Infrastruktur (siehe den Beginn dieses Artikels) sind dies fast schon apokalyptische Zukunftsaussichten https://quh-berg.de/das-gute-das-schlechte-und-das-haessliche-die-6-sitzung-des-gemeinderates-zweiter-tagesordnungspunkt/
Vorher ein Sonnenweg
Nachher ein Nachtschattengebäude
Fluten, Bausünden, Wirtschaftssterben … Berg verändert sich … auch im letzten Quartal 2020, morgen hier an dieser Stelle. Die erste & zweite Folge unseres Jahresrückblicks finden Sie hier: https://quh-berg.de/der-quh-jahresrueckblick-2020-pt-1/ und hier: https://quh-berg.de/der-quh-jahresrueckblick-2020-pt-2/
Bis dahin auch in diesem vermaledeiten Jahr noch eine letzte Bitte: Wenn es Ihnen etwas bedeutet, all diese Nachrichten zuerst und umsonst hier auf dem QUH-Blog erfahren zu haben, beachten Sie bitte bei Gefallen unsere (natürlich quittiert absetzbare) Spendenkontonummer für all den Speicherplatz, auf dem wir all das für Sie seit fast 15 Jahren bereithalten:
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Die QUH blickt zurück / morgen folgt an dieser Stelle der 4. und letzte Teil