Vom Sinn und Nutzen der Kunst

Bis 19 Uhr sind am heutigen Sonntag die Berger und Ickinger Ateliers der Künstler noch geöffnet. Gelegenheit, Kunst aus nächster Nähe und beim Entstehen zu beobachten und günstig das eine oder andere Werk zu erstehen. Mit/Mensch lautet in diesem Jahr das gemeinsame Thema. Der QUH-Preis der Ateliertage geht in diesem Jahr nach Allmannshausen. Wir verleihen ihn Hannelore Jüterbock in Anerkennung ihres jahrzehntelangen Engagements für die Kunst und Natur der Gemeinde Berg.

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Elke Link verleiht den QUH-Preis der Ateliertage in Gestalt eines warmen Händedrucks an Hannelore Jüterbock

Es ist etwas still geworden um die streitbare Künstlerin Hannelore Jüterbock aus Allmannshausen. Aber als die Berger Ateliertage vor 30 p1190855-arbeitskopie-2Jahren erstmals stattfanden, ging das mit auf ihre Initiative zurück. Hannelore hatte gerade mit ihrem “Lüßbach-Projekt” Furore gemacht: Aus Protest gegen die geplante Begradigung des Lüßbaches malte sie auf Zeitungspapier (siehe das nebenstehende Photo) ein fast 30m langes Portrait unseres Bachs und stellte es in Allmannshausen auf. Es gab Proteste gegen die Ausstellung, weil eine Zeitung irrtümlich gemeldet hatte, dass Hannelore mittels einer Pumpe den Bach nach Allmannshausen umleiten wollte. Noch heute lagert das legendäre Bild auf dem Speicher. Eigentlich gehört es noch einmal ausgestellt. Allerdings bezweifelt Hannelore, ob das fragile Objekt das überstehen würde.

Lange Zeit war Hannelore Jüterbock aus dem Berger Kulturleben und der Politik nicht wegzudenken. Ohne die ehemalige Grünen-Gemeinderätin sähe Berg anders aus: die kulturelle Nutzung des Marstalls war ihre Idee.

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Katalog Hannelore Jüterbock, “Das Lüßbach-Prjekt” vom Mai 1986 (Ausschnitt)

Auch das Oskar-Maria-Graf-Denkmal wäre ohne ihre Initiative, von der Gemeinde 1 qm Grund für dieses Denkmal geschenkt zu bekommen, nicht realisiert worden. Ganz aktuell stellt Hannelore nicht nur große Werke aus, sondern auch kleine, aber kraftvolle, postkartengroße Etüden, die in Frankreich entstanden sind und an Gerhard Richter erinnern.

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Hannelore Jüterbock “Untiteled 2013” / Privatsammlung Berg 

Auch sonst gibt es wieder einiges zu endecken. Gewohnt qualitätvoll die Photos von Andreas Huber (Assenhausen) und die Skulpturen und Reliefs von Hans Panschar. Ersterer näherte sich dem Thema der Ateliertage bewusst “unscharf”, letzterer portraitiert ja immer gern die Menschen in Gestalt ihrer Hilfsmittel. Hans machte die Leitern (mit denen Menschen über Mauern flüchten) zu seinem Thema.

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Der Mensch in seiner Unerkennbarkeit: Werke von Andreas Huber und Hans Panschar

Die vielleicht letzte Gelegenheit gibt es heute, das vielleicht schönste Atelier der Gemeinde zu besichtigen: das Atrium von Gerd Jäger in Farchach. Denn in 2 Wochen beginnt im Berger Marstall die große Gerd-Jäger-Retrospektive, zu es auch der ein umfangreiches Begleitprogramm geben wird: Vernissage ist am 13. Oktober. Am folgenden Tag liest Jürgen Tonkel zu Ehren von Gerd Jäger aus Oskar Maria Graf; Katja Sebald führt kulturell durch die Gemeinde und am Sonntag, den 16.10., werden die Werke von Gerd Jäger im Marstall (u.a. zugunsten des Bundes Naturschutz) versteigert.

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Alles muß raus! So voll wird das Atelier von Gerd Jäger in 2 Wochen nicht mehr sein

Eine Liste der Künstler und ihrer Ateliers und wie Sie sie finden, sehen Sie hier: http://www.atelier-tage.de/KONTAKT/kontakt.html .