Diebstahl, Demos und Domkapitulare

Job weg, Brieftasche weg, die Wohnung leergeräumt, daheim wartet nichts als eine karge Klosterzelle! Schlimmer kann es für den derzeit beliebtesten Berger kaum mehr kommen: Während dem wahren Pater Laurentius bei seinem Urlaub auf Ibiza die Aktentasche gestohlen wurde und seine Wohnung inzwischen vielleicht schon von der Kirche ausgeräumt wurde, vermelden die Zeitungen, dass die Berger Unterstützerfront für ihn zu bröckeln beginnt. Die Pfarrgemeinderäte Marlene Donath und Kirchenpfleger Siegfried Theimer zweifeln nun doch etwas an ihrem Rücktritt.

Am Wochenende hat den Gläubigen – in Vertretung von Pater Laurentius – in seiner Predigt Pater Posch von den Karmeliterinnen nebenan offensichtlich gehörig die Leviten gelesen. In den Zeitungen finden sich heute Aussprüche von Gläubigen, die von einer “Strafpredigt” sprechen, die “der katholischen Kirche im 21. jahrhundert unwürdig ist”, von “Empörung” und “autoritärem Machtgebaren” ist die Rede. Das Gebot der Stunde sei für das Kirchenvolk “Gehorsamkeit”.

Um diese einzufordern kommt morgen Domkapitular und Prälat Wolfgang Schwab, der im Erzbistum die “Abteilung Personalführung und Personaleinsatz” leitet (was es nicht alles gibt in der Kirche). Er will die Pfarrgemeinderäte zum Verbleib im Amt überreden. Genau zu diesem Termin hat der Initiativkreis morgen ab 19.30 zur “Großdemo” nach Höhenrain an die Kirche gerufen.


Der Liebling der Berger Gläubigen an seiner neuen Wirkungsstätte in Niederaltaich (die Aufnahme stammt von seinem 40-jährigen Profess-Jubiläum im letzten Jahr).


Kommt morgen nach Berg: Dr. Wolfgang Schwab, Prälat, Domkapitular, Personalreferent für die Pastoralen Dienste (Referat 1), Bischöflicher Beauftragter für den Ständigen Diakonat, Leiter der Abteilung Personalführung und Personaleinsatz. Der Initiativkreis Laurentius bescheinigt ihm eine “selbstherrliche Art und Weise”.

Die Homepage des “ungehorsamen” Initiativkreises: http://www.initiative-laurentius-berg.de . Auf der Seite wird nahegelegt, dass die Abberufung von Pater Laurentius vor allem wegen der Grundstücksspekulationen am Huberfeld geschieht und mit dem immer noch von A. Lidl geplanten Supermarkt in engem Zusammenhang steht.

Kommentieren (5)

  1. Der Melker
    19. Juni 2008 um 10:20

    Ein fragwürdiges Weltbild, was sich da in der katholischen Kirchenführung offenbart. Im völligen Gegensatz – selbst zu einem erzkonservativen Demokratieverständnis. Das seit der Aufklärung und der französischen Revolution säkularisierte europäische Volk wählt seine Volksvertreter – den Gemeinderat, den Bürgermeister, den Landrat, den Landtagsabgeordneten, den Bundestagsabgeordneten – und entscheidet, wer seine Interessen vertreten soll und unterstützt diese Repräsentanten und Interessensvertreter in Deutschland finanziell mit einer Lohn- und Einkommenssteuer. Im Gegensatz dazu trifft die die katholische Kirchenleitung einsame fragwürdige Personalentscheidungen, setzt diese mit Brachialgewalt durch, kassiert die Steuer und fordert ihr Kirchenvolk zu Gehorsam und Demut auf, es soll die Klappe halten und beten. Welch ein Anachronismus! Die einzige Gegenwehr scheint möglich durch eine solidarische Aktion eines angedrohten und konsequent vollzogenen Rücktritts des Kirchenvorstandes und eines Kirchenaustritts betroffener Gläubiger. Selbst wenn das den Klingelbeutel von Dr. Marx nur peripher tangieren mag, hat dies eine starke symbolische Kraft.

    Ein Berger Protestant

    • oskar maria graf
      19. Juni 2008 um 11:09

      Aber, lieber Protestant, ich verstehe nicht, wieso es erst einen Fall geben muß, in dem die Kirche derart offensichtlich nicht seelsorgerische Interessen vertritt, damit eine Gemeinde überhaupt einmal eine Stimme in der katholischen Kirche erhebt. Das Verhalten von katholischen Kirchenoberen ist seit gut 1500 Jahren in etwa das Gleiche. Weltfremde, geradezu fundamentalistische Positionen wie das Zölibat und das Verbot von Geburtenkontrolle werden doch auch hingenommen. Dagegen ist die Abberufung eines Pfarrers aus disziplinarischen, oder finanziellen Gründen Alltagsgeschäft und kommt in jeder professionell geführten Firma vor.

      Ein Berger Agnostiker

  2. Der Melker
    19. Juni 2008 um 11:28

    Die Trennung von Staat und Kirche lieber Agnostiker, die sog. Säkularisierung, hat bisher verhindert, das die Politik sich eingemischt hat. Das ist auch heute noch ungeschriebenes Gesetz. Deshalb ist es umso anerkennenswerter, dass sich unser weltlicher Bürgermeister so eindeutig zu diesem Thema geäußert hat. Im Übrigen bleibt es die Inititative der Betroffenen, etwas zu unternehmen.

    Dein Berger Protestant

    • oskar maria graf
      19. Juni 2008 um 11:40

      der Aufstand der Gläubigen …. und das ist ja das tolle an diesem “Aufstand der Gläubigen”, dass im Fall von Pater L. endlich einmal eine Kirchengemeinde sich mit ihren Wünschen und Anliegen nicht übergehen läßt, nicht in Demut und Hierarchiegläubigkeit verstummt, sich organisiert, einmischt, mitredet. Deshalb hat sie auch jedermann auf ihrer Seite: Atheisten, Protestanten, Würdenträger. Der Kampf geht weiter.

  3. ehrentellerl
    19. Juni 2008 um 18:21

    Austritt nach 37 Jahren Aufkirchen….. Recht hat der Melker – da die einzige Aufgabe des Kirchenvolks in der Sicht des Ordinariats als “Schweigen und zahlen” zu interpretieren ist, bleibt hier eigentlich nur das deutliche Signal des Austritts, den ich nach Taufe, Erstkommunion, Firmung und kirchlicher Hochzeit in der Gemeinde als die für mich einzig tragbare Lösung sah – den gleichen, nicht unerheblichen Betrag kann ich auch für äußerst sinnvolle Organisationen einsetzen, die nicht so mit ihren Schäfchen und Hirten umspringt – man muss sich nur vorstellen, wenn nur ein paar hundert katholische Berger solidarisch austreten würden – da kämen schon Beträge zusammen, die die erzbischöfliche Finanzkammer spüren würde. Also – weiter so, und mit Konsequenz !!