In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erblüht Berg zu einem beliebten Ausflugsziel. Die Gäste kommen aus München oder Starnberg per Eisenbahn und Dampfschiff (seit 1851). Hauptattraktion ist das königliche Schloss, in dem der schon zu Lebzeiten Sagen umwobene Kini seine letzten Tage verbrachte. Nach dem Tod König Ludwig II 1886 wird das Berger Schloss vorrübergehend als König-Ludwig-Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
In einer seiner Kalendergeschichten beschreibt Oskar Maria Graf dieses Phänomen des “erblühenden Dorfes”: Neben dem Bäcker taucht da gleich ein Konditor auf, das Wirtshaus allein tut es nicht mehr, ein Restaurant muss her.
Optimale Lage am Fuß der Bergstrasse
Das Schlosscafe in Unterberg ist eine der Blüten, die der Übergang vom Bauerndorf zum Lieblingsziel der Tagesgäste hervorbrachte. Seit 1902 hat es sein heutiges Aussehen. Und auch das Schlosscafe ließ es nicht allein bei diesem großartig klingenden Namen bewenden, sondern beherbergte noch ein Restaurant mit dem stolzen Namen “Weisses Rössl” – schließlich galt es die Aufmerksamkeit der Städter auf sich zu ziehen, was aufgrund der ausgezeichneten Lage der kleinen Gastronomie nicht schwer gewesen sein wird: Vom Dampfersteg werden die Damen und Herren am See entlang Richtung Schloss promeniert sein und vor dem anstrengenden Anstieg die damalige Bergstraße, heute Wittelsbacherstraße hinauf, zufrieden oder dankbar die einladende Terrasse des Schlosscafes angesteuert haben.
Lauschige Terrasse, die dem Personal viel Laufen abverlangte
Die Terrasse war beschattet von üppig blühenden Rosenspalieren und darf man der Rückseite der Postkarte glauben, so verfügte sie über einen einzigartigen Blick über den See. 1967 schloß das Restaurant-Café. Das Gebäude steht zwar noch und wer genau hinguckt, kann die alten Inschrift im Giebel noch erkennen, doch fristet es ein beschauliches Dasein im Schatten der herzoglichen Thujen. Den Seeblick versperrt ein zu Schloss Berg gehörendes Wirtschaftsgebäude.