Unendliches Spiel

Es soll das “Größte Hörspiel aller Zeiten” werden. Eines der merkwürdigsten ist es sicherlich. Es heißt “Unendliches Spiel”, hat 1400 Mitwirkende, besteht aus gut 80 Stunden gelesenen Text und ca. 8000 Stunden Musik … wenn es fertig ist, soll es einmal gut 100 Stunden dauern. Heute stellt der Berger Autor Andreas Ammer sein (bereits fast fertiges) Projekt in Schloß Kempfenhausen vor. 

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Andreas Ammer mit Andreas Gerth (Driftmachine) und  Martin Gretschmann (Console). Vrnl

“Unendliches Spiel” heißt das Projekt, das den epochemachenden Roman “Unendlicher Spass” des amerikanischen Kult-Autors David Foster Wallace ungekürzt zu einem Hörspiel verarbeitet. Konzipiert haben es Andreas Ammer, Andreas Gerth und Acid Pauli. Das Problem an der Sache: der äußerst komplizierte, fast unlesbare Roman “Unendlicher Spass” besteht aus 1404 Seiten Text und 388 kleingedruckten Anmerkungen. Thema des Science-Fiction-Romans: ein quasi “tödlicher” Film mit dem Namen “Unendlicher Spass”, den kanadische Seperatisten als Waffe im Kampf gegen die Panamerikanische Regierung einsetzen wollen. Der Roman spielt in einer Tennisakademie und in einem Drogenrehabilationszentrum. Allein das Personenverzeichnis umfasst mehrere Seiten.

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Diesen Roman haben Andreas Ammer, Andreas Gerth und Acid Pauli (Martin Gretschmann) als Grundlage eines Internet-/Hörspielprojektes gewählt, das  seinesgleichen sucht: Über eine extra programmierte Internetseite www.unendlichespiel.de wurden Leser aufgefordert, jeweils eine Seite des Romans einzulesen. Als Begleitmusik zu diesen Lesungen wurde von Andreas Gerth und Martin Gretschmann ein analoger Synthesizer (die “Goldene Maschine”) gebaut, die im Düsseldorfer Museum K20 im Foyer steht und dort öffentlich Tag und Nacht ein Jahr lang Musik komponiert. Über die Internetseite ist diese Maschine  jederzeit beim Komponieren zu belauschen und zu sehen.

Aus Text und Musik (und den vom Übersetzer Ulrich Blumenbach eingelesenen Anmerkungsapparat) wird dann Szene für Szene der Roman als Hörspiel arrangiert und Szene für Szene arrangiert.

dfwbildWas als ein etwas verrücktes, ziemlich waghalsiges Projekt galt (produziert hat es der WDR in Co-Produktion mit dem Deutschlandradio & BR2), ist zu einer einmaligen Erfolgsgeschichte geworden. In nur 10 Wochen waren alle 1400 Seiten von anonymen Lesern eingelesen. Inzwischen stehen im Internet die ersten 30 Stunden des Hörspieles zum kostenlosen download frei (https://unendlichesspiel.de/hoerspiel). Das Projekt wird in den Medien gefeiert; zuletzt ganzseitig in der “Welt”:

http://www.welt.de/print/die_welt/literatur/article155768096/Unendlicher-Spass-mit-dem-GroeHaZ.html

Andreas Ammer wird heute im Schloß Kempfenhausen über das Projekt und den tragischen Autor David Foster Wallace berichten (Beginn 19.30 Uhr).

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Das Haus in dem sich der amerikanische Autor David Foster Wallace (1962-2008) erhängte