Kein Kreisverkehr am Ortseingang!

Wie berichtet, plant die Gemeinde Berg am Ortseingang von Oberberg einen riesigen Kreisverkehr. Nördlich der Stelle, wo jetzt eine Querungshilfe Fußgängern und Radfahrern es nur unwesentlich erleichtert, die Staatsstraße zu überqueren, soll ein Rondell mit 35 Metern Durchmesser entstehen. Dazu kommen die rings geführten Radwege und Böschungen und die vom Straßenbauamt geforderten Aufbauten in der Mitte des Kreisels. Insgesamt soll hier somit ein Bauwerk von der Größe eines halben Fußballfeldes entstehen, das geschätzt 214.000 € kosten wird (hinzu kommen die Kosten für Grundstückserwerb). Der Eindruck von Berg wäre dann der eines beliebigen Straßendorfes, in dem Autos wichtiger sind als die Menschen, die hier leben.

Gegen die Stimmen der QUH genehmigte der Gemeinderat diese gleichzeitig gigantomanische, wie falsche Planung, die am Ostufer auch einzigartig in ihrer Unnötigkeit wäre.

Unsere Gründe für die Ablehnung:

1. An der fraglichen Stelle ist – entgegen anderen Gemeindeteilen wie Höhenrain, Kempfenhausen oder Allmannshausen – nicht die zu hohe Geschwindigkeit der Autos das Problem, sondern die Unmöglichkeit für Radfahrer, Fußgänger, Kinder die Straße zu überqueren. Diese Unmöglichkeit bleibt bestehen und wird durch einen Kreisverkehr sogar noch verstärkt! Kein Kind mit Fahrrad wird beim Überqueren die komplizierten Vorfahrtsregeln verstehen. Es kann ankommende Autos auch gar nicht mehr sehen.

Kurzum: Geplant wird hier für Autos, nicht für Menschen!

2. Bei der Vorstellung der Pläne zeigte sich, dass der Straßenplaner von falschen Voraussetzungen ausgeht: Er behauptete: “Auf der Staatsstraße fahren täglich 12.000 Autos (oder mehr), ins Huberfeld dürften es nicht viel weniger sein!” – Jeder Planer, der sich nur 10 Minuten an die Kreuzung gestellt hätte, sieht, dass ins Huberfeld kaum Autos abbiegen. An der Stelle existiert keine wirkliche Kreuzung! Jetzt wird die Einfahrt für abbiegende Großlaster mit Anhängern fit gemacht (Supermarkt?). Aber: Selbst wenn dort der Fußball-Trainingsplatz entsteht und gegenüber das “Betreute Wohnen”, wird sich das einbiegende Verkehrsaufkommen (siehe Lohacker) in Grenzen halten.

Kurzum: Es geht an dieser Stelle nicht darum einbiegenden Verkehr zu regeln! Eine Drückampel, eine Pflasterung der Straße oder ein “schlafender Polizist” würde viel bessere und billigere Dienste zur Drosselung der Geschwindigkeit leisten.

3. Während an dieser Stelle Viertelmillionen ausgegeben werden, wird an anderen, wirklich gefährlichen Verkehrspunkten der Gemeinde noch nicht einmal geplant. Es fehlt jede Idee für die Lösung der Verkehrsprobleme in Kempfenhausen. In Assenhausen wurde vor 2 Wochen ein 9-jähriges Kind auf der Staatsstraße angefahren! Der von QUH und BG wiederholt angeforderte Radweg durch Allmannshausen ist immer noch nicht behandelt worden! Usw. … stattdessen knickt die Gemeinde vor Maximalforderungen des Straßenbauamtes ein, dem die Ortsgestaltung und die Belange von Fußgängern offensichtlich egal sind!

Kurzum: Drängendere Probleme sind ungelöst!

4. Wenn schon ein Kreisverkehr, dann einer, der so klein wie möglich ist und sich in das Ortsbild einfügt. Kein gigantisches Bauwerk, dass den Ort dahinter verbarrikadiert und zu einem beliebigen Straßendorf macht, wie es in Deutschland mittlerweile 100.000 gibt. Vorrang müssen an dieser Stelle Fußgänger und Radfahrer haben (Letztere sollen nach dem Willen des Planers zum links abbiegen den ganzen Kreisverkehr umrunden, Fußgänger wurden nicht bedacht).

Unser Melker – anfangs ein Kreisverkehrsbefürworter – hat recherchiert: sein fundierter Artikel zur Größe von Kreisverkehren findet sich hier in den Kommentaren.

Kommentieren (8)

  1. ammer
    3. Juli 2008 um 13:31

    Brief an die QUH Steffen S. schrieb uns:

    “Liebe Quhler,

    Ich habe mit Verwunderung in der Zeitung gelesen, dass am Ortseingang von Berg ein Kreisverkehr geplant ist. Das erscheint doch wohl mehr als
    übertrieben. (…) Selbst wenn man dort noch einen Supermarkt bauen
    sollte scheint mir der Kreisverkehr trotz neuem Fussballplatz etc, nicht
    nötig zu sein.
    M.E. kann man die Gelder für den Kreisverkehr weit sinnvoller anlegen, z.B. Weiterbau des Fuß- und Radweges nach Allmannshausen. Daher finde ich, dass ihr hier klar Position gegen den Kreisverkehr einnehmen solltet und eine derartige Gelderverschwendung verhindert.”

    Lieber Leser, wird gemacht, allerdings waren wir 4 QUHler die einzigen, die im Rat gegen die Planung stimmten. Aber wir arbeiten daran.

  2. Der Melker
    3. Juli 2008 um 17:42

    Wenn schon notgedrungen ein Kreisverkehr, weil der Gemeinderat (ohne die QUH) sich das nun mal in den Kopf gesetzt hat, dann bitte auch fortschrittlich denken. In Deutschland geht das Kreisel-Fieber um. Immer mehr Städte bauen Kreisverkehre statt Kreuzungen. Bisher sind dies aber immer Anlagen mit einer richtigen Mittelinsel. Das Land NRW sucht zusätzlich nach einfacheren Ausbauformen.

    Kreisverkehrsplätze mit einstreifiger Kreisfahrbahn und einstreifigen Zu- und Ausfahrten haben sich inzwischen als Standard-Knotenpunktform etabliert. Der Bau solcher Kreisverkehre setzt jedoch ausreichende Platzverhältnisse voraus. So muss ein “normaler Kreisverkehr” einen Außendurchmesser von mindestens 26 m haben, um von allen zugelassenen Fahrzeugen befahren werden zu können. Häufig sind diese Platzreserven jedoch nicht vorhanden. Während man in Deutschland in solchen Fällen bisher auf die Anlage von Kreisverkehren verzichtet hat, sind im europäischen Ausland, insbesondere in Großbritannien und Frankreich, sogenannte Mini-Kreisverkehre entwickelt worden.

    Hierbei handelt es sich um kleinere Kreuzungen oder Einmündungen, die als Kreisverkehr betrieben werden können. Die Kreisinsel, die beim “normalen” Kreisverkehr massiv ausgebildet wird und somit nicht überfahren werden kann, darf beim Mini-Kreisverkehr zumindest teilweise von Schwerfahrzeugen überfahren werden. Damit dies möglich ist, wird in der Mitte des Knotenpunktes lediglich eine leicht erhöhte, farbig gekennzeichnete, inselartige Rundfläche errichtet. Diese zentrale Fläche soll im Sinne eines Kreisverkehrs umfahren werden. Größere Fahrzeuge, wie Lastzüge oder Busse, können diese Fläche, sofern unvermeidbar, auch überfahren. Ansonsten gelten die gleichen Verkehrsregeln wie bei einem “normalen” Kreisverkehr, d.h. die Fahrzeuge auf der Kreisfahrbahn haben Vorfahrt.
    Im Rahmen dieses Forschungsprojektes ist eine wissenschaftliche Untersuchung von 18 Mini-Kreisverkehrsplätzen vom Lehrstuhl für Verkehrswesen durchgeführt worden. Die Außendurchmesser reichen von 13 m bis 25 m.

    Die Versuche haben sich insgesamt als großer Erfolg erwiesen. An keinem Knotenpunkt haben sich zusätzliche Gefahren herausgestellt. Meist sind die Unfallzahlen – vor allem aber die Unfallschwere – nach dem Umbau deutlich zurückgegangen. Minikreisel haben mindestens ein so hohes Sicherheitsniveau wie jeder andere Knotenpunkttyp. Im Durchschnitt waren im Versuch die eingerichteten Minis sogar sicherer als kompakte Kreise. Es zeigte sich, dass bis zu 17.000 Kfz pro Tag bewältigt werden können, ohne dass damit die Grenze der Kapazität erreicht wäre. Ein Rechenverfahren für die Kapazität wird bisher nicht empfohlen, weil die wissenschaftliche Basis dafür nicht vorhanden ist.

    In einigen Fällen ist es durch die Mini-Kreisel gelungen, jahrelange Leistungsengpässe im Straßennetz zu beseitigen. Und dies nahezu ohne große Kosten: Die Umbaukosten reichen von 7.500 Euro bis maximal 75.000,- Euro

    • ammer
      4. Juli 2008 um 0:37

      Mini-Kreisverkehr Danke, lieber GR Melker für Deine Recherche. Hinzu kommt, dass der Ortseingang von Berg gar kein Unfallschwerpunkt ist. Wieviel sinnvoller (und billiger) wäre also an dieser Stelle ein von Dir vorgeschlagener Mini-Kreisverkehr.

  3. Stefan Rudolf
    4. Juli 2008 um 9:59

    Kreisel Ohne Kreisverkehre generell abzulehnen, jedoch auch ohne die Meingung des “Melkers” zu teilen, daß es reiche, sich als Planer 10 Minuten an einen Kontrollpunkt zu stellen, um den Verkehr einschätzen zu können, sehe ich keinen Sinn in einem Kreisel für Berg, schon gar nicht in diesen Dimensionen. Gerne wüßte ich mehr über die fachlichen Grüne und Fakten der Befürworter. Allzuoft ist es ja in Gemeinderäten das Manko, daß die Räte gute Anwälte, Ärzte, Handewerker, Betriebswirte etc. sind, aber nicht immer fachlich qualifiziert zur Beurteilung dessen, was gerade beraten wird. Das ist keine Schande, muß aber bedacht werden. Wenn da – meinetwegen kluge – fachfremde Köpfe (m)eine Arbeit als Verkehrs- oder Landschaftsplaner beurteilen, ob diese gut oder schlecht, nötig oder unnötig ist, fragt man sich oft, ob dieselben Gemeinderäte sich mehrheitlich von Anderen in Ihre berufliche Tätigkeit so hineinurteilen lassen würden.

    Das ist ein wenig so, wie wenn wir alle aml wieder Jogi Löw spielen und die Manschaft mehrheiltich durch Abstimmung aufstellen.

    Ähnlich wie bei fragen zum Mörserturm, zu Solarzellen, Sendemasten, Dächern in Gemeindeteilen, Ortssanierungen, scheinen mir hier im Wohnzimmer erworbene Meinungen und kommunalpolitische Interessen vor fachlicher Kompetenz zu stehen.

  4. ammer
    4. Juli 2008 um 10:59

    Kompletter Schwachsinn “Liebe Quh-Freunde,

    aus meiner Sicht ist der Kreisel an der geplanten Stelle kompletter Schwachsinn, solange fast alle geradeaus fahren. Kann man da mit einer gemeindeweiten Unterschriftenaktion Schlimmeres verhindern? Mir scheint, die Politiker wollen die Straßenbaufirmen fördern. Gleiches geschieht gerade am Ende der A95, wo neu asphaltiert wird, obwohl der Belag vorher besser war als jetzt. Wer kontrolliert sowa eigentlich?

    Viele Grüße
    Michael C.”

  5. ammer
    4. Juli 2008 um 11:01

    Notwendigkeit? “hallo quhs,

    natürlich schon den flammenden Vortrag gelesen!

    Ich kann mir gar nicht vorstellen, wer die Notwendigkeit eines solchen Bauwerks erdenkt?
    Nutzen? Über das Erscheinungsbild ganz zu schweigen.

    Hoffe auf ein Aufwachenin der Gemeinde, m i n d e s t e n s um Alternativgedanken / Planungsansätze.

    Beste Grüße
    Markus”

  6. quh
    4. Juli 2008 um 11:41

    Leserbrief aus Allmannshausen Bitte!! Nicht diesen Kreisverkehr.
    Das Auto, zumindest in seiner heutigen Form ist sowieso ein Auslaufmodell.
    Wem soll denn dieser Kreisverkehr dienen?
    Wenn es wirklich um die Sicherheit ( Fahrbahnüberquerung) gehen soll, dann wäre eine Drückampel bestimmt die bessere Lösung.
    Wenn der Kreisverkehr kommt, dann wäre es auch nur konsequent gleich einen Obi, einen Mediamarkt, einen Mac Donald und einen Dehner mit einzufädeln, damit die Gemeindeeinfahrt wirklich genauso aussieht wie 1000 andere auch.
    Berg ist eine nette Gemeinde, aber eine Extrarunde bei jedem Hinein- und
    Hinausfahren wäre dann doch zuviel der Ehre.
    Wenn die Gemeinde investieren möchte, gerne, am besten in zukunftsfähige Verkehrsmittel. Wie wäre es mit dem viel diskutierten Fahrradweg durch Allmannshausen. Das gleiche gilt für die Strecke von Sibichhausen nach Aufhausen.

    H.Pan. All.

  7. quh
    4. Juli 2008 um 11:47

    Und noch ein Leserbrief Liebe Frau Link

    Als Argument gegen den Kreisverkehr könnte man noch vorbringen, dass es für Fussgänger/Radfahrer noch gefährlicher wird die Strasse zu überqueren. Ich habe 2 Kids, die hier trotz Mittelinsel beim überqueren sehr unsicher sind. Vielleicht ist statt Kreisverkehr ein Zebrastreifen oder eine Ampel wie am Ortsausgang sinnvoller und man wartet nicht ab, bis etwas passiert, bis man handelt.

    Mit freundlichen Grüßen

    Steffen Sch.

    Ps: wenn man unbedingt Geld ausgeben muss: an der Strasse nach Leoni fehlt auch ein Fuss/Radweg.