Kaltes klares Wasser, Bericht aus dem Gemeinderat

Die gesamte QUH hatte eigens eine Einladung auf die Wies’n abgesagt, um an dieser denkwürdigen Sitzung teilzunehmen, auf der heftig wie lange nicht Kritik auf den Bürgermeister hereinbrach (die dieser gar nicht kraft seines Amtes, sondern als Vorsitzender des Abwasserverbandes einstecken musste).


Ein gutes Projekt verkehrt angepackt: die neue “gerechte Gebühr” für Abwasser

Es zeigte sich, dass auch unter den anwesenden Räten wohl kein einziger ein zutreffendes Anschreiben des Verbandes bekommen habe. Den Anfang des durch fast alle Fraktionen sich ziehenden Klagegesanges machte GR Hlavaty, der bemängelte, dass das “absenderlose” Anschreiben des Abwasserverbandes, das auch bei ihm zu falschen Ergebnissen kam, genau so gut von den “Zeugen Jehovas” hätte stammen können.

Dann startete GR Ammer einen regelrechten Angriff auf das vom Abwasserverband angewendete Verfahren und sprach schlicht von einem “Skandal”, dass jede erfasste Dachfläche als voll in den Kanal entwässert berechnet werde. BGM Monn wies das Wort “Skandal” energisch zurück, konnte den Vorwurf in der Sache aber nicht entkräften. Wie auch: Der Abwasserverband hat seine Verfahrensweise ja längst verteidigt. Jetzt spricht man angesichts von 11.000 Flurnummern wieder von Überlastung.

GR Adldinger bemängelte, dass der Bürger das Vorgehen schlichtweg “nicht kapieren” könne. Eine kurze, aber doch beeindruckende Wortmeldung gab es von GR Galloth, der es als ein “starkes Stück” bemängelte, dass ihm 2000qm versiegelte Fläche in Anschlag gebracht würden, obwohl jeder wisse, dass es bei ihm in Farchach “weit und breit keinen Kanal” gäbe. GR Grundmann fragte, weshalb es im Vorfeld keine Informationsveranstaltung in Berg gegeben habe, GR Link bemängelte vor allem, dass jetzt der “Bürger in der Bringschuld” sei.

Die Verteidigung des Projekts durch Rupert Monn (“ja, es zeige sich, dass nicht alle das Schreiben verstanden hätten”, “nein, die Schreiben seien kein Bescheid, sondern nur eine Art Anfrage”, Rechenfehler hätte es “nur eine Hand voll” gegeben) konterte dann GR Haslbeck, der anmerkte, dass leider das Wort “Anfrage” nirgendwo in dem Brief vorkomme. Auf Unverständnis stieß auch die von BGM Monn referierte Angabe aus Seeshaupt, dass dort wegen der Bodenbedingungen “kein einziges Gebäude in den öffentlichen Kanal entwässert werde”, weshalb dort auch keine Flächenermittlungen verschickt worden sind.

In einer leidenschaftlichen Schlussrede bemängelte GR Ammer nochmals, dass man hier “das Vertrauen des Bürgers in seine öffentlichen Einrichtungen” massiv beschädigt habe. Ganze 45 Minuten dauerte die Generalabrechnung des Berger Gemeinderats mit dem Vorgehen des Verbands, an dessen Notwendigkeit allerdings niemand zweifelt – und auch nicht an der Sache der neuen gesplitteten Gebühr … dann erst kam man langsam zur Tagesordnung, die wir morgen nachliefern.


(Fotos: Felsenstern)

Kommentieren (4)

  1. QUH-Gast
    24. September 2013 um 23:24

    wir Bürger sind einfach zu blöd Ich stimme mit Herrn Monn überein, hier sind einfach zu viele Bürger, die das Anschreiben nicht begriffen haben. Am besten, Herr Monn sucht sich mit seinem Abwasserverband neue Bürger.

    Danke auch für das schöne “verkehrt angepackte” Foto

  2. oskar maria graf
    25. September 2013 um 8:02

    Das schweigen der Lämmer Wieso erfährt man denn zu diesem Thema nie etwas in der Presse? – vielleicht weil man selbst recherchieren müsste und nicht die üblichen bequemen “Herr Monn hat gesagt” Meldungen verbreiten kann? – Ein offener Protestbrief? – da schweigen wir mal lieber? – Ein Lob an die QUH, die hier auf weiter Front allein sich für Belange der Bürger einsetzt.

  3. QUH-Gast
    27. September 2013 um 17:19

    1 : 10 im Regenwasserkampf Ich halte die Berechnungen für ein Einfamilienhaus und eine Doppelhaushälfte in den Händen. Im Ergebnis ist von insgesamt 11 Positionen gerade einmal 1 richtig und aus den 600 m2 wurden 30 m2. Ich sehe einen Rechenfehler, falsche Ableitungen, eine versiegelte Fläche mit großem Baum und Beet in der Mitte usw.

    Aber es gibt auch etwas positives: Das Vogelhäuschen wurde aus der Luft nicht erkannt und deshalb auch nicht als Kanaleinleitung gewertet.

    • quh
      27. September 2013 um 19:34

      Vogelhaus mit Kanalanschluss? Danke für das Feedback … in der Tat warten wir weiterhin – abgesehen vom Vogelhäuschen – auf die erste richtige “Ermittlung” des Verbandes. Im “Merkur” durfte der Verband ja noch einmal seine Sicht der Dinge darstellen; dort findet man es gut, wenn Bürger jetzt Wasser in ihre Regenrinne schütten, um zu sehen, wo es herauskommt.