Die Geschichte vom Filmen

Hollywood, Bollywood, Babelsberg, Gemeinde Berg – schon der Klang dieser Namen läßt Cineasten-Herzen höher schlagen.

In unserer kleinen Gemeinde gibt es zwar keine Studios, trotzdem gab und gibt es eine lebhafte Szene von Filmemachern. Hier wurden große Schauspieler geboren, hier lebten sie oder fanden ihre letzte Ruhestätte. Es gab und gibt Filmproduzenten, Filmhändler, sogar ein Kurzfilmfestival.

Heute soll es um Berg als Drehort gehen, schließlich wurden hier großartige und vielfach prämierte Kinofilme gedreht:

Ludwig II von Luchino Visconti aus dem Jahre 1972 mit Helmut Berger und der wunderbaren Romy Schneider. Die Handlung ergibt sich aus dem Titel. Weniger bekannt ist vielleicht, dass die Originalfassung wegen der Darstellung des homosexuellen Ludwig auf bayerischen Druck stark gekürzt wurde.

Am Starnberger Bahnhof wurde der junge Wolfi Hetzl (lebte später einige Zeit in Assenhausen) für den Film entdeckt, er spielte für herrschaftliche 200 DM einen Lakaien und durfte sich im kalten März nackt aus dem See unter die Pellerine des Königs retten. Es gab noch Nach-Drehs in der Cinecittà in Rom, dann war die Filmkarriere schon wieder vorbei. Wolfi erzählt noch heute begeistert von den Filmaufnahmen und Schauspielern.

Auch Sigi Andrä war dabei; eigentlich als Zimmerer beim Friedinger in Starnberg mit dem Bau der Stege befasst, wurde er sogleich angeworben als Ruderknecht. Er durfte die arrogante Ziege (O-Ton Sigi) Sissi/Romy auf die Roseninsel rudern, überhaupt hatten 90 Prozent der Darsteller einen Schlag weg und waren nicht ganz sauber (wieder O-Ton Sigi). Trotzdem war der Visconti-Film für Sigi der Anfang einer jahrzehntelangen Tätigkeit im Filmgeschäft, oft hat er das Kameraboot gefahren. Doch das ist eine andere Geschichte.

Beide bestätigen uns, dass Berg wohl nur als Aussicht vom Westufer ins Bild kam, alle Schloßaufnahmen erfolgten in Possenhofen. Trotzdem bleiben wir dabei: ein Berger-Film! Nicht nur wegen des Hauptdarstellers.

Die Konsequenz von Wolfgang Petersen aus dem Jahre 1977 mit Jürgen Prochnow (zeitweise wohnte er am Kreuzweg) und Ernst Hannawald. Dieser Film thematisiert die Liebe zweier Männer und den gesellschaftlichen Druck des Jahres 1974. Der Bayerische Rundfunk verweigerte die Ausstrahlung im Rahmen des gemeinsamen ARD Programms, Wolfgang Petersen rief in einem offenen Brief zum Protest auf. Einige Aufnahmen entstanden in der Rottmannshöhe als Heim für schwer erziehbare Jugendliche. In einer Sequenz wird Ernst Hannawald als Erziehungsmassnahme mit kaltem Wasser abgespritzt; schließlich entkommt er aus diesem verhassten Heim, indem er an der Regenrinne herunter in die Freiheit klettert.

Horst Schiedeck aus Aufkirchen hat die Arbeit mit der Filmcrew in guter Erinnerung und erzählt lachend die Anekdote von den vielen Wiederholungen am Frühbeet seiner Gärtnerei mit dem nassen und durchgefrorenen Hauptdarsteller. Statt der erhofften 50 DM erhielt er damals 1000 DM, die seine Tochter Susi am liebsten gleich in ein Pferd investiert hätte.

Auch Jürgen Cosack (Allmannshausen) und Christian Kalinke (Berger QUH Kandidat) denken gerne an die goldene Nasen, die sie sich mit je 350 DM als Statisten, Requisitenaufpasser und Gartenarbeiter verdienten. Sie zeigten sich ebenso talentiert für Dreharbeiten wie für Mäharbeiten.

Trotz des schweren Themas gab es wohl eine lockere Atmosphäre am Dreh, alle Befragten lobten die Crew und die Darsteller, es hat Spaß gemacht.

Auch wir hatten viel Spaß beim Schreiben dieser Geschichte, vielen Dank an alle Informanten.

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