Alles dicht / pt. 2

Der Sonnenhof (siehe unten stehenden Artikel) ist nicht das einzige Berger Gebiet, wo die segensreiche Zusammenarbeit von kühner Architektur und wagemutigen Investoren historisch einmalige Blüten treibt. In Oberberg am Sonnenweg stehen die perfekt in die Gegend eingepassten Klone der Sonnenhof-Villen, von allzu aufdringlichen Bergern durch Aufschüttungen und einen wohlgesetzten Gitterzaun getrennt:

Trautes Heim, Berger Glück allein … hinterm Drahtzaun

Nebenan am Kapellenweg (da, wo die 150-jährige Eiche am Nachbargrundstück weichen musste / https://quh-berg.de/und-wieder-einer-weniger-19443480/) sieht man bislang nur eine doppelstocktiefe Baugrube … dafür wird sofort hektisch telefoniert, wenn man versucht, von ihr ein Foto zu machen (so geschehen letzten Freitag). Ein Ignorant, wer Böses dabei denkt.

Hier am Kapellenweg ist – bis hart an die Grundstücksgrenze – Großes am Entstehen

Im Etztal gegenüber ist eine idyllische Häusergruppe entstanden, die ihre beeindruckende Außenfassade offenbar mit gut mannshohen Betonaufschüttungen vor den Nachbarn schützen muss. Das Wort “Abstandsfläche” wird hier ganz groß geschrieben. Wiederholte Nachfragen haben ergeben: Ja, das ist alles so erlaubt (allzu schade, dass solch klaren Wände bisher kaum jemand gewagt hat … werden doch durch die formschöne Betonmauer auf früherem Straßengrund doch lästige Thujenhecken vermieden. – Geniale Architektur, die sich traut anzuecken!

Endlich mal keine Thujenhecke!

All dies ist freilich noch allzu bescheiden gedacht gegenüber dem selbstbewusst auftrumpfenden Hochhausbau von Allmannshausen, der sich (gefühlt so hoch wie der Kirchturm dahinter) derart optimal in die Umgebungsbebauung eingliedert. Die geschoßhohen Fenster verstärken in ihrer Vertikalität noch die intendierte Richtung: Näher mein bayrischer Himmel zu dir!

Vorne Hochhaus, hinten der unnötige, unbewohnbare Kirchturm

All diese Häuser entsprechen den gängigen, vom Landratsamt überprüften Bauvorschriften. Die meisten dieser Projekte mußten deshalb im Gemeinderat nicht einmal vorgestellt werden. Die Käufer freuen sich auf ihr neues Heim in unserer schönen Gemeinde.

Von der Schön-Klinik schweigen wir heute. Bei der ehemaligen Wurstfabrik in Oberberg wühlen sich inzwischen die Bagger durch den Nagelfluh:

Ein Dorf auf dem Weg in die Moderne!

Was hier entstehen soll, sieht ungefähr so aus wie der untenstehende Entwurf. Nicht ganz, denn diesen Entwurf hatte der Gemeinderat 2012 noch abgelehnt, mit anderen Dachformen 2014 dann aber genehmigt. Die QUH titelte damals “Von der Wurst- zur Wohnfabrik” https://quh-berg.de/von-der-wurst-zur-wohnfabrik-603125560-603125560/ .

“Von der Wurst- zur Wohnfabrik” 

All diese Häuser sind eine Widerlegung von Albert Einsteins berühmten Diktum, dass Gott nicht würfelt: Doch! Mit ganzen Häusern!

Update: Aber ein positives Beispiel sei noch erwähnt. Ebenfalls am Sonnenhof entstand ein Baufritz-Holzhaus – mit Erdwärme- und Solarenergienutzung. Rechts vom Haus befindet sich eine Doppelduplexgarage, links vom Haus befindet sich noch ein Stellplatz. Es geht doch auch so.

Holzbauweise, Erdwärme, Solarenergie …

Kommentieren (6)

  1. Christoph
    23. Juli 2019 um 10:16

    Was mich persönlich neben der gegenüber der bestehenden Bebauung unglaublich ignoranten Architektur ärgert ist, das abweichend zur gemeindlichen Vorgabe weiterhin Zäune ohne jedes Durchkommen für Kleinlebewesen gebaut und Thujen in beliebiger Höhe gepflanzt werden!!! Es lebe der durchgehende Betonsockel samt gefängnisähnlichem Streckmetallzaun!

    Hach wie idyllisch lebt es sich auf dem Lande…

  2. Bernhard von Rosenbladt
    23. Juli 2019 um 17:20

    Ich kann mich – mit einem großen Seufzer – der Kritik an der aktuellen Bau-“Kultur” in der Gemeinde Berg nur anschließen. Aber was helfen bissig-ironische Kommentare? Das klingt so, als habe man mit all dem gar nichts zu tun. Dabei stellt doch die QUH eine große Fraktion im Gemeinderat und die dritte Bürgermeisterin. Ich rege an: Eine Podiumsdiskussion der Bürgermeisterkandidaten/innen zur Frage: Was können wir tun?
    Bernhard von Rosenbladt (Vorsitzender der Berger SPD)

  3. Christoph
    23. Juli 2019 um 21:33

    Hier mal die entsprechende Satzung zum Thema Einfriedungen auf der Website der Gemeinde.
    https://www.gemeinde-berg.de/export/download.php?id=284

    Schade, dass die meisten von Bauträgern geplanten Schmuckstücke schon Prospekt davon abweichen.

  4. Walter Fuchsenberger
    24. Juli 2019 um 15:03

    Das Zusammenspiel zwischen verfügbarer Fläche, Wohnraumbedarf und SUV-Dichte ist am Sonnenhof bestimmt nicht gut gelöst – auf Basis eines Baurechts, das der Situation vor Ort nicht gerecht wird.
    Aber die Art der Fotoberichterstattung hat etwas Denuntiatorisches an sich.
    Es werden nämlich die Falschen an den Pranger gestellt. Vielleicht sind es junge Familien, die sich freuen, ein Heim gefunden zu haben. Ebenso wie sich junge Familien gefreut haben, als vor wenigen Jahrzehnten das Huberfeld großräumig erschlossen wurde.
    Der Zuzugsdruck wird auch künftig steigen und die Gemeinde wird Lösungen finden müssen.
    Es wäre sehr sehr interessant, wenn die bis jetzt bekannten Bürgermeisterkandidaten der QUH, FDP, CSU und der gemeinsame Kandidat der SPD/BG/EUW ihre Ideen vorstellen würden.

  5. Florian Gehlen
    25. Juli 2019 um 17:51

    Ich möchte Herrn Fuchsenberger zustimmen: Ich finde es nicht gut, dass hier Mitbürger an den Pranger gestellt werden, weil sie sich ein großes Haus leisten und bauen können. Denn das alles geschieht nach geltendem Baurecht und die Bauherren und -damen tun zunächst nichts Ungesetzliches. Ich möchte nicht wissen, wie viele Kritiker, die sich in solchen Diskussionen hervortun, aufschreien würden, wenn bei ihnen Fotografen auftauchen und die Bilder veröffentlichen würden (vielleicht sogar mit irgendwelchen Details, die tatsächlich nicht vorschriftsmäßig sind – nicht geräumter Gehweg, nicht zurückgeschnittene Hecke und was einem sonst noch alles einfallen könnte…).
    Es ist klar, dass hier nur der Gesetzgeber eingreifen kann. Schwierig ist sicherlich der maßvolle Umgang mit den Rechten des Einzelnen im Hinblick und in Auswirkung auf die Gemeinschaft – ganz egal, ob „Einheimischer“ (ab wann ist man das eigentlich?) oder „Neuzugezogener“.
    Noch ein Wort zum Thema „SUV“: Wir wissen alle, dass bezüglich der Abgas-Emissionen längst Handlungsbedarf besteht, dass die Autoindustrie da nicht nur betrogen, sondern auch die Zukunftsentwicklung für alternative Antriebe verschlafen hat. Wir wissen aber auch, dass der bisherige deutsche und somit unser aller Wohlstand nicht ganz unerheblich der Autoindustrie zu verdanken ist. Und so finde ich diese ewigen SUV-Anspielungen allmählich nervig. Ganz nebenbei verdienen auch einige „alteingesessene“ Berger ihren Lebensunterhalt nicht ganz schlecht in dieser Industrie.
    In der gesamten Diskussion schwingt irgendwie immer ein Hauch von Neid mit, dass andere sich mehr leisten können, als man selbst. Die überwiegende Mehrheit der guten Verdiener tut aber auch etwas dafür und das Geld ist hart erarbeitet. In dieser Hinsicht würden einige lautstarke Kritiker wahrscheinlich nicht tauschen wollen.

  6. Lefevre
    10. September 2019 um 14:37

    Die Winkelsteine sollen nicht vor Nachbarn schützen sonder sind das Resultat von Fehlern die die Gemeinde in der Vergangenheit bei Ihren Genehmigungen getätigt hat. So wurde nämlich auf dem angrenzenden Nachbargrundstück damals genehmigt das das Grundstück dieser Reihenhäuser um ca. 1.70 aufgefüllt werden durfte. Dies damit diese Reihenhäuser nach Süden einen ebenerdigen Garten haben können. Das war natürlich besser für deren Vermietung. Diese Auffüllung wäre damals nicht zulässig gewesen. Rückfragen bei der Gemeinde und dem LRA Starnberg resultierten darin das sich leider niemand mehr daran erinnern kann warum solche immensen Auffüllungen damals zugelassen wurden. Warum so etwas dann doch möglich war darüber kann man nur spekulieren.

    Durch diese Auffüllung wurde das damals ebenerdig angrenzende Grundstück um 1.7 m angehoben was nun zu Problemen mit Verschattung, überlaufendem Niederschlagswasser etc. führt. Aufgrund dieser Situation vor Ort wurde es genehmigt das durch eine Teilauffüllung meines Grundstücks ein teilweiser Angleich erfolgte durfte. Aufgrund eines Sonderwunsches wurden die Winkelsteine über eine längere Strecke zu hoch weitergeführt, was von der Baugenehmigung abweicht. Ob dies nun etwas reduziert werden muss wird mit dem LRA Starnberg derzeit geklärt.

    Aufgrund der obigen Situation wurde abweichend von der Satzung der Gemeinde Berg eine höhere Mauer zzgl. Zaun zugelassen.

    Anmerken möchte ich noch das sich bei mir niemand gemeldet hat um den Hintergrund zu recherchieren.