Wandelwerke in der Wandelhalle

Für Kenner der Berger Kunstszene ist es ein köstliches Ratespiel … für alle anderen eine fundamentale Einleitung in diese. Für jeden ist es eine saulustige und interessante Kunstausstellung im Berger Marstall, die groß gelingt, gerade weil in ihr nicht alles gut geht. Immer drei Künstler haben zusammen (aber nacheinander) ein Werk geschaffen.

“Da geht’s lang” – Gemeinschaftswerk von Gabriel Baumüller, Juschi Bannaski, Dazze Kammerl (Detail)

Jeder Künstler, jede Künstlerin hat einen eigenen Stil. Der setzt sich aus 4 Dingen zusammen: Aus dem, was sie können, und aus dem, was sie nicht können (und weil jeder ein Künstler ist, weiß er, was er nicht kann), aus dem was er will und dem was er auf gar keinen Fall will. Diese 4 Dinge äußern sich bei jedem Künstler anders. Und wenn mehrere Künstler und Künstlerinnen zusammenarbeiten, kann es durchaus sein, dass jemand mit etwas konfrontiert wird, was er/sie weder kann noch will. Dann geschieht ein Unglück oder entsteht große Kunst. Beides ist im Marstall zu beobachten.

“Am Anfang war der Samen …” – Gemeinschaftsarbeit von Sebastian Heinsdorff, Hans Panschar und Sabine Beck (Detail)

Bei oben stehender Arbeit hat der zum konzeptionellen neigende Ickinger Sebastian Heinsdorff offenbar den Samen samt Inschrift gefertigt und der Berger Holzkünstler Hans Panschar respektvoll einen Rahmen dazu gebastelt, den Sabine Beck dann wohl mit einem realistischen Baum (den Hans Panschar so nie malen würde) versehen hat. Ob sich die verschiedenen Stile ergänzen oder subtrahieren, muss jeder selbst entscheiden. Auf jeden Fall ist genau wie nie künstlerische Kraft im Entstehen zu beobachten. Denn natürlich fügt jeder Stil dem anderen etwas hinzu oder zerstört die Eigenart des fremden Werkes. Das aber war genau gemeint (und wird in der Ausstellung auch dokumentiert).

“Ein Stück vom Himmel” – Gemeinschaftsarbeit von Sebastian Heinsdorff, Gerdi Herz und Hans Panschar 

Die ambitionierte Ausstellung “Wandelwerke” (heute, Sonntag, noch bis 19 Uhr geöffnet) ist sozusagen das erste “Werk” von Nikky Keilholz-Rühle, der neuen Vorsitzenden des Berger Kulturvereins. Als ehemalige Goethe-Institutlerin weiß sie, was kuratorische Arbeit bedeutet, wie man Künstler zum Schaffen animiert. Hier hat sie eine Idee der Künstler der Ateliertage gekonnt aufgegriffen und orchestriert. Eine Bereicherung für Berg, die für die Zukunft viel schönes erwarten lässt. Unser Interview mit Nikky Keilholz-Rühle finden Sie hier: https://quh-berg.de/wandelwerke/

Gut besucht: die “Wandelwerke” im Berger Marstall

Ein Erfolg war die Ausstellung auf jeden Fall: Schon die Vernissage am Donnerstag war gut besucht und durch das “Mutabor”-Konzert auch unterhaltsam. Trotz des schönen Wetters fanden sich immer Besucher im Marstall, und 20% der Werke wurden (zum Einheitspreis von 600€) auch schon verkauft. – Weiter so.

Kommentieren (3)

  1. gast
    8. April 2019 um 20:01

    gut getroffen,lebendig geschrieben

  2. Hans Panschar
    8. April 2019 um 21:42

    Da hat jemand uns und das Thema Wandelwerke verstanden… das freut die Künstler der Ateliertage!
    Hans

  3. quh
    9. April 2019 um 19:08

    Danke für das Lob und das Lesen … wir haben auch extra unsere besten Leute geschickt.