Zum letzten Kalb von Allmannshausen

Bewusst haben wir hier im QUH-Blog – nach den leidvollen Erfahrungen bei der Windraddiskussion – die Kommentarfunktion etwas versteckt. Trotzdem finden sich dort manchmal interessante Beiträge. Zum Beispiel vom Allmannshauser “Stefan”, der ganz persönlich das Ende der Allmannshauser Landwirtschaft bedauert. Für uns immer noch – neben den überbordenden Neubauten – das traurigste Ereignis des Jahres. Am Dienstag genehmigte der Gemeinderat den Umbau in Pensionszimmer.
Der verlassene Kuhstall von Allmannshausen

Stefan schrieb uns als Leserkommentar: “Eine sehr traurige Entwicklung in meiner Wahlheimat Allmannshausen, die aber gesellschaftlich aktuell lautstark gewünscht ist. Man glaubt es kaum.

Was wir im beschaulichen Allmannshausen erleben, ist eigentlich nur der Beginn einer Entwicklung, die das Resultat einer falschen Agrarpolitik der letzten 15 Jahre ist und im ersten Moment von den meisten Bürgern gewünscht ist. Mit den auf uns zurollenden gesetzlichen Verschärfungen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung bzgl. überregulierten Tierschutz-/ Tierwohlanforderungen, Emissions- und Baurichtlinien für landwirtschaftliche Tierhaltungen wird die kleinbäuerliche, regionale Tierhaltung bald keinen Platz mehr finden.
Zudem verändert sich die Akzeptanz bei “Dorf”-bewohnern zunehmend, so ist es für viele ehemaligen Stadtbewohner nicht akzeptabel, dass Nutztierhaltung mit gewissen Gerüchen, Geräuschen und Hinterlassenschaften zusammenfällt. Gerade Kühe können nun mal auch den ein oder anderen Außenspiegel vom geparkten Porsche beim Weidegang durch die Ortschaft touchieren. Der Landwirt hat hier leider zu oft mit viel Unverständnis, Diskussionen und teils Anzeigen zu kämpfen, auch wenn der Hof vor dem Porsche am Ort war…
Es hilft leider wenig zu jammern, denn es sind wir alle als mündige Verbraucher, die über die Zukunft unserer Landwirtschaft entscheiden, nicht der Landwirt allein. Der Agrarstandort Deutschland ist leider so gefährdet wie einige andere ungeliebte Industriezweige, die aktuell gesellschaftlich geächtet werden. Dabei dient Landwirtschaft allen und nicht im erster Linie der Heugewinnung für wohlstandsgetriebene Pferdepensionen.

Sehr schade um den “Schwoaga” Hof in Allmannshausen, dem Peter Sewald ist´s kaum zu verübeln. Hauptsache der Hof wird jetzt nicht in 10 Luxusappartments umgebaut…

Den Platz der Milchversorgung wird dann eben ein überregionaler Molkereikonzern übernehmen und der 1000 Milchkuh-Laufstall steht heute vielleicht noch irgendwo im Allgäu und wird eben in weiterer Zukunft nicht mehr in Bayern oder Deutschland stehen, sondern im fernen Ausland. Hauptsache wir haben unseren CO2-Ausstoß in Deutschland von 2% auf 1,2% gesenkt, fühlen uns mit Bio-Label-Einkauf im Premium-Edel-Supermarkt gut und genießen das argentinische Bio-Entrecote auf dem 1000€-Weber-Gasgrill am Wochenende und die Biene ist gerettet.

Am meisten macht mir Sorge, dass meine Kinder eben nicht mehr das Melken sehen und erleben können, sondern ein Stück näher an die gesellschaftliche Entfremdung von unserer Nahrungsmittel-Produktion rücken.”

Traurig: Das letzte Kalb in Allmannshausen (wohl noch bis zum Herbst)

Kommentieren (1)

  1. Hermann WILL
    9. August 2019 um 23:46

    Hallo Stefan,
    dass der Peter Sewald seine Kühe aufgibt finde ich auch sehr schade. Und dass das u.a. eine Folge der Landwirtschaftspolitik ist ist auch klar. Die (und der Bauernverband) vertreten weder die Interessen der kleinen Bauern noch die der Biobauern. Aber dann kommen ein paar Rundum-Schlag-Statements: “überregulierte Tierschutzanforderungen und Emissionsrichtlinien”, “ehemalige Stadtbewohner” und “Porschefahrer”, “wohlstandsgetriebene Pferdepensionen”, “Co2-Ausstoß”, “Bio-Label-Einkauf” samt “argentinischem Bio-Entrecote”, “1000 €-Wevergrill” und die “geretteten Bienen”. Darüber würde ich gerne bei einem Bier mit Dir diskutieren.
    Hermann WILL