Zu zweit gerockt: die Stoa169

Es ist vollbracht: Letzten Sonntag wurde in der Nähe von Polling das irrsinnigste, das wagemutigste, das ungewöhnlichste Kunstprojekt in unserem Radius eröffnet – die Stoa169.

Die Säulenhalle (bunt: JoanaVasconcelos)

121 Säulen stehen nahe der Ammer unter einem Dach – elf mal elf Reihen.  Jede Säule wurde von einem anderen Künstler, einer Künstlerin oder einer Akademieklasse gestaltet. Es finden sich große Namen aus sechs Kontinenten darunter: Alicja Kwade, Lawrence Weiner, Monica Bonvicini, Gregor Hildebrandt, Erwin Wurm, Santiago Serra, Rebecca Horn und viele andere mehr.

Kuratorium, Künstlerinnen und Künstler, vorneweg: Bernd Zimmer

Projektleiterin Lena von Geyso und Franziska Leuthäußer aus dem Kuratorium führen ein, Bernd Zimmer blickt zurück und voraus, Dr. Damian Lentini vom Haus der Kunst erklärt, Johannes Enders spielt – und dafür ist die Stoa, die Säulenhalle, auch gedacht – als offener Ort der Kommunikation und der Zusammenkunft, des Denkens und der Betrachtung. Ein Projekt mit vielen, vielen Beteiligten – aber die Stoa zu realisieren, so Franziska Leuthäußer, das haben Bernd und seine Frau Nina eigentlich “zu zweit gerockt”.

Bernd Zimmer und Johannes Enders

Die Säulen bestehen nicht nur aus Stein, alle möglichen Materialien wurden verbaut. Am ungewöhnlichsten wohl Rinderkniegelenke. Der kirgisische Künstler Shaarbek Amankul bekam die Knochen von einem Metzger und kochte sie vor Ort aus, bis er sie verarbeiten konnte.

Wolfgang Flatz vor seinem Baum, links die Säule von Karin Kneffel

Flatz pflanzte einen Baum, der durch die Aussparung in der Decke hinaufwächst. Alicja Kwade ließ aus einem Baumstamm den Ansatz eines Tischs heraussägen.

Santiago Serra: Säule mit Arbeitsplatz

Santiago Serra ließ eine krude, quadratische Säule stehen und schuf einen Arbeitsplatz: Neben der Säule sitzt (fast immer) ein lebender Mensch.

Konzept, Geist, Witz und Sinnlichkeit

Ein Leuchtturmprojekt für Bernd Zimmer, einst in Berlin einer der vier jungen Wilden von der Galerie am Moritzplatz. Mit seiner Frau Nina lebt er seit mehr als dreißig Jahren in Polling, und es ist eine Meisterleistung der beiden, die Stoa allen Skeptikern, Unkenrufen und Gegnern zum Trotz realisiert zu haben. Die Stoa ist immer einen Ausflug wert. Für Spenden statt Eintritt steht ein kleines Kästchen am Weg – der Zutritt ist völlig frei, sonst wär’s nicht stimmig.

Die noch freien Säulen bilden übrigens die “Akademiediagonale” – jedes Jahr soll – nach München und Wien – eine Säule von einer anderen Akademie auf der Welt gestaltet werden.

Alle Informationen zu den Künstlerinnen und Künstlern sowie zur Entstehung und zur Anreise finden Sie hier: https://stoa169.com/de/