Ver-Trump-ung von Berg: Zäune allenthalben

Das Wetter passt, das Fest kann kommen: Heute findet auf Bergs schönster Wiese, am Wiesenweg in Kempfenhausen, das einzige Berger Sonnwendfeuer des Jahres statt. Grund zur Freude, zum Feiern … mit einem kleinen, fast skandalösen Wermutstropfen. Wegen Auflagen der Gemeinde musste um das Festgelände ein Bauzaun errichtet werden. An anderer Stelle stehen hingegen noch viel unüberwindlichere Zäune.

Was sind das für Zeiten, in denen man nicht mehr auf einer freien Wiese sitzen und die Sonnenwende feiern darf?

Die veranstaltende Feuerwehr von Kempfenhausen musste in diesem Jahr zum ersten Mal einen Zaun um das Festgelände errichten. Man benötigt extra Sicherheitskräfte, und es gibt Zugangsbeschränkungen für Minderjährige. Eine Entwicklung, die – wenn sie so weiter geht – das soziale Leben in Berg zum Erliegen bringen könnte. … Schon vor einiger Zeit hatte sich auch Julia Galloth (Grüne) über die Auflagen für das Farchner Sonnwendfeuer beklagt. Der Bürgermeister versprach zwar Unterstützung … allein, das Fest konnte in diesem Jahr nicht stattfinden. Zunächst spielte das Wetter nicht mit, dann kam die Weltmeisterschaft, und schließlich hatten die Lieferanten zum Termin für das “schönste Fest der Gemeinde” keine Zeit. So feierte man die Sonnenwende nur im kleinen, privaten Kreis. Unvergessen die Zeiten, als die heute “weltberühmten” Kofelgschroa in Farchach aufspielten. … Siehe unseren 10 Jahren alten Bericht: https://quh-berg.de/erfolgreiche-hexenverbrennung-in-farchach-5010533/

Ob es jemals wieder so schön wird? – Kofelgschroa auf dem Sonnwendfeuer in Farchach 2008

Diese Entwicklung ist umso bedauerlicher, als gerade das Farchacher Fest zu den traditionellen Höhepunkten des Gemeindelebens gehörte, seit Jahrzehnten friedlich und ohne große Störungen auf der Wiese stattfinden konnte.

Aber: Eben erreichte uns die Nachricht des Farchner Obermadls, dass in diesem Jahr dafür ein Sommerfest stattfinden wird – am 21. Juli.

Die Zäune, mit denen man die Tradition in Berg inzwischen wegzusperren versucht, werden auch anderswo errichtet. Dort allerdings sind sie alles andere als legal. Schon vermehrt wurde im Gemeinderat etwa ein Stahldrahtzaun mit dahinterliegender Plastikmauer angeprangert, der nicht nur hässlich ist, sondern auch der Satzung der Gemeinde widerspricht:

Wohnen auf dem Land hinter Stahlzäunen (in Berg verboten)

Solchen Zäune (z.B. in Oberberg) sind durch die Gemeindesatzung eindeutig untersagt. Sie verstoßen gleich gegen eine Reihe von Vorschriften. die hier einzusehen sind https://www.gemeinde-berg.de/index.php?id=293,38

Wird ein Grundstück oder Grundstücksteil durch Anpflanzung eingefriedet, sind ausschließlich lebende Hecken aus heimischen Gehölzen zulässig. … Einfriedungen entlang einer straßenzugewandten Grundstücksgrenze dürfen nicht als geschlossene Bretterwände, Mauern, Betonwände, Sichtschutzzäune u.ä. ausgeführt und nicht verkleidet oder bespannt werden. … Künstliche Einfriedungen, sonstige Anlagen und Einrichtungen dürfen eine Gesamthöhe von 1,30 m nicht überschreiten. … Einfriedungen dürfen das Orts-, Landschafts- und Straßenbild nicht verunstalten.”

Hier wie dort gilt: eine dörfliche Gemeinschaft, die sich hinter solchen Zäunen verstecken muss (egal ob beim Feiern oder bei der Gartenarbeit), steht in Gefahr, eines ihrer kostbarsten Güter zu verlieren: ein tolerantes Miteinander in sozialer Gemeinschaft.

Auf unbestimmte Zeit verschoben

Die Berger Burschen und Madln bauen jedenfalls schon für das Dorffest auf.