Partei-Flugblätter im Praxistext

Was sagen uns eigentlich die Parteien mit ihren Flyern? Der Wahlkampf im großen Vergleichstest. (Die Noten haben nichts mit der politischen Gesinnung zu tun)

Die CSU hat offensichtlich am meisten Geld. Nicht nur, dass von ihr am meisten Flugblätter kommen (Wir haben jetzt schon 5!). Es hagelt ganze Hefte voller Kandidaten und sogar Flugblätter, in denen ganzseitig angekündigt wird, dass GR Gastl-Pischetsrieder nicht mehr für den Gemeinderat kandidiert, sondern für den Kreistag. Obendrein macht die CSU generös Hochglanz-Werbung für Kandidaten konkurrierender Parteien: So für BM Monn, der im Kreistag für die CSU und nicht für seine Mehrheitsbeschaffer von der “Einigkeit unabhängiger (!) Wähler” kandidiert. Zu ihren 20 Gemeinderatskandidaten vermerkt die CSU lakonisch Alter, Familienstand und Beruf. Es fällt auf, dass ausgerechnet für die bekennend christliche Familien-Partei CSU zwölf ledige Kandidaten den Kopf hinhalten. Note 4 plus, mehr als ausreichend.

Die FDP will “die Zukunft gestalten” – Aber schon beim gegenwärtigen Flyer hat man mit der Gestaltung total versagt. Man weiß bei der FDP weder wie die Spitzenkandidatin heißt, noch wie man Sibichhausen schreibt. Dafür stammen einige Fotos der Kandidaten offensichtlich aus den 70iger Jahren, als die FDP noch wichtig und heute noch Zukunft war. Nicht mal auf ein einheitliches Hintergrundblau hat man sich einigen können. Dafür kein einziges Wort zu politischen Zielen. Unterirdisch! Setzt man hier auf den Mitleidseffekt? – Note 5 minus. Vorrücken stark gefährdet!

Von der “Bürgergemeinschaft” erscheint zu Wahlkampfzeiten die gediegen informative “BürgerPost”. Auf dem extra verteilten, riesigen DIN A 2 Wahl-Flugblatt ein etwas nebulöses Gruppenbild, einige politische Ziele und blau hervorgehoben die Hoffnung, dass alle “politischen Gruppierungen auch in Zukunft die gute Zusammenarbeit fortsetzen”. Wohlgesetzt und humorfrei erfährt man Hobbies und Vereinszugehörigkeiten der Kandidaten, ansonsten einige politische Sprechblasen ala “Ich kandidiere, weil ich mich für die Interessen der Bürger unserer Gemeinde einsetzen möchte”. Alles ist professionell, abgeklärt, kenntnisreich, fehlerfrei und etwas langweilig – so wie die Partei. Störend ist allerdings wirklich das übermäßige Format, das selbst den geneigtesten Leser erschlägt. – Noch: Note 2 minus.

Am sympathischsten macht es die SPD: Vorne der beliebte Spitzenkandidat; drinnen das junge Team; hinten drauf erreichte politische Ziele und Zukunftsprojekte übersichtlich in 2 Spalten. Man spürt “Erfahrung und Engagement” (so auch der Wahlslogan), das ist informativ, übersichtlich und gut fotographiert von Listen-Schlußlicht Maja von Rosenbladt. Als Zuckerl gabs ein rotes Telefonbuch-Lesezeichen mit den Adressen und Öffnungszeiten der Berger Kneipen. Den Luxus der Groß-Parteikasse bemerkt man daran, dass Jungwähler persönlich angeschrieben wurden. Die Note: eine glatte 1, klar Klassenbester (bis jetzt!).

Apropos Flyer/Flugblatt: Am besten als Papierflieger eignet sich das Solo-Blatt von Gastl-Pischetsrieder senior (schweres Papier, gutes Format). Das scheint er sich – blickt man auf das V.i.S.d.P – sogar heroisch selbst finanziert zu haben. Keine Note.

Und die QUH auf Liste 08? – Abwarten!

Die 4 Spitzen-QÜHE: Andy Ammer – Elke Link – Elke Grundmann – Jokl Kaske
(Photo Quirin Leppert)

Kommentieren (1)

  1. oskar maria graf
    12. Februar 2008 um 23:26

    Die rote Bibel Was der Ammer da in der Hand hat, ist doch glatt ein Band meiner “Oskar Maria Graf Gesamtausgabe”! Und eine QUH haben sie mir auch wieder neben mein Denkmal gestellt. Sehr fein! Viel Erfolg, liebe QUH! So ist man weniger allein als Genie.