Neues aus dem Gemeinderat: Wer hat mir auf den Kopf gemacht?


Aus: Werner Holzwarth/Wolf Erlbruch, Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf den Kopf gemacht hat, Peter Hammer Verlag

An dieses wunderbare Kinderbuch fühlte man sich in der gestrigen Gemeinderatssitzung erinnert. Doch eins nach dem anderen.

Von Gemeindeseite wurde bekanntgegeben, dass die Breitbandversorgung von Kempfenhausen seit längerem fertiggestellt sei, von Aufkirchen mittlerweile ebenfalls, die restlichen einbezogenen Ortsteile würden noch im Oktober versorgt.

QUH-GR Dr. Ammer riss das Thema des Abends an: Hundehaufen müssten doch von den Hundebesitzern weggemacht werden – nun wollte er – rein informativ – wissen, wie sich dies mit Pferdeäpfeln verhalte. “Wir leben auf dem Land, das Problem betrifft alle Ortsteile”, meinte BGM Monn dazu, erzählte aber, dass es in Höhenrain zwei Ställe gebe, die einmal die Woche Mitarbeiter mit der Schaufel durch die Straßen schickten, um die Hinterlassenschaften der Pferde zu beseitigen. “Aber man kann niemanden zwingen.” GR Dr. Haslbeck fügte launig hinzu, um 1900 hätte der zum Teil meterhohe Pferdemist auf den Straßen New Yorks als kaum lösbares Umweltproblem gegolten. Dort fielen übrigens angeblich 136.000 Tonnen Pferdemist jährlich an, und bei dem prognostizierten Waren- und Verkehrsaufkommen wäre New York ohne die Erfindung des Automobils bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wohl in Pferdeäpfeln erstickt.

GR Dr. Kaske hatte zu dem Thema noch beizutragen, dass am Seeuferbereich in Kempfenhausen dringend eine Hundetoilette benötigt wird. Im Zuge dessen meldete sich auch noch GR Schmid zu Wort, der als passionierter Jogger darüber klagte, dass die Hundehaufen zwar eingesammelt und eingetütet, die Tüten jedoch oft am Wegesrand entsorgt würden.

Auf der Tagesordnung standen primär drei Anträge auf Baugenehmigung bzw. Vorbescheid für landwirtschaftliche Lagerhallen und eine Produktionshalle mit Betriebsleiterwohnung. Alles wurde – Privilegierung bei der landwirtschaftlichen Nutzung vorausgesetzt – einstimmig genehmigt.


Die neu angelegten Parkplätze vor dem Kloster (Foto: H.-P. Höck)

Den größte Aufreger bildete der Gasthof zur Post. GR Hlavaty fragte nach, ob die tatsächlich durchgeführten Baumaßnahmen auf den Außenanlagen den vom Rat genehmigten Plänen entsprächen. BGM Monn verneinte dies – er sei “schwer enttäuscht”, und das Landratsamt habe bereits wieder einen Baustopp verhängt. GR Sokolowski hatte aufgrund dessen die Einberufung des PUVE beantragt (GR Streitberger: “Jetzt muss ich aber schon mal fragen, warum eine Gemeinderätin so etwas überhaupt beantragen muss!”) Zur Erinnerung: Im Februar war von der neu gegründeten Geheimgesellschaft “Aufkirchen leuchtet” (GR Brunnhuber, GR Hlavaty, GR Sokolowski) die Neugestaltung des Marienplatzes beantragt worden. Andi Gröber stellte in derselben Sitzung seine Umbaupläne für den Gasthof zur Post vor. Gespräche sollten folgen – so auch auf der Homepage der Gemeinde nachzulesen. Was folgte, waren jedoch hauptsächlich Parallelaktionen – die Gemeinde beauftragte das Büro terrabiota mit der Planung des Platzes, die Baugenehmigung für die Post ließ auf sich warten. Gespräche fanden wenn überhaupt, dann zu spät statt. Andi Gröber fing schließlich an zu bauen – im Juli gab es einen Baustopp, u.a. wegen der ungeklärten Stellplatzsituation. Um den Bau zu beschleunigen, kam der Gemeinderat Gröber entgegen, die Genehmigung wurde vom LRA erteilt. Gröber baute weiter – legte die Parkplätze jedoch anders an als auf dem genehmigten Plan vorgesehen (“Die Planung stimmt in den Grundzügen nicht mit dem überein, was realisiert wurde” – so BGM Monn). Nun wurde vor einer Woche wieder ein Baustopp für die Außenanlagen verhängt. GR Hlavaty fürchtet: “Das ist nicht rückbaubar – das wird ein Kampf.” GR Ammer plädierte dafür, alles zu tun, um eine schnelle Wiedereröffnung der Post zu ermöglichen. BGM Monns erklärtes Ziel ist es, den Kurvenbereich zum Kloster, der nun für Stellplätze angelegt wurde, wieder dem öffentlichen Verkehr zuzuordnen. Andi Gröber sieht die neue Kurvenführung eher als Beitrag zur Entschleunigung.

Jetzt sollen erst einmal Gespräche stattfinden, dann wird der PUVE tagen. Wir sind gespannt.

Anlässlich der heute eröffneten Frankfurter Buchmesse abschließend noch ein Lektüretipp: Peter Handkes “Versuch über den stillen Ort”. Und damit meint er – ganz ernsthaft – das Örtchen, das stille.

Kommentieren (6)

  1. PogoRentner
    10. Oktober 2012 um 19:06

    So ein Frust Warum bekommt das Münsing in den Griff?
    Warum herrscht im Berger Gemeinderat und in der Verwaltung komplettes Desinteresse an der Ortsmittengestaltung historische gewachsener Strukturen?
    Bei uns wird munter betoniert wie in der DDR der 70er & 80er Jahre.
    Dort lag es am totalitären System …

    • quh
      10. Oktober 2012 um 22:09

      Frust ja, Desinteresse nicht unbedingt. Oft sind die Eigentumsverhältnisse – oder die Stellplatzsatzung – das Killerargument. Umso ärgerlicher, wenn das Grundstück – wie z.B. am Berger Maibaum – schon einmal in Gemeindebesitz war.

  2. gartenhausbewohner
    11. Oktober 2012 um 14:37

    Lösung? Angesichts der immer wieder lustig zu lesenden Schildbürgergeschichten aus dem Gemeinderat zum Thema Bebauung frage ich mich weshalb in der Gemeinde Berg nicht längst ein Bebauungsplan für alle relevanten Bereiche aufgestellt wurde.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Bebauungsplan

    Die in den letzten Jahren umgesetzten privaten und öffentlichen Baumaßnahmen sehen oftmals ja sehr sachlich/formal/einfallslos/austauschbaraus, bzw. erinnern stark an den Zweckbautenstil der schon die 60er und 70er Jahre geprägt hat.
    Schade, dass sich das Verständnis zum Thema Bauen die letzten Jahre wieder deutlich von der Nachhaltigkeit entfernt hat. Anleitung zum nachhaltigen Bauen und entsprechende Fallbeispiele gibt es ja eigentlich genügend.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Dieter_Wieland

  3. Ultraschorsch
    11. Oktober 2012 um 15:17

    Fahrbahnmarkierungen? Wie schauts denn eigentlich mit fehlenden Fahrbahnmarkierungen aus? Mir würden jetzt ganz spontan die Kreuzung Grafstrasse/Perchastrasse einfallen. Seitdem dort keine Markierung mehr ist, die den Autofahrern aufzeigt, dass man dort auch nebeneinander abbiegen kann kommt es hier zu den Stoßzeiten gerne zu Staus. Desweiteren fällt mir auch noch die Strasse zwischen Bachhausen und Aufkirchen ein. Ohne Markierung fällt es nun mal vielen Leuten schwer die Breite ihres Fahrzeugs richtig einzuschätzen und so kommts hier wirklich oft zu brenzligen Situationen, wo entweder beinahe der Aussenspiegel dran glaubt oder der ein oder andere beinahe in den Graben rauscht.

  4. quh
    11. Oktober 2012 um 16:50

    Fahrbahnmarkierungen @ Ultraschorsch Wir fragen in der nächsten Sitzung nach.

    • Ultraschorsch
      11. Oktober 2012 um 18:11

      Super! Vielen Dank!