Klare Ansage

Klare Worte finden sich auf der neuen Ortstafel von Bachhauser Wies. Am helllichten Tag wurde das bestehende Ortsschild entfernt und durch ein selbstgemaltes ersetzt. Neue Information: Das alte war offenbar umgefahren worden.

Eine neue Gemeindegebietsreform für Bichl?

Was will uns das sagen?

Im Zuge der Gebietsreform wurde die Gemeinde Bachhausen mit einem Teil von Bachhauser Wies (der Rest mit Höhenrain) schon 1972 dem Landkreis Starnberg zugeordnet, da der Landkreis Wolfratshausen aufgelöst wurde. Das ist 47 Jahre her. Zum 1. Januar 1975 wurden die drei Gemeinden Bachhausen, Höhenrain und Berg zur Gemeinde Berg zusammengefasst. Bachhauser Wies war damals – wie der Oberbursch uns freundlicherweise heute erklärte – geteilt. Zur Gemeinde Höhenrain gehörte der Unterbichl genannte Ortsteil. Der obere Teil von Bachhauer Wies, Oberbichl, war Teil der damals eigenständigen Gemeinde Bachhausen. Die Gemeinde Höhenrain entstand 1818 aus den Orten Biberkor, Allmannshausen, Sibichhausen und Höhenrain – und offenbar aus einem Teil von Bachhauser Wies. 1975 kam die Zusammenlegung zur Großgemeinde Berg. In der Festschrift 1200 Jahre Höhenrain ist das genau nachzulesen:

In den betroffenen Gemeinden ruft dieser Vorschlag erstmals unterschiedliche Reaktionen hervor. Während Berg viele Vorteile – vor allem für sich selbst – in einer Großgemeinde sieht, erkennt Bachhausen, dass letztendlich kein Weg an einer Zusammenlegung vorbeiführen wird und versucht, möglichst viele Vorteile für die Bürger von Bachhausen herauszuschlagen. Die Höhenrainer Gemeinderäte stehen dem Entwurf in der Mehrzahl ablehnend gegenüber. (…) Die Höhenrainer Gemeinderäte sperren sich mit allen Mitteln. So werden Entscheidungen vertragt, Anträge nicht angenommen und widersprüchliche Entscheidungen getroffen. (…) In einem weiteren Vorschlag wird der Bürgermeister von Höhenrain, Jakob Monn, vom Höhenrainer Gemeinderat beauftragt, Gespräche mit Dorfen und Münsing zu führen, mit dem Ziel mit diesen einen neuen Gemeindeverbund zu schaffen.

Es geht spannend weiter – die Bevölkerung wurde befragt. Wir zitieren aus der Festschrift:

Doch man hat nicht mit dem entschiedenen Willen der betroffenen Bevölkerung gerechnet. Es wird eine “Interessengemeinschaft zur Herbeiführung organischer Abgrenzung der Gemeinden – Bachhausen – Berg – Höhenrain – e.V. gegründet. In einer Unterschriftensammlung sprechen sich

80 Personen des Gemeindeteils Allmannshausen (Höhenrain)
97 Personen des Gemeindeteils Sibichhausen (Höhenrain)
66 Personen des Gemeindeteils Assenhausen (Höhenrain)
95 Personen des Gemeindeteils Aufhausen (Bachhausen) und
37 Personen aus der Maxhöhe  (nicht bekannt, zu welchem Gemeindeteil diese gezählt werden)

für eine Umgliederung in die Gemeinde Berg aus.

Es fällt auf, dass keine Unterschriften im Ort Höhenrain gesammelt wurden. (…) Auf Druck der Staatsregierung wird am 27.10.1974 in einer geheimen Abstimmung eine Entscheidung herbeigeführt.

Dabei sprechen sich 2.188 für und 630 gegen den Zusammenschlusss aus; dabei ist das Stimmenverhältnis in Berg 1035 zu 149, in Bachhausen 497 zu 86 und in Höhenrain 656 zu 395.

Bachhauser Wies gehörte zu zwei Dritteln zu Höhenrain und zu einem Drittel zu Bachhausen. Für die Zusammenlegung mit Berg stimmten 1974 über 85% der Bachhauser, die ihre Stimme abgaben, in Höhenrain waren 62 Prozent der abgegebenen Stimmen für die Zusammenlegung. So drückt das “neue” Ortsschild also den Wunsch zur Rückkehr in die Vergangenheit aus (was gerne mit dem leider selten konkrektisierten Zusatz “als noch alles besser war” verbunden wird). Bachhauser Wies möchte nicht mehr zur Großgemeinde Berg gehören, sondern auch “Hier regiert Hearoa” rufen?

Nach diesem kleinen historischen Exkurs amüsieren wir uns jedoch prächtig, gedenken der Europawahl, bei der so viele Bürger für eine starke Gemeinschaft votiert haben, und halten uns weiter an das Prinzip “Gemeinsam sind wir stark”. Berg, das sind 15 unterschiedlich geprägte Ortsteile, die innerhalb unserer Gemeinde ihren eigenen Charakter bewahren, aber gleichzeitig die Chance nutzen, politisch, gesellschaftlich und infrastrukturell gemeinsam zu agieren. Kleine Frotzeleien bestärken die Gemeinschaft.

Kommentieren (5)

  1. Maximilian Haberl
    30. Mai 2019 um 18:38

    Liebe Quh berg, würden sie einmal ihr Gemeinde Archiv durchforsten , würden sie feststellen das Bachhauserwies früher geteilt war und somit da Biche zur Gemeinde Höhenrain gehörte und nur der obere Teil der Bachhauserwies zur Gemeinde Bachhausen gehörte. Weiterhin wurde das alte Ortsschild nicht entfernt sondern durch einen Auto Unfall so sehr beschädigt das es erneuert werden muss. Aber ihnen liegt das menschliche wohl der Gemeinde Berg wohl nicht am Herzen sonst hätte man über diesen Unfall durchaus auch berichten können. Tun sie uns alle einen Gefallen und recherchieren sie in Zukunft im voraus richtig bevor sie hier diese FAKENEWS posten
    Mfg Max Haberl

    • quh
      30. Mai 2019 um 19:25

      Lieber Max Haberl,
      über Unfälle berichten wir selten, darum kümmern sich die Polizei, die Feuerwehren und die Sanitäter. Und natürlich verlassen wir uns auf veröffentlichte Texte und auf das, was uns zugetragen wird – darauf sind wir angewiesen und freuen uns über alle Hinweise – und auch über Korrekturen. Aber dann verstehen wir es jetzt richtig: Bachhauser Wies will nicht endlich, sondern endlich wieder zu Höhenrain gehören, und zwar diesmal zu allen drei Dritteln. Verstanden. Wir korrigieren es im Text – danke für den Hinweis. Und wir haben das natürlich mit einem Augenzwinkern verstanden.

  2. ammer
    30. Mai 2019 um 21:01

    Lieber Max Haberl,

    Ihre Aussage, uns “liege das menschliche wohl der Gemeinde wohl nicht am Herzen” (sic), weil wir nur selten über Unfälle berichten, ist etwas merkwürdig und sehr aus der Sichtweise einer rücksichtslosen Boulevardpresse geschrieben, zu der wir uns gerade nicht zählen. Über Unfälle berichten wir prinzipiell sehr selten. Danke trotzdem. Wir lernen gerne dazu.

    Ihr
    Andreas Ammer

  3. Thomas Griesbeck
    30. Mai 2019 um 21:54

    Liebe Quh, wenn ein paar Hiesige ein solches Schild aufstellen, dann kann man durchaus davon ausgehen, dass es dazu einen geschichtlich korrekten Hintergrund gibt.
    Bachhauser Wies war früher zwischen den Gemeinden Höhenrain und Bachhausen aufgeteilt. Das Unterdorf (Unterbiche) gehörte zur Gemeinde Höhenrain und ist bis heute Bestandteil der Pfarrei Höhenrain. Das Oberdorf (Oberbiche) gehörte zur Gemeinde Bachhausen und ist bis heute Bestandteil der Pfarrei Aufkirchen. Die Gräber der alteingesessenen Familien befinden sich demnach je nach Dorfteil entweder in Aufkirchen oder in Höhenrain auf dem jeweiligen Friedhof.
    Fälschlicherweise wird Bachhauser Wies immer wieder als Ortsteil von Bachhausen bezeichnet, dies ist so jedoch nur für das kleinere Oberdorf zutreffend.

    • quh
      30. Mai 2019 um 23:54

      Vielen Dank für diese Aufklärung – das ist ja mal echt aufschlussreich – sehr schön! So steht es jetzt ja auch im Text. Solche Details über kleinere Ortsteile sind in der Tat nicht so leicht zu finden – wenn überhaupt, da ist man auf die “Hiesigen” angewiesen. Der Ortsname legt die Zuschreibung zu Bachhausen wirklich nahe – umso mehr haben wir uns gewundert und konnten uns das logisch nur als Wunsch für die Zukunft erklären, nicht als geschichtlich nicht korrekt. Aber toll, dass ihr uns das erklärt habt – sehr interessant. Da würden wir auch gerne noch mehr darüber wissen – um wie viele Häuser hat es sich damals gehandelt? Standen die früher noch weiter auseinander oder wie kam diese Trennung? Ist der Ort erst später zusammengewachsen? War Unterbichl gleich 1818 bei Höhenrain dabei?