Angesichts des schönen Wetters waren drei der Gemeinderäte in kurzen Hosen erschienen. Die Dramatik der Sitzung erforderte es, dass einer davon sogar kurz die Sitzungsleitung übernehmen mußte, was nach dessen eigener Einschätzung wahrscheinliche zum ersten Mal in der Geschichte Bergs der Fall gewesen sein könnte … in dieser Hinsicht war es eine historische Sitzung.
Die CSU im großen Umfragetief, die SPD mit kleinsten Themen … sinnlose Bauanträge: Politik im Sommer am See
Ansonsten schickte der Landtagswahlkampf erste Stilblüten in den Berger Gemeinderat: der CSU-Chef etwa fühlte sich bemüßigt, den Feuerwehren – wie dies auch hier im QUH-Blog bereits geschehen ist – populistisch für ihren sommerlich unermüdlichen Einsatz zu danken. Ein Dank der zwar angemessen, für den eine ordentliche Ratssitzung vielleicht nicht ganz das richtige Medium ist. Den Ex-QUH-Vorsitzenden veranlasste dies zu dem Zwichenruf “Bist Du schon im Wahlkampfmodus?” und selbst der Bürgermeister pflichtete der QUH bei und gestand schmunzelnd, dass er den gleichen Gedanken auch gerade gehabt habe.
Die SPD wollte da politisch nicht zurückstehen und verbuchte es als ihren Erfolg, dass ihr lokalpolitisches brummendes Lieblingsthema, die Bienen und ihr Gesumm, sogar in “Betrifft Berg” Eingang gefunden habe. Erst als die Parteigemüter sich derart ausgetobt hatten, konnte der Gemeinderat endlich an die Arbeit gehen.
Diese war von bemerkenswerter Eintönigkeit: Wie in jeder Sitzung wurden mehrere Bauanträge vom Sonnenhof und Kreuzweg mit Verweis auf die Veränderungssperre einstimmig abgelehnt. Anscheinend ist die Goldgräberstimmung am Problemberg ungebrochen.
Schweren Herzens lehnten die Räte auch ein Baugesuch in Höhenrain ab, wo der Bauwerber (anders als die meisten Bewerber vom Kreuzweg) keine grundlosen Paläste oder überdimensionierte Wohnblöcke bauen wollte, sondern nur mit einer Einliegerwohnung die Wohnsituation etwas verbessern … allerdings etwas zu groß für den Bebauungsplan. EUW & QUH setzten sich dafür ein, mit dem Bauwerber zu sprechen, sodaß dieses Vorhaben in eine Form gebracht werden könne, die genehmigungsfrei sei.
Den einzigen “Aufreger” gab es anlässlich des Vorhabens eines 8(!)-Parteienhauses an der Starnbergerstraße in Höhenrain. Vor gut 1 1/2 Jahren hatte der Rat hier ein Projekt abgelehnt. Der Inhaber wandte sich an das Landratsamt, es gab Ortstermine samt “kontrovers geführter Diskussion“. Die setzte sich im Rat fort: Denn in der Ladung befand sich zunächst die Empfehlung, das Projekt abzulehnen. Dies jedoch stellte sich als Irrtum heraus: der Bürgermeister hatte in seinen Notizen eine Zustimmung stehen. … ? ! ? … Verblüffung! Konfusion! … BGM Monn bat den 2. Bürgermeister Hlavaty (dieser in besagten kurzen Hosen) die Sitzungsleitung zu übernehmen, damit er die Sachlage prüfen könne … und verschwand in sein Büro.
Statt diesem Häuschen an der Starnbergerstraße darf jetzt ein 8-Parteien-Wohnhaus mit 16 Parkplätzen entstehen
In der Tat war die Verwaltung schlussendlich zur Entscheidung gekommen, die Voranfrage für das Projekt zu befürworten. Es gelang dann nur nur knapp mit 10:7 Stimmen. Viele Gemeinderäte bemängelten, dass somit auch hier einer massiven Wohnbebauung (gegen die man am Kreuzweg gerade kämpft) Tor und Tür geöffnet sei. Schon auf dem Grundstück selbst sei mit ähnlich umfangreichen Bauanträgen zu rechnen. Allerdings hätte man vom Kreuzweg lernen können, dass ein einziges etwas zu groß geratenes Haus genügt, um ein ganzes Vertel der Spekulation und der Zersiedlung anheim zu geben.