Gehetzt und gerissen

“So eine Brutalität habe ich noch nie erlebt – und ich gehe seit 30 Jahren auf die Jagd”, sagte Markus Binar, Jagdpächter im Jagdrevier Höhenrain. Jedes Jahr werden in seinem Revier ca. 7 Rehe nachweislich von Hunden gerissen, und vor wenigen Wochen gab es einen besonders dramatischen Vorfall.

Blutige Hetze mit tödlichem Ausgang

Vor etwa drei Wochen wurden ein Muttertier und ein Kitz von zwei Hunden gehetzt. Sie waren ohne Leine unterwegs und mit einem verbotenen Teletaktgerät ausgestattet. Durch das beherzte Zugreifen von Anwohnern konnte verhindert werden, dass die Hunde sie töteten, allerdings mussten beide erschossen werden, weil sie schwer verletzt waren. Die Polizei wurde eingeschaltet. Das zweite Kitz ist bei Markus Binar an der Fütterung. Kitze können nur im Sozialverband heranwachsen – meistens schließen sich verwaiste Kitze einem jungen Bock an.

Brutale Verletzungen (Fotos: Markus Binar)

Immer wieder kommt es zu ähnlichen Vorfällen, besonders auf der Höhe von Biberkor. Gerade “Autogassigeher” lassen die Hunde oft ohne Leine laufen. Während die Verkehrsunfälle mit Rehen eher zurückgehen, werden die Rehe immer häufiger von freilaufenden Hunden aus den Obstgärten, wo sie wohnen, aufgestöbert und flüchten sich über die Straße in den Wald. Rehe sind aber Kurzzeitflüchter, sie fliehen nur 100 Meter ins nächste Gebüsch, wo sie aber aber von den Hunden leicht aufgestöbert werden – um dann, von kleineren Hunden, weiter gehetzt oder, von größeren Hunden, gar gerissen zu werden. Die gerissenen Rehe sind immer Muttertiere, die sich für ihre Kitze opfern.

Dabei ließe sich das ganz leicht verhindern, so Markus Binar. Ihn ärgert besonders, dass stattdessen die Bauern so oft zu Unrecht angegriffen werden – gemeinsam mit den Jägern tun sie ihr Bestmögliches, um in den Feldern versteckte Kitze vor der Mahd aufzustöbern. Wenn nicht vorher gesucht werden kann, wird auch einmal auf eine Mahd verzichtet. Normalerweise gibt der Landwirt Markus Binar den Mähtermin zeitig bekannt. Dann wird abends eine Wildscheuche aufgestellt, das ist ein Gerät, das unregelmäßige Licht- und Tonsignale aussendet. Abends und morgens vor der Mahd wird die Wiese dann abgesucht, es gibt eine Beunruhigung mit Hund. “Das ist viel Arbeit, aber wir haben eine super Zusammenarbeit zwischen Bauern und Jägern. Alle Jagdgenossen ziehen am gleichen Strang”, sagte Markus Binar. Er weist darauf hin, dass Hunde in Feld und Flur nicht nur gefährlich für Rehkitze sind, sondern für Hasen und Wiesenbrüter. Auch Hundekot auf den Wiesen ist wegen der Krankheitserregers Neospora Caninum gefährlich für Rinder, Schafe, Ziegen und Pferde.

Mit der Geburt der neuen Kitze beginnt Anfang April übriges das neue Jagdjahr, die Kitze des letzten Jahres heißen dann “Schmalrehe”. Daher ist von April bis Juli wieder besondere Vorsicht geboten.

Kommentieren (5)

  1. Raketenschnecke
    2. Februar 2024 um 20:48

    Die Jäger und Bauern machen jedes Jahr einen Aufruf: Hunde an die Leine, Hundekot entsorgen…. es ändert sich nichts
    Ich selbst musste schon ein paar mal den Jäger kontaktieren weil ein Hund wilderte und kein Besitzer in Sicht war.
    Bei meiner täglichen Laufrunde begegnen mir sehr, sehr viele Hundehalter. 1-2 Hunde sind angeleint, der Rest läuft irgendwo weit weg von seinem Besitzer in der Wiese/Waldrand.
    Auch die Auto-Gassi-Fahrer haben seit Corona in unserer Gemeinde sehr stark zu genommen. Es wird mit dem Auto gefahren und der Hund läuft hinterher!
    Ich frag mich immer warum? Warum kann ich nicht zu Fuß mit meinem Hund an der Leine gehen…..

  2. Gast
    5. Februar 2024 um 11:59

    Ich dachte der Jäger darf nicht angeleinte Hunde schießen. Oder ist das falsch oder nicht die Ultima ratio.

    • quh
      5. Februar 2024 um 19:39

      Juristisch ist das wohl wahr. Er ist sogar dazu verpflichtet, wenn der Hund dem Tier zu Wir zitieren als Nicht-Jäger ausnahmsweise aus einem Beitrag des Bayerischen Rundfunks: “Hundehalter haben dafür zu sorgen, dass ihr Hund nicht wildert. Passiert das trotzdem, darf der Jäger den Hund erschießen. Das regelt der sogenannte “Jagschutzparagraph” im Bayerischen Jagdgesetz. Demzufolge ist der Jäger verpflichtet, das Wild in seinem Revier zu schützen. Wildernde Hunde darf der Revierinhaber deshalb unter bestimmten Bedingungen töten … . Der Hund muss ohne Aufsicht unterwegs sein. Er muss in der Lage sein, das Wildtier zu gefährden. Ein Jäger darf also keinen Dackel erschießen, der einem Hirsch nachstellt. Und der Hund muss dem Wild “erkennbar nachstellen”. Ein bloßes unbeaufsichtigtes Streunen gehört nicht dazu. Der Hund muss das Wildtier allerdings noch nicht hetzen; er muss es auch noch nicht angefallen oder gerissen haben, damit der Jäger schießen darf. Es reicht, dass der Hund die Fährte eines konkreten Tieres aufgenommen hat und dieses “zielgerecht verfolgen” will, so Hecht.
      Tötet ein freilaufender Hund ein Wildtier, kann der Revierjäger den Hundehalter gegebenenfalls auf Schadensersatz verklagen. Sollte der Hundehalter seinen Hund sogar bewusst zur illegalen Jagd eingesetzt haben, droht laut Strafgesetzbuch eine Geldstrafe oder sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren .”
      https://www.br.de/nachrichten/wissen/faktenfuchs-duerfen-jaeger-wildernde-hunde-erschiessen,RTGSpsM

  3. Gast
    16. Februar 2024 um 12:52

    jeder sollte seinen Hund einschätzen können.ich habe einen Herdenschutzhund mit Hüftdysplasie,die nie weiter als 20 Meter von uns weggeht,weil sie uns beschützt,wenn sich was bewegt,wie eine Katze,kann sie ungefähr 20 Meter hinterherhetzen und dann ist game over
    somit sehe ich keine Gefahr,wenn ich meinen Hund tagsüber auf dem Waldweg unangeleint laufen lasse,auch ein Hund will mal 5 Minuten Freiheit.an den See kann man nicht,im Sommer eh nicht,verboten! im Winter sind die chicken Leute beim Spazieren gehen am See und regen Sich auch auf,boaaah,wir haben soviel Hundebesitzer,Hunderetter etc.,nehmt doch auch darauf mal Rücksicht und der Appell an die Hundebesitzer ist nur,legt euch einen Hund zu,der zu Euch passt,wenn man 80 ist,passt kein Hund der 3 Stunden laufen will und jung ist,ein Australian Shepard braucht eine Aufgabe etcetc,informiert Euch,welchen Hund ihr holt,dann ist auch mal 10 Minuten ohne Leine kein Problem. ansonsten wäre schön natürlich auch auf die Rehe aufzupassen,ich liebe Rehe und esse auch keins mehr,aber abknallen kann man sie ja schon,gelle,das ist besser?habe auch schon erlebt das schwangere Rehe abgeknallt wurde.passt einfach auf die ganze Tierwelt besser auf!!!!! und überlegt was ihr tut!!!!

  4. Gast
    19. Februar 2024 um 18:45

    Ein schwangeres Reh?🤣🤣🤣hier gibts immer was zu lachen.
    Nur zur Info: Der Jäger bezahlt Jagdpacht an die Grundbesitzer. Der Hundebesitzer nicht.