Gänsehaut


Anthony Spirit, Ariadne Daskalakis, Sebastian Hess

Gänsehaut – dieses Wort war in der Pause und nach dem Konzert nicht nur einmal zu hören. Wobei mal der Mozart gemeint war, mal der Mendelssohn und mal der Henze.

Ariadne Daskalakis an der Geige, Anthony Spirit am Flügel und Sebastian Hess am Cello spielten einander im bis zum letzten Platz besetzten – für die letzte Zuhörerin wurde sogar noch ein Stuhl hereingetragen – Rittersaal des Schlosses Kempfenhausen fast zwei Stunden lang den Ball zu. Mit entrückter, bei Musikern gerne geradezu wild wirkender Konzentration und wohldosiertem Pathos spielten die drei zunächst ein Klaviertrio von Mozart. Es folgte – Markenzeichen der Marstall classics – ein kleiner Ausflug in die Moderne: Hans Werner Henzes “Adagio Adagio” von 1993. Sebastian, der den im Oktober des letzten Jahres verstorbenen Komponisten noch persönlich kannte und am letzten Schliff von “Adagio Adagio” sogar beteiligt war, erzählte von dessen Haus in Italien und dem Begriff von Schönheit, der sich ihm dort vermittelt habe. Er bezeichnete Henze als “barocken Ästhet”, dem er hoch anrechne, dass er kein “Extremist der Moderne” sei, sondern dessen Musik eher ein Werk der Spätromantik sei, deren Wirkung einem Gemälde von Gerhard Richter gleiche.
Nach der Pause: Mendelssohn Bartholdys furioses zweites Klaviertrio, als Zugabe danach noch einmal Henze.
Dagmar Kaske überreichte nach dem tosenden Applaus Wein und Blumen und schloss mit den Sätzen: “Bleiben Sie uns treu. Schätzen Sie, welche Perlen wir hier in der Gemeinde haben. Wir müssen nicht immer nach München.” Applaus.