Euthanasieverbrechen im Landkreis Starnberg

Am Donnerstag, den 17.11. findet um 19 Uhr in der Aula des Landschulheims Kempfenhausen die Einführungsveranstaltung der Reihe “Kempfenhauser Gespräche zur Lokalgeschichte” statt. Das Thema lautet: “Vor unserer Haustür – Euthanasieverbrechen im Landkreis Starnberg”. Es referieren: Dr. Friedrike Hellerer, Kreisarchivpflegerin, Heinz Rothenfußer, Archivar der Gemeinde Berg, Gabi Graswald-Vidovic, Historikerin.

Ein aufgelassenes Grab an der Friedhofsmauer in Aufkirchen

Zwangssterilisationen und Morde an Kranken und Behinderten fanden im Dritten Reich auch im Landkreis Starnberg statt. Um die 300 Fälle sind bekannt und geklärt. Heinz Rothenfußer hat darüber zuerst in seinen viel beachteten Vorträgen im Rahmen der 1200-Jahr-Feiern der Gemeinde berichtet. Inzwischen haben seine und seiner Kolleg*innen Forschungen weitere Ergebnisse zu Tage gefördert, über die sie sprechen werden. Eine immens wichtige Unternehmung der Gemeinde … leider ist es weitgehend eine private Initiative des Tams um den Grünen Gemeinderat Heinz Rothenfußer.

Eines der Opfer: der in Starnberg geborene Josef Schwarz

Joseph Schwarz kam am 13. Oktober 1884 in Starnberg taubstumm auf die Welt. Wie man den vielen Briefen seiner Mutter entnehmen kann, war „Pepi“ ein vielgeliebtes Kind, aber die damaligen Möglichkeiten zur Sprach- und Intelligenzförderung waren gering. Joseph wurde 1893 in der Anstalt Ursberg untergebracht und scheint sich dort wohlgefühlt zu haben. Die Schwestern schrieben über ihn: „Hilft unter Anleitung v. der Schwester bei Gartenarbeiten, im Winter bei Hausarbeiten mit. Er verrichtet dieselben mit Fleiß u. Ausdauer. In sittlicher Beziehung ist er einwandfrei.“ Nur für kurze Besuche bei der Mutter und für einige Tage zur Zwangssterilisation in Eglfing-Haar verließ er Ursberg. Auch nach dem Tod der Mutter 1939 kümmerte sich ein Onkel regelmäßig und fürsorglich um ihn. Dennoch wurde Joseph am 29. April 1941 in die Anstalt Niedernhart „überführt“ und in Hartheim ermordet. Laut Standesamt Hartheim starb er am 15. Mai 1941.

Grausiges Plakat der NSDAP

Die so genannte „Euthanasie“ war weithin akzeptiert: Die Erhaltung „unwerten Lebens“ galt als Schädigung der Volksgemeinschaft. Dr. Friederike Hellerer, Heinz Rothenfußer (der Archivar der Gemeinde Berg) und Gabi Graswald-Vidovic haben umfangreiches Material gesammelt und werden es in ihrem Vortrag darlegen.

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