Die Schauspielerin

Carin Tietze wird natürlich oft erkannt – sie behauptet dann gerne, sie hätte ein “Allerweltsgesicht” – von wegen! Man kennt sie u.a. aus “Der Bulle von Tölz”, “Traumschiff”, “Der Bergdoktor”, “Tatort” und “Polizeiruf 110” und natürlich “Hubert und Staller”.


Carin bei Dreharbeiten (Foto: Quirin Leppert)

QUH: Wie wird man eigentlich Schauspielerin?
Carin Tietze: “Die erste Voraussetzung ist natürlich Talent, ein eiserner Wille und eine fundierte Ausbildung. Diese beinhaltet Schauspiel, Körpertraining (Tanzen und Fechten), Stimmbildung, (Atemtechnik, Gesang und Spracherziehung). Je mehr Fremdsprachen und Dialekte man beherrscht, umso besser – das gilt auch für Instrumente und Sportarten. Es gibt natürlich Quereinsteiger, aber die brauchen eine Extraportion Glück und natürlich Menschen, die an sie glauben und sie weiterbringen.”

QUH: Was machst du denn so den ganzen Tag? Wie sieht ein normaler Tagesablauf bei dir aus, wenn du drehst?
Carin: “Wenn ich frei habe, kümmere ich mich in erster Linie um meine Familie. Die restliche Freizeit nutze ich, um fit zu bleiben: Ausdauersport, Tennis, Modern Dance, Yoga, Wassersport und Langlaufen. Malen, Nähen, Werken und Singen helfen mir, meinen unruhigen Geist zu beschäftigen.
Neben Dreharbeiten synchronisiere ich ausländische Serien, Kinofilme und Trickfilme ins Deutsche, spreche Dokumentationen und lese Hörbücher ein.
Ein Drehtag z.B bei’ Hubert und Staller’ läuft so ab:
Ich fahre sehr früh morgens nach Wolfratshausen zur ‚Basis‘. Dort werde ich geschminkt und ins Kostüm gesteckt. Anschließend geht es nach Ammerland. Das Motiv, in der ich als ‚Sabrina Rattlinger‘ meine Bäckerei habe. Das Team ist zum Teil noch mit dem Lichtaufbau beschäftigt, und so nutzen wir Schauspieler die Zeit, gemeinsam mit dem Regisseur, dem Assistenten und dem Skript, im Wohnmobil den Text durchzusprechen. Vorschläge werden meist akzeptiert, und dann geht es schon ans Set. Die Zeit ist immer knapp. Nach einer Stellprobe für den Kameramann, Tonmeister und die Requisitenabteilung wird geprobt und die Szene schließlich gedreht. Sind alle zufrieden, wird umgebaut und andere Kamerawinkel und Nahaufnahmen folgen. Immer unter dem wachsamen Auge der Masken-und Kostümbildner. Alles muss sitzen.
Das geht so stramm den ganzen Tag. Neue Szenen folgen, Kostüme und Frisuren werden gewechselt. Zu Mittag wird ordentlich gegessen, da vor allem die Jungs von der Beleuchtung und Kameraabteilung schwer schleppen und bei Kräften bleiben müssen. Nach 12-14 Stunden ist Drehschluss. Ich fahre nach Hause, intensiviere den Text für den nächsten Tag und krache erledigt ins Bett.”

QUH: Dein schönstes Erlebnis?
Carin: Mein schönstes Erlebnis hatte ich mit Mario Adolf. Ich war zu Dreharbeiten in Venezuela und bekam einen Anruf aus Deutschland, dass 5 Wochen später ein französischer Film mit Mario Adorf in Venezuela gedreht wird. Da Mario Adorf zufällig gerade in der Nähe war, habe ich mich mit ihm und dem Produzenten zum Lunch getroffen und die Rolle bekommen. Fünf Wochen später war ich also wieder in Venezuela. Right time-right place!”

Quh: Du bist als Schauspielerin sicherlich oft unterwegs – freust du dich dann immer, nach Berg heimzukommen oder genießt du die große weite Welt?
Carin: “Ich genieße es sehr, im Ausland zu drehen. Ich war schon fast überall auf der Welt. Sogar zweimal in Neuseeland, aber am liebsten drehe ich in der Umgebung. Heimspiel ist mir das Liebste, vor allem als Mutter von zwei Kindern.”

QUH: Dein Traumberuf? Oder: Was wolltest du eigentlich werden?
Carin: “Seit ich denken konnte wollte ich Schauspielerin werden. Ich kann auch nichts anderes…
Ich bin sehr dankbar, dass mein Traum so erfolgreich in Erfüllung gegangen ist.”

QUH: Bist du politisch aktiv?
Carin: “Da ich Amerikanerin bin, ist es schwierig mich politisch zu engagieren. Ich bin nun schon 45 Jahre in Deutschland und finde, dass man eine Wahlberechtigung haben sollte. Naja, so bin ich wenigstens seit mehreren Jahren Quh-Mitglied.”