Die Münchner Bohème hinterlässt ihre Spuren

Schon früh entdeckt die Münchner Bohème den Starnberger See als Inspirationsquelle und Ausflugsziel. Einigen der schönsten Plätze unserer Gemeinde gaben sie sogar ihren Namen.


Das verschwundene Schloß Leoni aus der Luft

Hofopernsänger Giuseppe Leoni hat den richtigen Riecher und eröffnet bereits 1825 im damaligen Assenbuch ein kleines Hotelrestaurant. Seine Gäste lassen sich extra von Starnberg zum „Leoni“ hinüberrudern, und glücklich derjenige, der hier im Sommer ein Zimmer ergattert. Aus Assenbuch wird Leonihausen oder kurz Leoni. Als 1851 das erste Dampfschiff über den See schnaubt, hält es selbstverständlich auch beim Leoni, und der Besucherandrang nimmt stetig zu. 1880 weicht die Leoni-Villa einem stattlichen Seehotel mit zwei bezaubernden Türmchen. 1970 wird das malerische Hotel abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Doch der Name bleibt.


Eine Welt so schön wie von Märklin: Schiff, Schloß, Seilbahn, Berge, See

Häufiger Gast beim Leoni ist der Landschaftsmaler Karl Rottmann. Er malt viel für den Griechenland-verliebten Ludwig I. und kann sich so die Sommerfrische am Starnberger See leisten. Sein Lieblingsplatz ist eine Anhöhe oberhalb vom „Leoni“ mit atemberaubendem Blick über den See bis hin zu den Alpen. Nur ein Jahr nach seinem Tod 1850 erhält sie den Namen Rottmannshöhe. Der malerische Aussichtspunkt zieht so viele Besucher an, dass wiederum ein findiger Hotelier die Investition wagt und 1874 ein weithin sichtbares Hotel im Stil der italienischen Grand Hotels entsteht. Schriftsteller, Schauspieler, Maler geben sich ein Stelldichein. Aber nicht jeder ist erbaut vom anstrengenden Aufstieg vom Seeufer auf 660 m Höhe. Und so erwirken die Hoteliers von Seehotel und Rottmannshöhe die Konzession für eine dampfbetriebene Seilzugbahn. Als sie 1896 eröffnet wird, ist sie die erste ihrer Art in Bayern und erfreut sich regen Zulaufs.


Bayerns erste Seilbahn führte die Rottmannshöhe hinauf

Vom Dampfersteg Leoni führte sie steil den Berg hinauf, schlug dann eine scharfe Rechtskurve ein und endete nach 880 Meter Länge unterhalb des Hotels Rottmannshöhe. In ihren zwei offenen Waggons konnten rund 30 Personen befördert werden und die Bergfahrt war schon damals dreimal so teuer wie die Talfahrt. Sie kostete 30 Pfenning.

1922 wird der Betrieb der Seilbahn eingestellt, nachdem das Hotel seine Pforten schließen musste. Nach dem ersten Weltkrieg fungiert es als Sanatorium und Exerzitienhaus. Heute ist in dem Gebäude eine Abteilung der Heckscher Klinik untergebracht.