Der QUH-Adventskalender … das 23. Ständchen

Das Unglück, wenn es kommt, kommt gerne doppelt und dreifach. Die Familien und Einzelpersonen, die in der Berger Gemeinschaftsunterkunft untergebracht sind, haben ausnahmslos schwere Zeiten hinter sich. Aus den unterschiedlichsten Gründen mussten sie ihr Heimatland verlassen. In Berg sind sie vom Helferkreis hervorragend betreut und eingeführt worden, und es haben sich einige Freundschaften entwickelt. In diesem Jahr mussten nicht nur alljährlich gemeinsame Feiern, Nachhilfeunterricht und Theaterkurs ausfallen – was das Leben auf dem engen Raum erleichtert hat -, die Gemeinschaftsunterkunft steht nun auch noch unter Quarantäne – die sogar noch einmal verlängert werden musste. Der Helferkreis schickte uns einen Rückblick.

Die Unterkunft ist zur Zeit – während der Quarantäne – ständig bewacht.

Leider konnten wir in diesem Jahr weder eine Jahresversammlung des Helferkreises veranstalten, noch konnte das Nowruz-Fest, das immer zum Frühlingsanfang stattfindet, im großen Rahmen gefeiert werden. Erst wollten wir alles im Sommer nachholen, bald schon war die Rede vom nächsten Jahr. Ob das wohl klappt, ist leider auch nicht sicher.

Das letzte Nowruz-Fest 2019 im Pfarrsaal Aufkirchen

2019 hatten wir uns entschieden, unser jährliches Helferkreis-Treffen für die Verabschiedung von Iradj Teymurian zu nutzen und mit dem Nowruzfest zu verbinden, welches ein großer Teil unserer Flüchtlinge zu dieser Jahreszeit feiert. Alle hatten somit noch einmal die Gelegenheit, sich persönlich von Iradj zu verbschieden. Die afghanischen Frauen und Männer hatten groß aufgekocht und gegrillt. Auch einige pakistanische Männer und HelferInnen brachten selbst zubereitete Speisen mit und sorgten für das leibliche Wohl der gut 140 Gäste, die  den Pfarrsaal nach und nach füllten.

 

Nowruz

Unsere Kinder und Jugendlichen hatten auch in diesem Jahr wochenlang zusammen mit deutschen Kindern in einem Theaterworkshop hart trainiert, es kam noch zur Generalprobe, … allein die Aufführungen fielen, zur großen Enttäuschung aller Teilnehmer, der Seuche zum Opfer.

Der Theaterworkshop

Nicht nur die “schönen” Dinge fielen aus, sondern auch die herausfordernden. Hier Auszüge aus dem Jahresrückblick 2020:

Viele Geflüchtete, die inzwischen Arbeit im Hotel- und Gastgewerbe gefunden hatten, wurden wieder arbeitslos. Kindergartenkinder haben ihr Deutsch fast gänzlich vergessen, und die Schulkinder, die inzwischen, dank Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung, gut aufgeholt hatten, kamen mit dem Zuhauselernen nicht zurecht. Auch waren nicht alle gleich gut mit elektronischen Geräten und einem funktionierendem W-Lan versorgt. Die persönliche Unterstützung durch Nachhilfe und Hausaufgabenbetreuung fällt während des Lockdowns ganz weg. Nach dem Schulbeginn im September versuchten wir zwar Nachhilfelehrer für die Schulkinder zu organisieren, bevor die jedoch richtig loslegen konnten, kamen erste Beschränkungen. Jetzt stecken wir im zweiten Lockdown, und mittlerweile steht das Containerdorf zum zweiten Mal unter Quarantäne.
Trotz dieser ganzen Unannehmlichkeiten für die Bewohner des Camps ist die Situation in der GU weiterhin ruhig und  stabil.

Erfreuliches gibt es natürlich auch zu berichten. Von unseren Schülern sind momentan 3 auf dem Gymnasium,  9 von unseren Flüchtlingen haben einen Ausbildungsplatz, ein weiterer hat seine Ausbildung zum Friseurgesellen erfolgreich bestanden und arbeitet mittlerweile in einem Friseurgeschäft in Starnberg.

Hoffen wir, dass bald wieder ein “normales” Leben möglich sein wird. Wir alle haben viele Feste nachzuholen! Außerdem drücken wir die Daumen, dass die WLAN-Versorgungsprobleme bald gelöst werden – für manche von uns ist digital diet ein Luxus, für Menschen in dieser Situation ein no go. Danke allen Helferinnen und Helfern!