Der neue Brauch

Früher war der 31.10. bei uns der “Reformationstag”, also der Tag, an dem ein gewisser Martin Luther 1517 angeblich seine 95 “Thesen” an die Tür der Kirche des 2000-Seelen-Dörfchens Wittenberg angeschlagen hat. Allzu großen Eindruck auf die Bevölkerung dürfte der Zettel zunächst nicht gemacht haben, war er doch in der unverständlichen Kirchensprache Latein verfasst und trug den Titel: “Disputatio pro declaratione virtutis indulgentiarum”, was damals mit “Propositiones wider das Ablas” übersetzt wurde. Luther wetterte damit gegen den Erlass von Sünden gegen Geld über die päpstlichen Ablassscheine, mit denen unter anderem der Bau des Petersdoms in Rom finanziert wurde. Beispiel These 82: “Warum räumt der Papst nicht das Fegefeuer für alle aus?“ (vgl. QUH-Blog: https://quh-berg.de/15-17-plus-500/).

Heute wird stattdessen Halloween “gefeiert”, und so ziehen statt wütender Mönchen fröhlich als Geister geschminkte Kinder durch die Straßen, klingeln an den Türen, verkünden nicht immer ganz textsicher Sprüche wie “Wenn Sie uns nichts geben, bleiben wir hier kleben” und greifen freudig in die Schalen voller gespendeter Süßigkeiten. Und unser Freilichtkünster Stego aus Unterberg hat sogar seinen König-Ludwig-Altar dem Ereignis gewidmet.

Fröhliches Gruseln in Unterberg

Von Familie Wörl aus Aufkirchen bekamen wir folgende Bilder aus ihrem richtiggehenden Halloween-Haus – der Fantasie waren keine Grenzen gesetzt, und es gab ein rauschendes Gruselfest:

Wie aber kam es eigentlich zu dem komischen Grinse-Kürbis? – Den “Jack O’Lantern” brachten angeblich katholische irische Einwanderer nach Amerika, von dort kam er jetzt zurück nach Europa.

Die Geschichte aber geht so: Der Sage nach sperrte der geizige und betrügerische Jack den Teufel in einen Apfelbaum. Der listige Jack ließ den Teufel erst wieder frei, nachdem er ihm das Versprechen abgenommen hatte, niemals seine Seele zu holen. Wegen all seiner Vergehen wurde Jack nach seinem Tod nicht in den Himmel eingelassen – aber nach dem Versprechen des Teufels eben auch nicht in die Hölle. Aus Mitleid schenkte ihm der Teufel ein Stück ewig glühende Kohle aus dem Höllenfeuer, das Jack in eine ausgehöhlte Rübe steckte.