Bürgermeisterkandidatinnentagebuch #3

Die Eier sind gesucht, die Hasen gegessen, die Sonne verschwunden. Wie waren die Ferien?


Kandidatin unter Blüten

Über Ostern drei Tage “wulffen” gewesen: auf Einladung eines Berger “Großgrundbesitzers” und “Parteifreundes” Kurzurlaub in dessen Haus in Oberitalien gemacht. Es gab Kamelienblüte umsonst und das Oster-Tulpenfoto fürs Blog. Wenn das jetzt rauskommt, war es das dann mit meiner Kandidatur?

Zurück in Berg: Am Dienstag pflichtschuldig die Unterlagen für die Gemeinderatssitzung gepackt, Stift, Block, Brille, den Ehemann. Und dann allein vor dem dunklen Rathaus gestanden. Klar – es sind ja Ferien.

Mittwoch ein einzigartiger Berger Triathlon: Erst die Anselm Skogstad-Ausstellung im Katharina-von-Bora-Haus – eine Beschäftigung mit dem Thema Transgender bzw. Geschlechtsumwandugen. Interessiert mich besonders, weil ich letztes Jahr einen kanadischen Roman über einen Hermaphroditen übersetzt habe. Danach einen Teil der Ausstellungsbesucher (jetzt vorwiegend die männlichen) im a’dabei getroffen und noch Robbens verschossenen Elfer gesehen.


Das volle a’dabei: Mittwochstriathlon, 2. Etappe

Der einzige, der sich an dem Tag von einem Ohr zum anderen freute, war Bernd, der Wirt, der stolz war auf seine über 100 Gäste. Auch Josef Brustmann war dort – ich habe ihn gleich mit den anwesenden Burschen für die Ankündigung seines Auftritts im Berger Festzelt (siehe unten) fotografiert. Letzte Station des Triathlons: Auf dem Heimweg noch ein Kurzbesuch in der Berger Wachhütte, die ein richtiges kleines Ortszentrum auf Zeit ist. Geschlechterverhältnis jetzt wieder ausgeglichen.

Am Donnerstag erregt unser Artikel über die Ortsmitte die Gemüter. Wir bekommen eine Rekordleserzahl (über 550 Interessierte) und viele, viele empörte Rückmeldungen. Dabei ist es schon seit Monaten klar. Die Damen von den Ämtern hatten uns erklärt, in Zukunft solle der Radverkehr generell mehr in den fließenden Verkehr einbezogen werden. Ein so genannter “Schutzstreifen” soll den Raum für die Fahrradfahrer sichtbar machen – in Weilheim funktioniere das angeblich gut. Hm. Aber es gibt ja auch Positives zu berichten:


Es entsteht ein neuer Gehweg auf der Ostseite bis hin zum Kreisverkehr.

Wo Gefahr ist, wächst also das Rettende auch: Freitag war dann die Neueröffnung des “feinen Hausladens” gleich hinter “Dada” Bachmayers Pizzeria, die nur noch bis übernächsten Freitag offen hat. Gleich Schinken gekauft und Pralinen probiert.


Heute mal umgekehrt: Global die Renken, lokal das Denken.

Es hat zwar nichts mit dem Dorf zu tun, aber doch mit einem buchstäblichen Blick über den Tellerrand: Sonntags erst im Kunstbau anschauen, was Marcel Duchamp 1912 in München gemacht hat und wie ihn, den Avantgardisten, ausgerechnet der “Kuhmaler” Max Bergmann beeinflusst hat. Dann in die “Fire Dragon Lounge” in der Paul-Heyse-Straße – Hühnerfüße und Schweineohren, Lammmagen und Algen für Wagemutige. Im Hot Pot – einem in der Mite geteilten Fonduetopf mit zwei verschiedenen Brühen – wird Fleisch, Meeresgetier und Gemüse gekocht.

Und morgen gilt dann wirklich: Unterlagen für die Gemeinderatssitzung packen: Stift, Block, Brille, den Ehemann.

Kommentieren (1)

  1. QUH-Gast
    17. April 2012 um 11:10

    Und wo bleibt das Mühsal der Politik, Frau Kandidatin? Außer mit dem vermutlich verdutzten Ehemann vor verschlossenen Rathaustüren zu stehen sehe ich nur angenehme Freizeitaktivitäten. Als künftige Bürgermeisterin dürfte sich das Leben der Kandidatin wohl krass ins Gegenteil kehren. Für Dumme: was ist ein Hermaphrodit?