Bergspektiven erfolgreich neu gestartet

Unlängst hatte Bergspektiven-Initiator Christian Kalinke das Gefühl, am eigenen Erfolg zu ersticken: der Postsaal war bei seinen Veranstaltungen stets gut gefüllt, aber die Spendenkasse zumeist nicht allzusehr … vor allem aber war wegen des notwendigen Sprechens übers Mikro der persönliche Kontakt zum Publikum abgerissen. Deshalb wagte er am Donnerstag den Neuanfang und kehrte nach 87 Veranstaltungen an den Ursprungsort zurück: die Bauernstubne im Hotel Schloss Berg:


Christian Kalinke mit Hotelier Erich Hirt im Hotel Schloss Berg

Obwohl bei strahlendem Sonnenschein die äußeren Bedingungen alles andere als günstig waren, ….


Draußen das Wasser und die Boote, drinnen das gepflegte Gespräch

… war die Veranstaltung ein voller Erfolg: Gut 60 Gäste fanden sich ein, um dem G7-Gastgeber Dietmar Mueller-Elmau aus seinem Leben und vom Gipfel erzählen zu hören (Local hero war Hausherr Erich Hirt selbst gewesen).

Mueller-Elmau ist ein fulminanter Erzähler. Selbstbewusst berichtete er von seinen chaotischen Fahrten nach Indien als Jugendlicher, von seinem plötzlichen Reichtum als Computer-Programmierer und zum Schluss von seinem neuen Leben als Hotelier und G7-Gastgeber.

Insbesonderes das Letztere ließ die Zuhörer aufhorchen. Lieferte doch hier jemand relativ offen einen Blick hinter die Kulissen der ganz, ganz großen Politik. Einblick in eine Szene, die selbst investigativen Journalisten sonst verschlossen ist.


Beantwortet selbst Fragen, die keiner zu stellen wagt sofort: Mueller-Elmau

Mueller-Elmau berichtete davon, wie er erst gezögert habe, ob er die Veranstaltung ausrichten wolle, bis er einen Anruf vom Protokollchef der Kanzlerin bekommen habe, dass diese ganz gern selbst entscheide, wo sie einen Gipfel abhalte … und ihre Entscheidung sei gefallen.

Anders als viele Kritiker hielt Mueller-Elmau den Gipfel für “historisch” und “gelungen”. Er selbst habe darauf gedrängt, dass es vor dem eigentlichen Treffen der 7 Staatschefs einen persönlichen Termin mit Obama und Merkel gebe … da seien dann schon wichtige Weichen gestellt worden, Merkel habe da bereits die Richtung vorgegeben. Das Wort “Verantwortungsgemeinschaft” (statt Wertegemeinschaft), das seitdem die politische Szene beherrsche – so erläuterte der studierte Philosoph Mueller-Elmau – habe Frau Merkel dort zuerst gebraucht.

Überhaupt sei Improvisation und “dass es kein Nein gäbe” das Wichtigste bei der Durchführung eines so durchgeplanten Ereignisses. Frau Merkel zeichne es aus, dass sie sehr schnell entscheide. Äußerst wichtig sei ihr allerdings, dass außer ihr niemand entscheide. Da sei das Machtbewusstsein doch sehr ausgeprägt. Geschlagen werde die Kanzlerin da nur durch Präsident Barack Obama, der immer 30 Sekunden schneller merken würde, wie sich eine Situation entwickelt (oder wo die Kamera stehe).


Eine Ikone des Jahres 2015: Obama auf der Bank, die Merkel davor

Als Beispiel erzählte Mueller-Elmau, wie es zu dem ikonographischen Bild kam, das wie kein anderes für den Gipfel steht: In einem der von Müller-Elmau so geliebten ungeplanten Momente habe sich der amerikanische Präsident sofort und instinktsicher in die Mitte dieser Bank gesetzt, auf der nicht genug Platz für alle anwesenden Staatschefs war. Merkel war für einen Moment die absolute Kontrolle entglitten. Heute würde sie nur allzugern die Rechte an diesem Bild zurückkaufen, das der Bundeskanzlerin gar nicht gefalle.

Une was er von Frau Merkel gelernt habe? Sie habe ihm verraten, wie man es zu wahrer Macht schaffe: “Wenn Sie angegriffen werden, antworten Sie nicht.”

Dank an und Fotos von: Hans-Peter Höck