Nein, nicht “Mamma” oder “Papa Bavaria”, sondern “Die evangelische Bavaria” lautet der Titel des Vortrags, den Dr. Peter Gauweiler am Donnerstag, 20. Oktober, um 19:30 Uhr im Katharina-von-Bora-Haus hält. Dr. Peter Gauweiler war 13 Jahre lang Bundestagsabgeordneter in Berlin, privat ist er in Berg verwurzelt und Protestant. 2013 erhielt er die Luther Rose. Der Rest seiner Karriere dürfte allgemein bekannt sein. Er beschrieb uns kurz, worüber sich sein Vortrag dreht und weshalb er uns zur Illustration ein Oktoberfestfoto geschickt hat.
Dr. Peter und Eva Gauweiler auf der Wiesn (© privat)
Der Anlass hat ein bisschen was mit der 1200-Jahr-Feier von Berg zu tun. Eigentlich war Tassilo, unter dem hier in Berg ja alles anfing, der erste bayerische Protestant (gegen Papst und Kaiser, für eine bayerische Landeskirche).
Das Thema „ die bayerische Bavaria“ bezieht sich auf die evangelische Königin Bayerns, Therese, bei deren Hochzeit mit Kronprinz Ludwig das erste Oktoberfest stattfand) und deren Gesichtszüge Ludwig Schwanthaler mit der im Auftrag ihres Mannes 1853 errichteten Bavaria verewigt hat.
Nicht nur auf der nach ihr benannten “Theresienwiese” ist sie verewigt. Auch in der evangelischen Akademie in Tutzing hängt ein von Herzog Franz (bekanntlich selbst mit Hauptwohnsitz in Berg gemeldet) gestiftetes Porträt von Therese.
Eine Protestantin auf dem Bayernthron: Therese von Bayern, gebürtige Therese Charlotte Luise Friederike Amalie von Sachsen-Hildburghausen (1792 – 1854), Portrait von Joseph Karl Stieler, (um 1810)
Therese heiratete 1809 beinahe Napoleon, dann aber im Oktober 1810 doch den bayerischen Kronprinzen Ludwig. Trotzdem weigerte sie sich, dessen katholische Konfession anzunehmen. Ihr zu Ehren fand nach der Hochzeit auf der “Theresienwiese” ein Pferderennen statt. Ein Fest, das im Jahr darauf wiederholt wurde und seitdem jährlich stattfindet. Und deshalb konnte sich Dr. Gauweiler (und einige andere Bürger dieses Erdballs) auch dieses Jahr auf dem Oktoberfest amüsieren.
Die Heirat, aus der neun Kinder hervorgingen, war offenbar keine glückliche: „Leidenschaftslos verehelichte ich mich, es mag vorteilhafter sein für die Zukunft.“ gestand der zukünftige König Ludwig I. seiner Schwester. 1825 wurde er König von Bayern und Therese Königin. Nach einer Affäre mit der Tänzerin Lola Montez dankte Ludwig I. 1848 ab. Es war nur eine seiner vielen Affären. München verdankt ihm seine prächtigsten Bauten und Kunstwerke. An der Beisetzung seiner an der Cholera verstorbenen Gattin nahm Ludwig nicht teil, weil die katholische Kirche Trauerfeierlichkeiten für die evangelische Ex-Königin untersagt hatte