Gestern war der Tag, an dem Olaf Scholz, der Kanzlerkandidat der SPD, das völlig Unmögliche geschafft hat: er hat mit seiner Partei erst die Kandidatin der Grünen und dann auch den als unschlagbar geltenden Kandidaten der Union in den Umfragen erstmals eingeholt. Liegt es an seinem Gesichtsausdruck? Wir haben die einzigen Relikte eines Wahlkampfes in unserer Gemeinde, die Wahlplakate, genauer angeschaut. Wir beginnen mit dem offenbar gewinnenden Lächeln des SPD-Kandidaten:
Das strenge Gesicht des Olaf Scholz
Auffallend an den SPD-Plakaten ist natürlich ihre Farbgebung. Die Gesichter sind in künstlerischem Schwarz-Weiß gehalten. Der Hintergrund ist so links-rot wie die Partei schon längst nicht mehr. Zusammen ergibt das Ganze eine schwarz-weiß-rote Reichsfahnen-Härte, die aber in Deutschland schon einmal gut ankam. Auffallend ist auf dem Photo die scheinbar schonungslose Offenheit des Kandidaten. Seine Bartstoppelreste sind fast bildbestimmend. Der Gesichtsausdruck von Olaf Scholz ist nicht freundlich, sondern entschieden. Das Lächeln ist eigentlich gar keines: Olaf macht ein ernstes “wir packen was”, und “ich spaße nicht” Cum-Ex-Gesicht. Die Mundwinkel sind ein klein wenig streng (oder sollen wir sagen: entschieden) nach unten gezogen. Humor sucht man in diesem Gesicht vergebens. Kommt derzeit in Deutschland rästelhafterweise gut an. Das Gleiche hat Scholz auch schon mal ausgedrückt, als er als Bürgermeister den G20 Gipfel unbedarft nach Hamburg holte und die Stadt damit teilweise in Schutt und Asche legte.
Ganz anders liegt der Fall bei der Dame im Trio, die sich so etwas nicht zuschulden hat kommen lassen.
Das wissende Lächeln der Annalena Baerbock
Das Lächeln der Annalena hat etwas Merkwürdiges. Sie trägt es auf fast allen offiziellen Photos. Es liegt an den Mundwinkeln. Sie drücken einerseits etwas leicht Spöttisches, andererseits etwas heimlich Triumphierendes aus. Es ist aber nicht der Triumph des Siegers, sondern der von jemandem, der weiß, dass er/sie wenig Chancen hat, es aber eigentlich besser weiß oder … etwas weiß, das der – oder die – Andere eben nicht weiß. Im Märchen ist dies die Gestalt des Rumpelstilzchens. Das ist aber natürlich Quatsch, weil dessen Geschichte bekanntermaßen nicht gut ausgeht.
Farblich macht das Plakat alles falsch, was die SPD richtig macht. Das Schwarz-Weiß wirkt nicht künstlerisch, sondern blass und verwaschen, buchstäblich “grün im Gesicht”, was ja im Deutschen nichts Gutes verheißt. Die eigentlich so erfolgreiche grüne Parteifarbe hat man bis zum Ungesunden hin verwässert. Die Frage drängt sich auf: Will man die Wahl gewinnen, indem man kein starkes Grün, sondern ein blasses präsentiert? Nicht Farbe bekennt? – Und was sagt das über die stumm spöttelnde, wissende Kandidatin?
Und damit zum seltensten Plakat in unserer Panini-Bildchen Sammlung der Kanzlerkandidat/innen. Wir haben das seltene Laschet-Exemplar in Berg bisher nur an einer wichtigen Stelle gefunden:
Die Karnevalsprinzbewerbung von Armin Laschet
Man sieht dem Lächeln von Armin Laschet an, dass er am liebsten die Mundwinkel ganz breit nach oben ziehen will, so als ob er gerade ein Flutgebiet besucht. Allerdings hat ihm der Photograph gesagt, doch bitte staatsmännisch zu schauen, weshalb es zu diesem komischen Gesichtsausdruck zwischen Lachen und “Jetzt schau doch mal bitte ernst”, diesem Auf und Ab der Mundwinkel kommt. Sozusagen eine “Anti-Joker”-Lächeln. Es ist das einzige Photo in einem modernen Vierfarbdruckverfahren, das erst Anfang des 18. Jahrhunderts entwickelt wurde. Hier kann die CDU technologisch einmal punkten. Allerdings hat man am Maskenbildner gespart (obwohl es ohne Lippenstift ja nicht ging): so eine unprofessionell glänzende Haut wie rechts im Bild würde Hans Peter Höck in seinem Passphotostudio in Aufkirchen nicht durchgehen lassen.
Professionelle Kandidatenbilder hätte es – sofort zum Mitnehmen – beim Berger Spezialisten gegeben
Die Entscheidung, welchem Lächeln wir unser Land anvertrauen, liegt bei uns. Die Antwort “keinem von den dreien” steht leider nicht zur Auswahl. Die QUH kandidiert ja nicht.