Am 3. April hat die bayerisches Landesregierung erklärt, die Forderungen des Volksbegehrens zur Artenvielfalt anzunehmen. Mit 1,7 Millionen Unterschriften ist es das erfolgreichste in Bayerns Geschichte. Die Staatsregierung hat nach anfänglichen Vorbehalten erklärt, die Forderungen zu erfüllen. Ein Volksentscheid wird nicht nötig. Ein Sieg für das Volk. Ein Sieg für die Insekten. Einige Landwirte reagieren, indem sie Blühwiesen anteilig verpachten. Allerdings sollen alle etwas tun: Wir verraten Ihnen wie: Was kann ich im Privatgarten machen?
Derzeit glücklich: als Schmetterling in Berg
Überall werden derzeit Samentütchen verschenkt. Aber wie gehe ich damit um? Wir haben Tipps zum Anlegen einer Wildblumenwiese sowie Anregungen der Berger Biologin Sandra Pawelka von der Initiative “Berg summt”, die sie uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Wildbienen sind nämlich wählerischer als Honigbienen …
- Für einen Quadratmeter Blühwiese brauchen Sie zwei Gramm Samen.
- Der Boden sollte sonnig, mager und eher trocken sein. Säen Sie zwischen März und Mai oder zwischen August und Oktober, am besten kurz bevor es regnen soll.
- Zur Vorbereitung des Bodens (sehr wichtig!) entfernen Sie den alten Rasen und graben die Fläche um. Die Erde sollte krümelig sein. Wiederholen Sie das nach zwei bis drei Wochen. Einfach Samen auf den Rasen werfen hilft nichts.
- Bringen Sie nicht zu viel Saatgut aus. Bedecken Sie die Samen nicht mit Erde, drücken Sie sie allenfalls an. Alle zwei bis drei Tage kann gewässert werden, sechs bis acht Wochen nach der Aussaat mähen. Mitte Mai und Mitte Juni sollte jährlich gemäht werden.
Wilde Hummel beim Rumhummeln an der Wildblume
Sandra Pawelka von “Berg summt” verrät uns, welche Pflanzen besonders bienenfreundlich sind und hat uns folgenden Text zur Verfügung gestellt:
“Jetzt fängt das schöne Frühjahr an, und alles fängt zu blühen an ….
Viele Berger sind stolz und glücklich über das erfolgreiche Volksbegehren zur Artenvielfalt!
Der Staat ist jetzt in die Pflicht genommen, etwas gegen das fortschreitende Artensterben zu unternehmen!
Doch auch wir Bürger stehen in der Verantwortung einen Beitrag zu leisten! Und viele Menschen haben auch Lust bekommen selbst aktiv zu werden.
Jetzt im Frühling, wo die meisten ohnehin beginnen ihren Garten oder Balkon zu gestalten, ist ein guter Zeitpunkt, um an einigen Stellen etwas Neues zu wagen!
Aber wie? Und was?
„Berg summt“ möchte einige Anregungen geben für kleine und größere, in jedem Fall wirkungsvolle Veränderungen:
- Blühinseln im Rasen
Man lässt an einigen Stellen im Garten das Gras wachsen und schneidet es erst im Sommer. Der Grasschnitt sollte entfernt und die Fläche nicht gedüngt werden. Die Zunahme der Artenvielfalt kann beschleunigt werden, indem man den Oberboden auf der Fläche abträgt, Sand in die Erde einmischt und Wildblumensaatgut ausstreut. - Einzelne Unkräuter stehenlassen
Es macht Sinn, erst einmal zu beobachten, welche Pflanzen sich in unseren Gärten von selbst ansiedeln. Einige von ihnen sind nicht nur Nektar- und Pollenlieferanten für Bienen und Schmetterlinge, sondern durchaus attraktiv für uns Menschen, so z.B.: Nachtkerze, Johanniskraut, Schöllkraut, Wilde Malve oder Königskerze. - Bienenfreundlich pflanzen
Eine Durststrecke für bestäubende Insekten sind das frühe Frühjahr sowie Hochsommer und Herbst. Im späten Frühjahr und Frühsommer liefern Obstbäume und Löwenzahn zumindest der Honigbiene und einigen Kollegen einen reichgedeckten Tisch. Aber schon ab Mitte Juni wird es dürftig in unserer Kulturlandschaft!
Winterling, Schneeglöckchen, Krokus und Schlüsselblume sind Beispiele für insektenfreundliche Frühjahrsblüher.
Im Sommer sind Kugeldistel, Purpursonnenhut und Stockrosen eine prächtige und insektenfreundliche Ergänzung im Staudenbeet. Glockenblumen werden von bestimmten Wildbienenarten als Übernachtungsquartier genutzt.
Bis spät in den Herbst hinein blühen zum Teil Küchenkräuter wie Schnittlauch, Thymian, Bohnenkraut, Rosmarin, Lavendel, Minze, Melisse etc.
Attraktive Blumen, die sich neben Kräutern auch für den Balkon gut eignen sind u.a.
Kapuzinerkresse, Ringelblume und Sonnenblume.
Eine unkomplizierte spätblühende Staude für den Garten ist z.B. die Fetthenne. - Sträucher
Zusätzlich zur Forsythie, die weder Pollen noch Nektar produziert, könnte man eine Kornelkirsche pflanzen! Sie gehört zu den ersten Bienenweiden im Frühjahr, blüht gelb und bildet rote Früchte, die nicht nur den Vögeln als Nahrung dienen, sondern auch zu Marmelade verarbeitet werden können. Ähnlich verhält es sich mit der Kirschpflaume, sie blüht weiß, duftet und trägt dunkelrote kleine Pflaumen.Grundsätzlich kann gesagt werden, dass gefüllte Blüten meist steril sind, also keinen oder kaum Pollen oder Nektar produzieren. So kann man beim Kauf von Rosen oder Pfingstrosen Ausschau halten nach schönen Zuchtformen, die nicht gefüllt sind. Doch auch manch ungefüllte Pflanze kann nutzlos für Insekten sein, wie Geranien oder Stiefmütterchen.
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Die Hecke
Man könnte den einen oder anderen Thujastock oder Kirschlorbeer ersetzen durch immergrünen Liguster oder eine blickdichte Heckenbuche oder – hainbuche. Diese Gehölze sind einheimisch und dienen Vögeln und Insekten als Lebensraum, Liguster ist auch als Bienenweide interessant. - Tränke und Nisthilfe
Optimalerweise bietet man den Insekten noch eine Tränke sowie Quartier in Form einer Insektennisthilfe. Nisthilfen sollten aus Terracotta oder Hartholz bestehen und die Niströhren sollten unbedingt quer zur Holzfaserrichtung gebohrt sein.
Eine gut strukturierte Übersicht über insektenfreundliche Pflanzen, ihre Standortansprüche und Blühzeiten finden Sie im Internet auf der Seite des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft:
bmel.de („Bienenfreundliche Pflanzen für Balkon und Garten“)
Außerdem sehr empfehlenswert die beiden Buchbände, erschienen im Kosmosverlag:
„Mein Garten summt! Ein Platz für Bienen, Schmetterlinge und Hummeln“
„Mein Garten summt! Der Jahresplaner“
Was zunächst als Kompromiss gemacht wird für Insekten und Vögel wird letztendlich auch für uns Menschen eine Bereicherung sein: mehr Schmetterlinge und Vögel im Garten, frische Kräuter selbst ernten, mehr bunte Vielfalt in unserer unmittelbaren Umgebung!
Mit Fragen wenden Sie sich gerne an: mail@berg- summt.de oder an folgende Telefonnummer: 08 151 – 970 664
Sandra Pawelka”