Seejazz-Festival eröffnet

Mit dem Schweizer Klaviertrio VEIN wurde am Samstag im ausverkauften Rittersaal von Kempfenhausen am Samstag triumphal das 6. Seejazz Festival eröffnet. Musikalisch auf höchstem Niveau, aber auch für die international tourenden Musiker war der Abend ein ganz besonderes Erlebnis.

Das Trio VEIN im Rittersaal von Kempfenhausen 

Eine Ahnung, wie besonders der Abend musikalisch gewesen war, merkte man allerspätestens bei der zweiten Zugabe: Da spielten die drei Schweizer zum ersten Mal mit Cole Porters “Everything I Love” einen “normalen” Jazzstandard, so wie man das von Jazz-Trios gewöhnt ist … Spätestens in diesem Moment musste jedem im Saal klar geworden sein, wie weit man sich in den letzten beiden Stunden vom Jazz und seinen Standards entfernt hatte. Denn in den komplexen Arrangements des Trios dominierten komplexe Rhythmen und Motive.

Eher permanente Co-Solisten als nur rhythmische Begleitung: Florian Arbenz (drums) und Thomas Lähns am Bass

Vor der Pause spielte das Trio Eigenkompositionen (an dessen Namen sich manchmal weder der Pianist, Michael Arbenz noch sein Bruder Florian an den Drums (der das Stück komponiert hatte) erinnern konnte. Dafür spielten sie die komplizierten Stücke umso konzentrierter mit ultrakühler Finesse.

Nach der Pause wurde es dann noch ein Stück intellektueller: VEIN spielten ausschließlich Stücke von Maurice Ravel … nein keinen verjazzten Bolero (der findet sich nur auf der neuen CD “VEIN plays RAVEL”), sondern bearbeitete Violinsonaten oder Menuette, deren Ursprung in der klassischen Musik man kaum bemerkte. Dabei ist Ravel für Jazzer eigentlich ein idealer Komponist – bekannte der französische Komponist (1875-1937) doch, dass seine Kompositionen von den Rhythmen des Jazz inspiriert worden seien. So tragen bei Ravel schon Sätze von Violinsonaten die Bezeichnung “Blues” (im Konzert gespielt vom Bassisten Thomas Läns).

Triumph im ausverkauften Rittersaal

So kompliziert die Musik auf den ersten Blick erschien, so locker war die Kommunikation mit dem Publikum: Freute sich der Pianist hier “unter Millionären” spielen zu dürfen … rief ihm ihn das Publikum fröhlich ein “Schweizer!” entgegen. Als er sich wunderte, dass man hier am Abend bei offenem Fenster spielen könne, ohne dass sich die Nachbarn beschweren, rief es aus dem Publikum: “Wir sind die Nachbarn”.

Kurzum ein wunderbarer, intelligenter und musikalisch mitreißender Abend. Ein grandioser Auftakt für das Seejazz-Festival, das am Dienstag auf dem Museumsschiff in Tutzing fortgesetzt wird. Am Ostufer gastiert am nächsten Samstag die Blues-Legende Nick Woodland im Schlossgut Oberambach. Das gesamte Programm finden Sie hier: https://www.seejazz.de