Wenig Glück hatten die verschiedenen Besitzer der “Brauerei Schloss Berg”, deren Gebäude sich heute noch gegenüber der Tankstelle befindet und einen netten Hausladen, den Zeitschriftenladen, ein Immobilienbüro und ein Accessoire-Geschäft beherbergt.
Die “Brauerei Schloss Berg” (1904-1912) in Oberberg
Der erste Besitzer, der Milbertshofener Bürgermeister Anton Mathes, schoss sich 1902 je eine Kugel in Brustkorb und Kopf. Er hatte zu diesem Zeitpunkt die Gemeindekasse um stattliche Beträge erleichtert. Der Selbstmörder selbst hatte das Berger Gebäude 1901 von Bernadette Windl erworben, die ihrerseits wegen Beihilfe zum Mord an ihrem Mann im Gefängnis saß (vgl. “Das Leben meiner Mutter”). Sie soll einen Viehhändler dazu angestiftet haben, ihren Mann im Rausch zu ermorden. 1904 gab es dann zunächst ein Happy-End: “In der Brauerei Schloss Berg bei Herrn Weinzierl findet am Ostersonntag, den 3. April, Eröffnung und Erstausschank des eigenen Gebräues mit Konzert statt.”
Eines der wenigen Überbleibsel der Berger Brauerei: ein unscharfes Photo eines Bierseidels
Der Ausschank des Bieres aus der “Brauerei Schloss Berg” fand in jener gleichnamigen Wirtschaft statt, die Jahrzehnte später – oben neben dem Maibaum – erst zum “Tutzinger Hof”, dann zu den “Berger Stuben” und schließlich – nachdem der Gemeinderat die Grunddienstbarkeit “Restaurationsbetrieb” fatalerweise aufgehoben hatte, zum Spekulationsobjekt und das Grundstück seitdem zum Brachland wurde.
“Das Bier schmeckt gut hier” (Oskar Maria Graf) – die Gaststätte “Brauerei Schloss Berg” in einer kolorierten Photographie um 1908
Acht Jahre später kam das (vorläufige) Ende für Berger Bier: Um 1912 kaufte die damals mächtige Brauerei aus Tutzing die Berger Produktionsstätte samt der dazugehörigen Wirtschaft. Die neuen Eigentümer schlossen sofort die Konkurrenz von der “Brauerei Schloss Berg”. Sie schipperten fortan das eigene Bier über den See herbei und nannten die Wirtschaft “Tutzinger Hof”.
Der “Tutzinger Hof” in Oberberg
Aber auch hier schlug der Kapitalismus schnell zu: die Tutzinger Brauerei wurde weitere acht Jahre später, 1920, selbst von Hacker aufgekauft und geschlossen (und auch Hacker gehört inzwischen einem noch größeren Konzern).
Früher die Ortsmitte, inzwischen Brachland: Die ehemaligen “Berger Stuben” am heutigen Oskar-Maria-Graf-Platz
In den letzten 100 Jahren scheiterten alle Versuche eines Neuanfangs für eine Berger Brauerei … bisher.
Wie sieht es heute hier aus? Danke für diesen Adventskalender. Interessant wäre es, diesen alten Bildern von der Aufkirchener Durchfahrt, den Berger Stuben, dem Ausblick von der Post einmal die heutige Situation gegenüberzustellen.
Hoffentlich finden wir viele Beispiele, wo das Heute gegen das Gestern gewinnt.