Schweinegrippe im Selbstversuch – 2. Tag: In der Praxis


Dr. Patrick Raithel impft in Berg

QUH: Herr Dr. Raithel, die Berger waren bislang offenbar nicht sehr impfwillig.

Dr. Raithel: Das stimmt. Die Nachfrage war bis Ende letzter Woche gleich Null. Kein einziger Patient hatte sich wegen einer Impfung gegen die Neue Grippe gemeldet. Wir impfen das Mittel Pandemrix, das von der Apotheke in Fläschchen zu einem Preis von etwas über 100 € abgegeben wird. Dieses Fläschchen muss innerhalb von 24 Stunden “verimpft” werden, daher sollten wir aus wirtschaftlichen Gründen immer mindestens 7-8 Patienten für die Impfung zusammen haben.

QUH: Die Zeitungen sind heute voll von Meldungen über die Neue Grippe. Hat sich die Situation jetzt verändert?

Dr. Raithel: Oh ja. Ich hatte am Wochenende Notdienst und habe zehn Fälle der Neuen Grippe diagnostiziert. Wenn Sie die Graphik des Robert-Koch-Instituts ansehen, stellen Sie fest, dass die Zahl der Neuinfektionen in Bayern dramatisch zugenommen hat. Die Bevölkerung wacht jetzt auf – dementsprechend groß ist seit gestern der Andrang in meiner Praxis. Gestern haben wir das erste Fläschchen aufgebraucht, heute wurde das dritte geöffnet.

QUH: Welche Risiken geht man bei der Impfung ein?

Dr. Raithel: Bei der Impfung beraten wir noch eingehender über die Nutzen-Risiko-Abwägung als bei der Impfung gegen die saisonale Grippe. Bei einem neuen Impfstoff ist die Sensibilität von Presse und Bevölkerung extrem hoch. Ein geringes Impfrisiko besteht bei jeder Impfung, über langfristige Impfkomplikationen können wir, da der Impfstoff gerade erst zugelassen worden ist, derzeit keine Informationen geben. Die Ärzte sind deshalb aus meiner Sicht jetzt besonders gefordert, die Patienten umfassend aufzuklären.

QUH: Befürworten Sie die Impfung?

Dr. Raithel: Definitiv. Wir haben jetzt nachweislich eine Pandemie. Im Moment ist der Verlauf in den meisten Fällen harmlos, aber je mehr ein Virus sich verbreitet, desto höher das Mutationsrisiko. Ziel der Impfung ist es, die Zahl der Neuinfektionen zu reduzieren und damit gleichzeitig auch das Risiko einer Virusmutation zu verringern.

QUH: Sind Sie selbst geimpft?

Dr. Raithel: Ja, und auch meine Mitarbeiterinnen. Mit Ausnahme der üblichen Lokalreaktion habe ich die Impfung gut vertragen.

QUH: Herr Dr. Raithel, wir danken für das Gespräch.