Voll war‘s in der Bauernstube des Hotels Schloss Berg. Eingeladen zur 101. Auflage von BergSpektiven waren die Ex-BUNTE-Chefin Patricia Riekel und der Berger Kulturjournalist Dr. Andreas Ammer. Notizen aus der Provinz, so Ammers Thema, befasste sich unter anderem mit diesem QUH-Blog hier. Es gab Lob von höchster Stelle.
“Local hero” Andreas Ammer
Täglich mit höchster journalistischer Sorgfalt über das Dorfleben zu berichten, ist harte Arbeit, was Patricia Riekel zu dem Zwischenruf animierte: “Lokalredakteure sind die wahren Helden unserer Zunft!” Sie sprach aus eigener Erfahrung, wie sich später herausstellte, da sie als Volontärin beim Starnberger Merkur angefangen hatte.
Interessiert verfolgten die Besucher Ammers Wirken jenseits des Dorfes. So seine Arbeit für die die mehrfach ausgezeichnete Literatursendung druckfrisch in der ARD oder die Entstehung von Unendliches Spiel, des “größten Hörspiels aller Zeiten”, eine 80-Stunden-Produktion über David Foster Wallace’ Unendlicher Spaß. Was im Leben eines Fernsehproduzenten alles passieren kann, beschrieb er am Beispiel des unerwarteten Sieges von Lena Meyer-Landrut beim Eurovision Song Contest von 2010 in Oslo. Von nächtelanger Arbeit, kurzfristig geänderten Sendezeiten über Stromausfälle bis zum großen Einschaltquotenerfolg war die Rede. Und von der Produktion des Oskar-Maria-Graf-Films, für den Ammer von seinem Schwur abrückte, niemals im Heimatdorf zu drehen.
Die Grande Dame des Gesellschaftsjournalismus: Patricia Riekel
Patricia Riekel, die Grande Dame des Gesellschaftsjournalismus, plauderte ebenfalls sichtlich entspannt über das Amüsante, leicht Anzügliche in einschlägigen Hochglanzmagazinen. Gespannt verfolgten die Besucher, wie es gelingt, Promis intime Geheimnisse zu entlocken. Es ist ein Tauschgeschäft – Verständnis gegen Geständnis. Aber es gibt eine Grenze zwischen dem Reiz einer heißen Geschichte und dem Risiko, das Vertrauen der Klientel zu verlieren – berichten statt richten sei ihr Credo, wiederholte Patricia Riekel mehrfach. Ein bisschen Baby Schimmerlos steckt aber noch immer im Beruf eines Klatschreporters, selbst wenn die wilden Zeiten heute vorbei sind – und trotz Internet und sich zunehmend selbst vermarktender Promis glaubt Patricia Riekel fest an eine Renaissance von Print in der Peopleszene.
Ihre journalistischen Anfänge machte sie wie gesagt beim Starnberger Merkur. An ihrem ersten Tag dort wurde ein verschollenes Ruderboot gesucht. Sie wurde losgeschickt, um mehr in Erfahrung zu bringen. Entdeckt hatte sie nichts, aber die Überschrift war bei ihrer Rückkehr bereits vorbereitet: “Schreie im Nebel”.
Christian Kalinke mit Bettina Hofmann (Café Frühtau), Sabine Schönmann (Seemagazin), Elke Grundmann (QUH-GR)
Nicht society-unerfahren: Andrea Schoeller hat eine PR-Agentur mit Alexandra von Rehlingen und ist schon lange mit Patricia Riekel befreundet
(Alle Fotos: Jörn Kachelriess)