Wie wir erfahren haben, ist am Samstag der Berger Architekt Volker Cornelius nach kurzer, aber schwerer Krankheit verstorben. Mit ihm verliert Berg einen seiner streitbarsten Gestalter, die QUH eines ihrer kreativsten Mitglieder. Ohne dass er je ein politisches Amt innegehabt hat, gilt für ihn: Ohne ihn sähe Berg heute anders (und viel schlechter) aus.
Elektronisches Selbstportrait als VanGogh am See: der QUHrikaturist Volker Cornelius (2020)
Volker Cornelius war seit über einem Jahrzehnt Mitglied der QUH. Deshalb hier ein “parteiischer” Nachruf. Anders als viele Mitglieder war Volker ständiger und streitbarer Gast bei unseren Stammtischen oder Parteiversammlungen. Er, im eigentlichen Beruf ein erfolgreicher Architekt, hat der QUH über viele Jahre ein Gesicht verliehen, weil er als “QUHrikaturist” (https://quh-berg.de/der-quhrikaturist/) ständig das Geschehen in Berg kommentierte und der QUH eine unvergessliche Gestalt gab. So zum Beispiel fühlen wir uns heute Abend, wenn wir traurig an ihn denken:
Volker Cornelius zeichnet die QUH bei der Arbeit
Mehr als alles andere war Volker ein freier Geist. Seine Karikaturen veröffentlichte er meist ungefragt, nur ungern auf Auftrag. Besonders der Ex-Bürgermeister Monn befügelte ihn oft zu optischen Kommentaren. So zum Beispiel vor der Bürgermeisterwahl 2014, zu der Volker die QUH als drohenden Schatten hinter dem Amtsinhaber darstellte:
Die Wahl wirft ihre Schatten voraus: Karikatur von Volker Cornelius (QUH-Listenplatz 14)
Damals hatte sich Volker sogar bereit erklärt, auf Listenplatz 14 für die QUH zu kandidieren. Bei einem umjubelten und schonungslosen Vortrag in der “Post” rechnete er radikal mit der architektonischen Entwicklung in Berg ab. Der damalige Vortrag blies den Gemeinderäten das Gehirn durch, wie viel schöner es in unserer Gemeinde aussehen könnte …
Volker Cornelius rechnet mit Bergs Architektur ab (2014)
Anders als die meisten Kritiker hatte Volker allerdings konkrete Ideen und machte sinnvolle, vor allem realisierbare Vorschläge. Einer seiner schönsten, der für immer mit Berg verbunden sein wird, war der eines “Seeabstiegs” neben dem Strandhotel Berg. Diese Idee, die er bei dem Vortrag in der Post unter anderem vorgestellt hatte, wurde im folgenden Jahr von seiner Partei, der QUH, als Antrag in den Gemeinderat eingebracht und wenige Jahre später auf wundersame Weise tatsächlich verwirklicht. Danke, Volker!
Ideenskizze zur Seeanbindung Bergs von Volker Cornelius (2014, von der QUH 2015 beantragt)
Kurzum, das vielleicht schönste Berger Bauprojekt der letzten Jahre geht auf eine Idee von Volker Cornelius zurück, der dafür nie einen Cent verlangt oder bekommen hat:
Baubeginn zum Seeabstieg im März 2020
Andere, ebenso einfache wie sinnvolle Ideen harren bis heute der Verwirklichung. Zum Beispiel plädierte Volker einst dafür, die absurde Mauer zwischen der Berger Sparkasse und der alten Brauerei gegenüber der Esso-Tankstelle abzureißen und durch diese minimale Maßnahme einen neuen Platz (statt zweier nutzlosen Flächen) zu schaffen. Über diese ebenso schöne wie kostengünstige Idee würde es sich lohnen, noch einmal nachzudenken, liebe Anwohner.
Idealentwurf eines richtigen Platzes gegenüber der Esso-Tankstelle (© Volker Cornelius)
Diese beiden Ideen, die Volker Cornelius ohne Auftrag, sondern lediglich aus Liebe zur Gemeinde immer wieder zur Diskussion stellte, zeigen recht exakt, wie er dachte und mit welch offenen Augen er seine Umgebung betrachtete. Die einfache Lösung kommunaler Probleme war ihm wichtiger als eine Idealvilla am Seeufer. Und selbst sein satirisches Lieblingsziel, Altbürgermeister Monn, attestierte ihm insgeheim, sich durch Volkers Karikaturen geehrt zu fühlen.
Volker Cornelius spekuliert, was der gnädige Monnarchist über seine Nachfolgerin dachte
Satire oder Gedankenspiele schön und gut: Auch viele konkrete Bauvorhaben gehen auf Volkers Ideen zurück. Unter anderem die Entwürfe für die neue MTV-Multifunktionshalle stammen von ihm (bevor er sie krankheitsbedingt übergeben musste), und beim FSV Höhenrain brachte er hellsichtig und engagiert, wie er war, schon vor 14 Jahren eine Photovoltaikanlage ins Spiel, die bis heute die Energiebilanz der Gemeinde ziert.
Sonnenenergie für den FSV. Ideenskizze von Volker Cornelius 2009
Von seiner geliebten Heimat Berg hat sich Volker vor wenigen Tagen und in Bewusstsein seines nahen Todes mit einem ergreifenden Gedicht verabschiedet, das wir hier gerne und bedrückt weitergeben:
Dem ist nichts hinzuzufügen. Volker ist jetzt daheim, endlich “frei”, wie seine Familie mitteilt. Lieber Volker, danke für all deinen Mut, deine Ideen werden bleiben und sind geblieben, wir vermissen dich, dein demokratisches Engagement und deinen Esprit jetzt schon.