Nacht-und-Nebel-Abschiebung in Berg

Bestürzt, verstört und betroffen reagierten viele Kinder und Erwachsene in Berg auf die Umstände der Abschiebung einer alleinerziehenden Mutter mit zwei Kindern. Die Polizei holte die drei Personen mitten in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch aus der Gemeinschaftsunterkunft.

Die Gemeinschaftsunterkunft vor der Erweiterung

Augenzeugen berichteten, die Polizei sei gegen Mitternacht in die Unterkunft gekommen, um die Familie, die Mutter stammt aus Nigeria, abzuholen. Der siebenjährige Sohn D., der im September in die erste Klasse der Oskar-Maria-Graf-Schule kam, wurde hier im Landkreis geboren, seine elfjährige Schwester A. besuchte die fünfte Klasse der Mittelschule in Starnberg – sie war von der Stiftung Startchance gecoacht worden, die gerade von der Regierung von Oberbayern mit dem Integrationspreis (!) bedacht wurde. Das Mädchen wurde vor elf Jahren in einem Auffanglager in Italien geboren. Beide Kinder waren noch nie in Nigeria.

Die aus dem Schlaf gerissenen Kinder mussten miterleben, wie ihre Mutter in Panik aus dem Fenster des Containers im ersten Stock sprang. Ein Notarzt wurde gerufen, die Frau wurde im Krankenhaus untersucht. Um 9 Uhr verständigte die Polizei Grundschulrektorin Dr. Silke Rogosch,  die drei säßen schon im Flugzeug.

Landrat Stefan Frey erklärte auf Anfrage, das Landratsamt habe das nicht veranlasst, er habe erst nach Vollzug davon erfahren – die Abschiebungen hätte bayernweit die ZAB, die Zentrale Ausländerbehörde der Regierung von Oberbayern, an sich gezogen – sie würden das in keinem der Fälle vorab erfahren.

Der Helferkreis organisiert für kommenden Dienstag eine Solidaritätsaktion – Dr. Silke Rogosch beteiligt sich gemeinsam mit einigen Kindern (mit Genehmigung der Eltern),  dem Elternbeirat und Lehrerinnen, um ein Zeichen zu setzen. Sie schreibt:

„Es macht uns sehr betroffen, wütend und auch sprachlos.

Die näheren Umstände der Abschiebung empfinden wir als völlig inakzeptabel; an erster Stelle natürlich für die betroffene Familie, aber auch die anderen Familien der Unterkunft wurden dadurch in große Angst versetzt.

Wir haben die Situation in allen Klassen (ohne Details) thematisiert und versuchen, für die Kinder da zu sein, ihre Fragen aufzugreifen, auch wenn wir vieles nicht beantworten können…

Gemeinsam mit dem Helferkreis und anderen Personen, die sich in der Gemeinde Berg engagieren, möchten wir gerne ein öffentlichkeitswirksames Zeichen setzen, dass wir nicht nachvollziehen können, weshalb eine alleinerziehende Mutter mit zwei Kindern, die beide hier aufgewachsen sind, in ein Land abgeschoben wird, in welchem die Sicherheitslage – gerade für Frauen – sehr fraglich ist.
Darüber hinaus möchten wir uns klar gegen die würdelose Art und Weise der Abschiebung wenden.

Am Dienstag, den 9.12.2025 bieten wir an, um 11.45 Uhr gemeinsam mit einigen Kindern zur Asylunterkunft zu laufen, um dort ab 12 Uhr an einer kleinen Veranstaltung teilzunehmen.“

Kommentieren (0)

No comments available

Kommentieren

Your email address will not be published. Required fields are marked *