Mikroplastik im Starnberger See?

Die gefährliche Verschmutzung der Meere und Ozeane mit Mikroplastik ist bekannt. Die Menschheit steht etwas ohnmächtig vor dieser Gefahr. Jetzt hat das Bayerische Landesamt für Umwelt in einer einmaligen Pilotstudie die Mikroplastik-Belastung in einigen bayerischen Seen genau und systematisch untersucht. Auch in Berg wurde gemessen:

An diesen Stellen wurde gemessen: Am Ufer (rot), an der Oberfläche (blau) und in der Tiefe (gelb) (Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt)

Die gute Nachricht zuerst: An den meisten Messstellen war “die Gesamtmenge an Mikroplastik gering”. In der 128 m hohen Wassersäule an der tiefsten Stelle des Sees fanden sich nur 12 Partikel / Kubikmeter. Das meiste (91%) davon war Polyethylen, wie es in Folien und Tüten zum Einsatz kommt. Auch an der Oberfläche nur hier und da ein Partikel. Das Wasser darf damit als relativ “sauber” gelten.

Verblüffung gab es allerdings am Ufer: “Die sechs Messstellen am Starnberger See wiesen eine sehr unterschiedliche Belastung (…) mit Kunststoffpartikeln auf“; mit vergleichsweise hohen Werten für Berg;

STA-04 ist die “schmutzigste” Messstelle Tutzing / STA-05 beziffert das Berger Mikroplastik (Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt)

Es fanden sich am Strand von Tutzing erstaunliche 81.671 Mikroplastikpartikel (unter 0,3 mm) pro Quadratmeter! In Berg waren es immerhin noch 22.876. In Starnberg fast gar nichts. Alle anderen Messstellen lagen weit hinter Tutzing und Berg und bewegen sich im 4-stelligen Bereich. Da sich die beiden Maximalwerte am Ost- und am Westufer befinden, kann es sich nicht um eine Konzentration durch den Wind handeln, wie oft (z.B. am Gardasee) vermutet wurde. Am Chiemsee treten solche Verschmutzungen so gut wie gar nicht auf. 

Einsam führend war die Messstation in Berg sogar im Bereich “Großes Mikroplastik” (von 1-5mm Größe). Davon fand man am Ufer in Berg – und eigentlich nur dort – pro Quadratmeter erstaunliche 2.278 Stück Makroplastik. Das macht ein Stück Plastikkiesel pro 5 Quadratzentimeter.

Die plastiline Gefahr: Mikroplastik (hier aus dem Rhein), aufgenommen von Martin Wagner et al. – (cropped and modified from Commons, CC-BY 4.0); der weiße Balken markiert die Größe von 1 mm

Die Messwerte bewegen sich – soweit man das im Moment beurteilen kann, schließlich handelt es sich um eine Pilotstudie – “in der gleichen Größenordnung wie an anderen, anthropogen beeinflussten europäischen und nordamerikanischen Seen”. Allein die außergewöhnlich hohen Konzentrationen an einigen Ufermessstellen – darunter die in Berg – geben den Forschern Rätsel auf, zumal es sich noch um unterschiedliche Plastikgrößen handelt (viel Mikroplastik in Tutzing, viel Makroplastik in Berg).

Das Resümee der Untersuchung: Es “ist davon auszugehen, dass es sich aufgrund der vorherrschenden Polymere, die häufig in Wegwerfprodukten Verwendung finden, sowie der Tatsache, dass die Partikel am häufigsten in Form von Fragmenten vorlagen, in der Mehrzahl der Kunststoffteilchen um sekundäres Mikroplastik handelt, welches durch den Zerfall größerer Plastikteile aus unsachgemäß entsorgtem Müll entsteht. Keinen nennenswerten Beitrag zum Vorkommen von Mikroplastik in bayerischen Seen scheinen hingegen primäre Mikroplastikplastikpartikel wie beispielsweise Beads aus Körperpflegeprodukten zu leisten. Die Unterschiede in den Mikroplastikkonzentrationen an den einzelnen Messstellen eines Sees beruhen wahrscheinlich je nach See zum einen auf den dort vorliegenden hydrologischen Gegebenheiten, zum anderen auf Faktoren wie Grad der Besiedelung, landwirtschaftliche Nutzung von Flächen sowie Art und Umfang von stattfindenden Freizeitaktivitäten.

Die gesamte Untersuchung des “Landesamtes für Umwelt” können Sie hier herunterladen: https://www.lfu.bayern.de/analytik_stoffe/mikroplastik/bayerische_seen/index.htm