Kahlschlag am Ufer

Eine Baumfällaktion in Leoni hat in dieser Woche einige Gemüter erregt. Im Garten der “Villa Hirschfeld” in der Assenbucherstraße wurde vom neuen Besitzer der alte Baumbestand fast ausnahmslos gefällt. Das führte zu Anfragen beim Bürgermeister, dem Förster und dem Landratsamt sowie der (nicht zuständigen) Unteren Naturschutzbehörde. Tenor: Etwas Verbotenes ist nicht passiert. Ohne eine Baumschutzverordnung (die es in Berg nicht gibt) darf man 30 m um sein Haus Bäume roden. 

Holz vor der Hütten

Der “Schober”, das Standardwerk über “Frühe Villen und Landhäuser am Starnberger See”, berichtet über das Landhaus der Berliner Fabrikbesitzerwitwe Kramsta, die das Haus 1883 für 50.000 Mark an eine Baronin Elsbeth von Hirschfeld, geb.. Kramsta, der Gattin eines preußischen Legationsrats, verkaufte: “Ein Landhaus, … das ganz knapp am Ufer steht und sehr gut in den alten Baumbestand eingefügt ist.” (S. 368). Damit ist es nun erst einmal für das Jahrhundert vorbei:

Die Villa Hirschfeld 2021 nach der “Holzaktion”

Dafür ist die denkmalgeschütze Villa jetzt umso besser zu sehen, die in der bayerischen Denkmalsliste folgendermaßen beschrieben wird: “Assenbucher Straße 77. Villa, ehem. Hirschfeld, zweigeschossiger Satteldachbau mit rückwärtigem Quertrakt, im Schweizerhausstil, mit vorkragenden Flachsatteldächern, Lauben, polygonalem Eckerker, Glockenstuhl, neuromanischem Portal, 1875/77.”


Die Villa im letzten Jahrtausend  (Ausriss aus dem zitierten Band von Gerhard Schober)

Es bleibt zu hoffen, dass der neue Besitzer zumindest das Haus würdig erhält. Angeblich soll der Garten neu aufgeforstet werden. Die Hecke können wir uns schon vorstellen. – Übrigens, wenn Sie sich für Villen in Berg interessieren (was Sie ja durch die Lektüre dieses Artikels bewiesen haben):

Die Berger Autorin Katja Sebald hat ein Buch über Villen am Starnberger See und deren berühmte Bewohner geschrieben, das noch diesen Monat im Allitera Verlag erscheinen wird. Die “Villa Hirschfeld” findet sich nicht in ihrem Buch, aber ein Anruf bei Katja erbrachte immerhin die Erkenntnis, dass in dieser Villa während eines Sommerurlaubs der Autoren Heinrich Spoerl und Hans Reimann das Drehbuch zum Nazi-Erfolgsfilm “Die Feuerzangenbowle” (1944) entstanden sein dürfte.

Statt Bäumen: ein Buchtipp für den Monat (Allitera Verlag)

Kommentieren (1)

  1. Felix Koehl
    4. Februar 2021 um 21:12

    Stellt sich eigentlich nur eine Frage: Warum gibt es in Berg keine Baumschutzverordnung?