In die Pilze – Fragen an einen Experten

In unserer Gemeinde und der Umgegend gibt es einige Menschen, die sich bestens mit Pilzen auskennen und ihre geheimen Stellen haben, wo bestimmte Arten gerne wachsen. Doch auch hier kommt es hin und wieder zu Pilzvergiftungen. Der Berger Prof. Dr. Werner Michl ist Pilzberater und wir uns in der nächsten Zeit immer wieder einmal etwas über Pilze verraten. Wir stellen ihn heute vor.

Es geht los!

QUH: Lieber Prof. Werner Michl, Sie haben sich ja in den 80er-Jahren zum Pilzberater ausbilden lassen, was ist Ihr eigentlicher Beruf?
Prof. Michl: Ich habe Erziehungswissenschaft studiert und in den Nebenfächern Soziologie, Psychologie und Ethnologie (mein geheimes Hauptfach). Nach dem Studium war ich lange Zeit Bildungsreferent an der Jugendbildungsstätte Burg Schwaneck (Pullach), dann Referent für Jugendhilfe und von 1991 bis 2016 Professor an der Fakultät für Sozialwissenschaften an der TH Nürnberg. 2006 wurde ich zum Professeur associé der Universität Luxemburg ernannt.

Prof. Werner Michl aus Berg

QUH: Wie kamen Sie darauf, Pilzberater werden zu wollen?
Prof. Michl: Pilze haben mich immer interessiert – einfach eine frühe Prägung! Die Kenntnis der wenigen Pilzarten, die ich mit meinem Vater gesammelt habe, wollte ich deutlich erweitern. Zudem hatte ich mit einem sehr guten Freund die Idee einer Pilzfarm mit züchtbaren Pilzen. Daraus ist dann doch nichts geworden.

QUH: Hatten Sie schon einmal eine Pilzvergiftung?
Prof. Michl: Nein. Da bin ich zu vorsichtig. Eine guten Bekannte lag eine Woche mit Pilzvergiftung im Krankenhaus. Dass jemand Knollenblätterpilze für Wiesenchampignons hält, was fast jährlich passiert, kann ich nicht nachvollziehen.

QUH: Ich habe nach dem ausgiebigen Regen im Garten ein paar leider verschimmelte Braunkappen gefunden. Oder waren es Maronen? Jedenfalls dachte ich, jetzt geht bestimmt bald die Pilzsaison los. Sie fangen ja viel früher an, mit dem Judasohr im März?
Prof. Michl: Ja, zuerst kommt das Judasohr am Ende des Winters, dann geht es im April auf Morchelsuche. Übrigens leitet sich der Ortsname Mörlbach ab von Morcheln am Bach. Nach ordentlichem Regen im Juli und August sprießt es meistens in den Wäldern. Etwa Mitte November endet für mich die Pilzsaison, obwohl begeisterte Pilzkenner eigentlich fast das ganze Jahr fündig werden.

QUH: Welche Pilze sammeln Sie in unserer Gegend am liebsten? Ab wann lassen sich welche Pilze sammeln, abhängig vom Wetter?
Prof. Michl: Die eigentliche Pilzsaison beginnt im August oder September. Es braucht Regen und warmes Wetter. Steinpilze und Pfifferlinge sind zurecht hoch geschätzte Pilze, aber Milchbrätlinge erhöhen deutlich meinen Puls. Sie riechen leicht nach Hering und färben die Finger braun. Ich würde sie ich auch einer Trüffel vom Viktualienmarkt vorziehen, die ja nach drei Tagen Transport und Lagerung schon deutlich an Geschmack verloren hat. Den Trompetenpfifferling und die schwarze Herbsttrompete sammle ich gerne im späten Herbst. Sie werden deutlich unterschätzt und eignen sich bestens als Pilzsuppe und als Gewürz. Der Reifpilz, auch Zigeuner genannt, den nur wenige kennen, verspricht oft eine große Ernte. Meine finnischen Freunde schätzen den Fichtenreizger, der übrigens auch in Südtirol und Spanien sehr begehrt ist. Lappland würde Hieronymus Bosch als Pilzparadies malen: man braucht dort keine Pilze suchen – man „erntet“ sie.

QUH: Wie sieht es mit der Strahlenbelastung durch Tschernobyl noch aus?
Prof. Michl: Ganz ehrlich: Man muss schon ein wenig verdrängen, dass viele Pilzsorten immer noch deutlich belastet sind. Es hängt immer auch vom Standort ab. Ich informiere mich manchmal im Internet. Der Maronenröhrling, der zu den eher stark belasteten Pilzen gehört, zeigt – je nach Standort – sehr unterschiedliche Werte. Mein Frau schränkt als Ärztin die Zahl unserer Pilzmahlzeiten stark ein. Andererseits: Die Strahlenbelastung durch Flüge wird auch ordentlich unterschätzt. Weniger fliegen und mehr Pilze essen? Wer 60 oder 70 km in die Berge fährt, kann ziemlich unbelastete Pilz sammeln, denn die Regenwolke aus Tschernobyl hat sich in den Voralpen abgeregnet.

Milchbrätling

QUH: Welches ist Ihr Lieblingspilzgericht?
Prof. Michl: Milchbrätlinge, nur mit Butter und Salz in der Pfanne angebraten, gehören zur 3-Sterne-Küche. Immer gut ist ein klassisches Pilzgericht mit möglichst vielen Pilzarten und Semmelknödeln (und ein paar Tropfen Balsamico).

QUH: Vielen Dank für das Gespräch! Wir kommen auf das Thema zurück.

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