Haus Buchenried 1827 bis 1953 – eine Publikation der Münchner vhs

70 Jahre Volkshochschule München in Haus Buchenried! Vor 70 Jahren kaufte die Landeshauptstadt München Grundstück und Gebäude zur Gründung eines Seminarzentrums der Münchner Volkshochschule. Zu diesem feierlichen Anlass erschien eine schön Publikation über die wechselvolle Geschichte von Haus Buchenried von 1827 bis 1953, verfasst von Ingvild Richardsen.

Haus Buchenried aus der Luft (c) Peter Felbert

Das reich bebilderte Büchlein hat die Geschichte von Haus Buchenried ab 1827 zum Inhalt. Die erste Bebauung nahm der Münchner Baurat Johann Ulrich Himbsel vor. Er begründete auch die Starnberger Dampfschifffahrt (1851)  und die Bahnlinie München-Starnberg (1854). 1827 und 1842 baute er gleich zwei Häuser in Leoni – die “Himbsel-Villa” und das jetzige “Hackländer-Haus”  mit dem dazugehörigen Ökonomiegebäude.

Die Publikation der vhs München

König Ludwig I. war nicht sehr begeistert von den Plänen mit der Dampfschifffahrt – die Himbsel, wohlhabend geworden durch den Bau der Eisenbahnlinie München-Augsburg, mit eigenem Kapital durchsetzte. Nach der Revolution von 1848 und dem Thronwechsel (König Maximilian II. Joseph) orderte er einen Raddampfer.

Carl August Lebschée malte den Dampfer “Maximilian”

Nach dem Tod seiner Frau und seines jüngsten Sohnes (sie starben 1854 an der Cholera) errichtete Himbsel den Kreuzweg von Leoni nach Aufkirchen. Nach Himbsels Tod (1860) und kurzzeitigen Besitzerwechseln ging das Anwesen 1867 in den Besitz von Friedrich Wilhelm von Hackländer über, der einer der erfolgreichsten Unterhaltungsschriftsteller des 19. Jahrhunderts war. Er starb bereits 10 Jahre später. Aber noch unter seiner Ägide wurde das Ökonomiegebäude aufgestockt und neu gestaltet.

Die Villa Weinmann

1877 kaufte der Münchner Papierfabrikdirektor Louis Weinmann das gesamte Anwesen. Bis 1919 blieb es im Besitz der Familie, die es am deutlichsten prägte – es wird zum Treffpunkt von Künstlern und Intellektuellen. Das Gästebuch zeigt das mit ganz herrlichen Illustrationen und Einträgen. Zudem nimmt Louis Weinmann größere bauliche Veränderungen vor – das Ökonomiegebäude wird zur Villa.

1919 wird das Anwesen an das Ehepaar Weinreben aus Frankfurt verkauft. Für lediglich acht Jahre. 1928 wird es  an den Verleger Kurt Wolff und sein Frau Elisabeth verkauft (Kafka, Werfel, Brod und Heinrich Mann). Bis 1933 bleibt es in ihrem Eigentum. Die Vorbesitzer Weinmann behalten sich vertraglich das Recht vor, jederzeit die von ihnen errichtete Kapelle (mit den Urnen von Louis und Fritz Weinmann) hinter dem Haus zu betreten. Das Ehepaar Wolff gab dem Anwesen den Namen Buchenried. Der Verlag geriet aber in finanzielle Schwierigkeiten, die Ehe wurde geschieden, das Anwesen wurde 1933 an Rolf Heger verkauft, einen Theaterdirektor und Dirigenten. Seine Frau Emmi Kalla-Heger stand in enger Beziehung zu Nazi-Funktionären.

Umso brisanter wird die Aufarbeitung der Geschichte von Haus Buchenried durch die jüdischen Vorbesitzer (fast 50 Jahre) und die Nutzung von Haus Buchenried als NSV-Erholungsheim.

Aber jetzt haben wir ganz schön viel kurz- und zusammengefasst – lesen Sie die viel detailliertere Geschichte des Hauses von Dr. Ingvild Richardsen, die bereits “Die Fraueninsel – Auf den Spuren der vergessenen Künstlerinnen von Frauenchiemsee”, “Evas Töchter – Münchner Schriftstellerinenen und die moderne Frauenbewegung 1894 bis 1933” (beide Volk Verlag)  veröffentlicht hat. Das vhs-Programm mit Übernachtung und Vollpension oder auch Konzerten, Lesungen und Vorträgen finden Sie hier: https://www.mvhs.de/ueber-uns/standorte/haus-buchenried.