Einstürzende Wahrzeichen: Die zweite Gemeinderats- sitzung des Jahres

Es ging schon auf die 10 zu, da überraschte der Bürgermeister die wenigen (14) anwesenden Gemeinderäte mit der verblüffenden Nachricht, dass Mauersegler tatsächlich beim Fliegen schlafen könnten (mauersegler.mp3 Gesang der Mauersegler). Anlass des ornithologisch durchaus kundigen Fachvortrags des Gemeindevorstehers war die anstehende energetische Sanierung der alten Schule Aufkirchen, die die dort ab Mai nistenden Mauersegler nicht verscheuchen darf.


Wahrzeichen und marodes Gemäuer: die alte Schule in Aufkirchen

GR Adldinger hatte – in seiner Funktion als mit der Sanierung beauftragter Architekt – einen wahrhaft apokalyptischen Vortrag über den Zustand des denkmalgeschützen Wahrzeichens der Gemeinde (erbaut 1894) geliefert. Die “Fassade bröckelt”, die Fenster seien “verfault”, es gäbe “Risse im Gebäude”, die Keller seien “teilweise durchfeuchtet”, allein das Dach sei “halbwegs dicht”. Eine totale energetische Sanierung sei wegen des Denkmalschutzes nicht möglich, doch seien auch mit kleinen Maßnahmen gute Ergebnisse zu erzielen, weil momentan durch die Ritzen im Gemäuer und in den Fenstern schlicht der Wind blase.


Risse im Mauerwerk: Warum hat die Gemeinde ihr Schmuckstück so verkommen lassen?

Einstimmig stimmte der Rat für die Sanierung, die bereits im Lauf dieses Jahres abgeschlossen sein könnte. Geschätzte Kosten: über 800.000 €.

Das Gebäude beherrbergt die florierende Gemeindebibliothek, den Montessori-Kindergarten, die Schülertagesstätte und das – derzeit auf Grund des Brandschutzes nicht geöffnete Schulmuseum. Vom Rat angefragt wurde denn auch zu Recht (GR Sokolowski, FDP), ob im Zuge der äußeren Sanierung nicht auch dafür gesorgt werden könne, dass das Schumuseum wieder zugänglich gemacht werden könnte.


Derzeit aus brandschutztechnischen Gründen geschlossen: das Berger Schulmuseum

GR Ammer (QUH) begeisterte sich sofort für eine (auch in der Vergangenheit schon einmal vorgekommene) Nutzung der derzeit brachliegenden, allerdings sehr niedrigen Kellerräume als Probenraum für Berger Bands. Eine einmalige Gelegenheit, die Jugend in der Gemeinde zu fördern! – Allerdings wiegten einige Räte angesichts der somit angekündigten Heavy Metal Musik bedenklich den Kopf.


Traum der Jugend: Im Keller zukünftig Platz für Probenräume?

Auch zuvor war es – anläßlich des Quartalsberichtes von “KinderArt” – schon um das Aufkirchener Gebäude gegangen. Während der Bericht rundum positiv ausfiel, wurde vom Träger der gemeindlichen Kindergärten allein die beengte Raumsituation in Aufkirchen beklagt, die eine notwendige “Erhöhung der Platzzahlen” in der Schülertagesstätte nicht weiter möglich mache. “Kinderart” legte die Ergebnisse einer Elternbefragung vor, nach der sich 81% der Kinder in den Tagesstätten “sehr wohl” fühlen und 74% den Trägerwechsel von BRK zu “KinderArt” begrüßen würden (20% trauern noch den alten Verhältnissen hinterher). Nach einem vom ganzen Rat befürworteten Vorschlag von GR Reichart (EUW) muß nach dieser positiven Entwicklung “KinderArt” zukünftig nur noch halbjährlich einen Bericht vorlegen.

Weitere Kindergartenplätze entstehen währenddessen in Biberkor. Die Gemeinde erkannte dort einen Bedarf von 30 Kindergarten- und 10 Krippenplätzen an. Das heißt, dass sie sich – so wie vom Gesetzgeber vorgeschrieben – an den Baukosten des neuen Kinderhauses mit rund 430.000 € beteiligen wird.

Außerdem gab es noch eine Anfrage von GR Link (QUH) zur schlechten Straßenbeleuchtung in Assenhausen (der Bürgermeister versprach in Kenntnis des Missstands, sich darum zu kümmern) sowie das Eingeständnis, dass es “überraschend viele” Vorschläge zur Kreiselgestaltung gegeben habe. Wie viele, das wurde nicht verraten. Die QUH wird sich jedenfalls – so wie dies andernorts geschehen ist – für eine öffentliche Präsentation der Entwürfe stark machen.


“Überraschend viele Entwürfe” gab es – lt. Bürgermeister – für die von der Gemeinde etwas zögerlich angegangene Kreisverkehrsgestaltung

Alle wichtigen Entscheidungen wurden wieder einmal einstimmig gefällt. Allein um eine Dachgaube und um die Fällung der Bräuhausweglinde gab es Diskussionen. Erstere darf nicht so groß gebaut, letztere – gegen 5 Stimmen aus dem Rat und mit der Auflage einer Ersatzpflanzung – gefällt werden, weil ein (allerdings nicht unterzeichnetes) Gutachten sie als krank eingestuft hatte.


Trotzdem ewig schade drum.

Kommentieren (7)

  1. QUH-Gast
    4. Februar 2011 um 11:30

    Denkmalgeschütztes Kleinod? Was passiert mit dem Vereinsheim im Vordergrund, das die Sicht auf die alte Schule fast völlig versperrt? Gehört das Vereinsheim auch zum denkmalgeschützten Ensemble rund um die alte Schule? Kann Architekt Adldinger sich nicht auch gleichzeitig Gedanken machen, wie man die Optik so in den Griff bekommt, dass eine Einheit zwischen Schule und Vereinsheim entsteht?

    • quh
      4. Februar 2011 um 13:55

      Denkmalgeschützt ist das Vereinsheim sicherlich nicht. Herr Adldinger war nur mit der Sanierung der Alten Schule betraut, aber wir haben die Frage an ihn weitergeleitet!

    • ammer
      4. Februar 2011 um 14:20

      Lieber QUH-Gast In der Tat gab es schon einmal einen Ideenwettbewerb, wie ein Neubau das nicht sehr schöne Vereinsheim ersetzen könnte (das zudem den Blick auf die Schule verstellt). Leider werden diese Ideen derzeit nicht weiter verfolgt.

    • quh
      7. Februar 2011 um 11:53

      Antwort des Architekten Lieber QUH-Gast,
      Wolfgang Adldinger hat eben auf Ihre Anfrage geantwortet:
      Das Vereinsheim ist wie schon der Name sagt ein Heim, das von Vereinen genutzt wird. (Blasmusik etc.) Es steht keinesfalls im Zusammenhang mit dem denkmalgeschützten Schulgebäude und wird wohl nur noch so lange stehen, bis eine neue Nutzung für das gesamte Grundstück gefunden ist  (Neues Rathaus etc??). Eine Einheit zwischen den Gebäuden herzustellen ist weder möglich, sinnvoll noch angemessen. 
      Mit freundlichen Grüßen
      Wolfgang Adldinger

    • QUH-Gast
      7. Februar 2011 um 15:35

      Die Sünden der Vergangenheit begleiten uns wie lange noch in die Zukunft? Es bleibt die Hoffnung, dass das Rathaus so schnell wie möglich aus allen Nähten platzt und das alte Schulgelände unter Wegfall des Vereinsheims völlig neu konzipiert wird.

  2. QUH-Gast
    4. Februar 2011 um 14:35

    Ideenwettbewerb.. Hallo Herr Ammer,
    wird auch das Thema Anbau an die Alte Schule / Neubau für die benötigten Horträume nicht mehr verfolgt? Es gab vor ca. 2 Jahren ja sogar schon Entwürfe (die Sie aber nicht veröffentlichen durften…).
    Danke für die immer wieder interessanten Informationen von den Gemeinderatssitzungen.
    M. Schmid

    • ammer
      4. Februar 2011 um 14:45

      Neubau/Horträume Lieber Herr/Frau Schmid,

      ich meinte genau diese Entwürfe. Der Bürgermeister deutete in der letzten Sitzung in einem Nebensatz allerdings an, dass es für die Erweiterungsbauten (wenn denn der Bedarf in Zukunft weiter vorhanden ist) evtl. eine andere Lösung gefunden werden könnte. Ob das die nicht sehr schönen Zweckbauten auf dem Gelände überflüssig machen wird, vermag ich im Moment nicht zu sagen. Allerdings sollen sie im Zuge der Sanierung immerhin einen neuen Anstrich bekommen. Dass es sich hier um einen ortsgestalterischen Brennpunkt handelt, darüber können wir uns einig sein.