Bekanntlich hat die Gemeinde Schäftlarn beim Verwaltungsgerichtshof Normenkontrollklage gegen das Berger Modell einer Ausweisung von Vorzugsflächen für Windräder erhoben. Von Berger Seite wird einerseits die Sinnhaftigkeit dieses Unternehmens bezweifelt (weil ohne das Verfahren Windkrafträder noch näher an Neufahrn rücken könnten), noch werden der Klage, die keine aufschiebende Wirkung hat, große Erfolgschancen gegeben. Aber nicht alle Schäftlarner stehen hinter dieser Konfrontationspolitik. Wir von der QUH waren richtig erleichtert, dass auch von dort schüchterne Zeichen für eine mögliche Zusammenarbeit kommen. Wir sprachen mit Christian Lankes, der für die Grünen im Gemeinderat von Schäftlarn sitzt und dort nächstes Jahr auch als Bürgermeister kandidieren wird.
Bürgermeisterkandidat für Schäftlarn: Christian Lankes (Grüne)
QUH: Hallo Christian, anders als viele andere Schäftlarner bist du nicht total gegen die vier geplanten Windräder? Wieso nicht?
Christian Lankes: Die Windkraft ist ein Pfeiler der Energiewende und je näher die energieerzeugenden Quellen an den Verbrauchern sind, desto weniger brauchen wir teure und problematische Stromautobahnen quer durch das Land. Zudem zeigt sich, das Offshore Windparks deutlich höhere Investitionskosten mit sich bringen als Onshore Anlagen, ganz abgesehen von den technischen Schwierigkeiten die Offshore Anlagen an des Stromnetz anzubinden.
Das bedeutet in der Konsequenz, daß uns wir uns mit dem Thema hier in der
Region auseinander setzten müssen. Dies darf allerdings nicht an Gemeindegrenzen enden. Hier stoßen die bisherigen Vorgehensweisen bei der Erstellung von Flächennutzungspläne buchstäblich an ihre Grenzen.
QUH: Wieviele Schäftlarner sind denn wirklich gegen die Windräder?
C.L.: Das lässt sich nicht genau sagen. Sicher ist das der Widerstand und die Skepsis im Ortsteil Neufahrn am größten ist, was kein Wunder ist. Die Diskussionen wurden mit der Zeit immer emotionaler und es wird sehr lange dauern bis wieder Sachlichkeit in das Thema kommt.
QUH: Die QUH hatte schon einmal angeregt, die Windräder doch zusammen mit Neufahrn oder Schäftlarn zu planen. Was hältst du davon?
C.L.: Leider ist der Zeitpunkt für eine gemeinsame Planung verpasst worden. Da ist das Kind schon in den Brunnen gefallen. Eine Beteiligung der “Betroffenen” darf nicht an Gemeindegrenzen enden. Formal hat die Gemeinde Berg keinen Fehler gemacht, hier braucht es eine grundsätzlich neue Herangehensweisen. Hierfür gibt es auch schon Beispiele wie die betroffenen Gemeinden, Grundstücksbesitzer und Anrainer nach dem “Zwiebelprinzip” mit eingebunden werden können.
Bürgerbeteiligung für Bürgerwindkraftanlagen ist für mich der gangbare Weg. Unsere großen Energiekonzerne sind davon natürlich nicht begeistert, da ihnen ihre Geschäftsmodell abhanden kommen.
QUH: Christian, danke für das Gespräch und viel Glück bei deiner Bürgermeisterkandidatur.
Bei aller Motivation, sich gegen den amtierenden BM zu positionieren, hilft zum Thema “Erneuerbare” und speziell “Windkraft im Voralpenland” etwas mehr Nachdenken.
1. “Die Windkraft ist ein Pfeiler der Energiewende und je näher die energieerzeugenden Quellen an den Verbrauchern sind, desto weniger brauchen wir teure und problematische Stromautobahnen quer durch das Land.”
Elektrische Energie wird kontinuierlich gebraucht — naturgemäß ist aber Wind-(und auch Solar-)energie diskontinuierlich/volatil. Für die Ausfallzeiten von Sonne und Wind (jede Nacht, Windstille oder “Lüftchen”) muss also die gesamte benötigte Energie von außen zugeführt werden. Es ändert sich somit für Berg/Bayern/Deutschland erst einmal überhaupt nichts zu heute! Der Bedarf neuer Trassen entsteht erst durch die Abschaltung der kontinuierlich laufenden (Atom-)kraftwerke im Süden. Diese können aber NICHT durch den Zubau volatiler Energieerzeuger (Windkraftanlagen) sondern nur durch grundlastfähige Kraftwerke im Süden ersetzt werden. Volatile Energieerzeugung in größerem Umfang (>20%) ergibt nur Sinn, wenn man über Speichertechniken eine Verstetigung herbeiführen könnte. Dies ist aber mit den heute oder in absehbarer Zeit verfügbaren Techniken im erforderlichen Maßstab nicht bezahlbar möglich.
2. “Das bedeutet in der Konsequenz, dass uns wir uns mit dem Thema hier in der Region auseinander setzten müssen.”
Hier haben wir die beschauliche Vorstellung von hunderten Stadt- und Regionalwerken die selbstoptimierend ihren Strombedarf decken wollen. So hat die Energieversorgung in Bayern vor über hundert Jahren begonnen. Wir sind heute aber kein Agrarland mehr, sondern auf der Grundlage eines hochpräzisen, zuverlässigen und kostengünstigen Stromnetzes ein erfolgreiches Hochtechnologieland geworden. An diesem Grundpfeiler wird derzeit von “Gutmenschen” — die die Auswirkungen (galoppierende Kosten, Blackout-Gefahr) aber nicht zu Ende denken — kräftig gerüttelt. Die Energiewende, mit der Deutschland der Welt etwas vormachen wollte, ist nach anfänglichem Erstaunen unserer internationalen Wettbewerber, mittlerweile angesichts der chaotischen Vorgehensweise beim Ausbau volatiler Energien und der damit verbundenen enormen Kosten zur peinlichen Lachnummer bei Partygesprächen geworden. Insgeheim freut man sich natürlich über unsere Dummheit. N.B. Die Zahl der neuen, krisensicheren Jobs im Vergleich zu den durch überteuerte Energie gefährdeten bzw. bereits verlorenen Arbeitsplätzen würde mich sehr interessieren.
3. “Bürgerbeteiligung für Bürgerwindkraftanlagen ist für mich der gangbare Weg. Unsere großen Energiekonzerne sind davon natürlich nicht begeistert, da ihnen ihre Geschäftsmodell abhandenkommen.”
Aus dem oben gesagten wird hoffentlich mehr Bürgern klar, dass hier einiges mehr abhandenkommen könnte, als das Geschäftsmodell von EON/RWE…
Bleiben wir aber in der Region: Es geht hier schließlich um den Zubau von Windparks die eine der schönsten Erholungsregionen Deutschlands “industrialisieren” werden. Die Akzeptanz der Bürger hierzu soll durch den Appell an ihre Gier (mir fällt kein besseres Wort ein) gekauft werden, wobei die “Insider” sehr wohl wissen, welches finanzielle Risiko damit verbunden ist. Nicht umsonst gibt es zahlreiche Windparks in Deutschland, die bereits pleite sind, oder an der Insolvenzgrenze entlang schrammen. Warum soll dies ausgerechnet bei den grenzwertigen Windgeschwindigkeiten in unserer Region klappen? Warum werden die Detailergebnisse der Berger Windstudie nicht veröffentlicht? Etwa, damit man dem Herrn Gutachter nicht beim “Hochrechnen” der tatsächlich gemessen Werte über die Schulter schauen kann? Welche Vorstellungen hat eigentlich ein Bürgermeister/-kandidat von der Intelligenz seiner BürgerInnen, dass er glaubt, sie würden ohne Kenntnis der wahren Werte und der darauf aufbauenden Wirtschaftlichkeitsrechnung ihr Geld investieren?
Kurzes Fazit:
Der weitere Zubau von Windkraft- (und Solar)anlagen in Deutschland ohne Lösung des Speicherproblems ist volkswirtschaftlicher Wahnsinn, über den sich unsere internationalen Konkurrenten freuen.
So etwas in Bayern zu tun verstärkt diesen Unsinn noch durch die Verspargelung einer der letzten und schönsten Nicht-Industrie-Landschaften Deutschlands.
Werden wir erst wach, wenn es zu spät ist???
Wer diskutiert mit?
Nett gemeint, aber … … da müßt Ihr offenbar einen fanatischen Ideologie-Grünen fragen, um derartige Antworten zu bekommen.
Ich hatte erst letzte Woche eine Diskussion mit einem Ultra-Grünen (ich möchte ausdrücklich betonen, dass dies NICHT Herr Lankes war) über die dramatisch steigenden Strompreise. Ich bekam zur Antwort, dass steigende Strompreise gut seien, dann würden die Leute endlich mal beginnen, Energie zu sparen und dass derjenige, der sich den Strom nicht mehr leisten könne, einfach mal früher ins Bett gehen solle statt ständig fern zu sehen.
Unverschämt, arrogant und Ideologie-verbohrt. Offenbar schaltet Ideologie manchmal rationales Denken aus.
Manche unserer Grünen würden wohl auch beginnen, vermehrt Kohl zu essen, wenn man ihnen sagt, Sie könnten dadurch genügend Wind für Ihre Windräder produzieren.