Ein Hauch Neuschwanstein

Das Verhältnis der Berger zum “Missionswerk” WDL (“Wort des Lebens”) ist eines jener, in denen schon einmal in der Mitte das Wörtchen “aber” vorkommt. Ein kleiner Vorbehalt bleibt oft; zu unbekannt ist vielen Bergern, was hinter den Mauern der Seeburg und des Schlosses unten am See vor sich geht.


Fast wie vom Kini: das 1890 im arg historistischen Stil erbaute “Schloß Biberkor”, heute “Seeburg” genannt

Seit man um Haaresbreite den Mietvertrag mit dem Staat Bayern gekündigt bekommen hat, bemüht man sich bei WDL offenbar um etwas Öffnung hin zur Bevölkerung. Beim diesjährigen adventlichen “Burgfest” waren auch Stände von Nicht-WdL-lern zugelassen und es gab sogar Alkohol (und köstliche Wildschweinwürste). Stündlich ging es per Burgführung bis hinauf auf den Turm.


Bisher waren nur wenige Berger hier: den geschmückten Turm hinauf

Das im Dunkeln mittelalterlich anzusehende Schloß wurde übrigens nicht von Adligen oder gar Rittern erbaut, sondern 1889 ganz profan von einem reichen Münchner Bauunternehmer und Bergwerksbesitzer (Heinrich Hoech). Ein Industrieller aus Kochel ließ es nach dessen Tod vom Architekten Franz von Thiersch, der u.a. auch den Münchner Justizpalast und einige Isarbrücken gebaut hat, 1902 umbauen. Nachdem kurzzeitig ein Torfwerkbesitzer die Burg erworben hatte, kaufte sie 1921 der Freistaat, dann ein leibhaftiger Prinz von Ysenburg und schließlich die nationalsozialistische Volkswohlfahrt (NSV), bevor die Seeburg 1945 wieder an den Staat fiel, letztlich von WDL gepachtet wurde und hauptsächlich für religöse Jugendfreizeiten verwendet wird. Was kaum einer weiß: Man kann in Nebenzeiten manchmal einfach ein Hotelzimmer dort buchen.


Neuschwanstein für Alle: das gelungene “Burgfest der Seeburg am Wochenende