Die untergegangene Wirtshauskultur

Die Bedeutung von Maurus Graf für die Gemeinde Berg kann schwerlich unterschätzt werden. Nicht nur war er es, der ältere Bruder, der das Bäckerkind Oskar zum ersten Mal mit der Literatur in Kontakt brachte. Er führte in Oberberg auch das legendäre Café Maurus, von dem in der Grafstraße 18 nur noch die Außenlaterne existiert …


Das Café Maurus in Oberberg; seit seiner Gründung 1920 bis in die 60iger Jahre hinein Treffpunkt der Münchener Literaturszene

…  und das mit den Münchener Literaten seit seiner Eröffnung 1920 echte Kultur nach Berg brachte.



Neu entdeckte Photographie des Schildes “Kaffee Conditorei Maurus Graf” (Privatbesitz)

Das war zu einer Zeit, als Berg noch nicht auf dem Weg zum Schlafdorf war, als gegenüber noch die “Berger Stuben” und unten in Unterberg auch das “Weiße Rössl” geöffnet hatte (siehe hier im Kalender /?p=1728/ und /?p=1746/ ). Überhaupt blühte – obwohl die Einwohnerzahlen ein Bruchteil von heute waren, die Wirtshauskultur. Allein Höhenrain soll es zu Zeiten neun Gasthäuser gegeben haben. Darunter schon damals – wie der Name sagt – der gemütliche “Alte Wirt” …


Damals parkte nur ein Auto vor der Tür … aber was für eines!

… gegenüber aber auch – neben dem Wittur gelegen – Hauser’s “Gastwirtschaft zur frischen Quelle” (die als Wohnhaus gerade saniert wurde).

Auch die gaststättenlose Gemeindeteile hatten damals natürlich Wirtshäuser. Allmannshausen zum Beispiel dieses, das an eine spanische Kapelle erinnert, von dem wir aber weder Namen noch Inhaber noch Standort kennen.


Alles was wir wissen: “Gasthaus Allmannshausen abgebrannt 1942”

Hinten im heute verschlafenen Bachhausen hingegen kann – wer genau hinsieht – am Maibaum unter der Kastanie noch die Spuren der “Gastwirtschaft von Georg Schwendtner” erkennen, in der heute nur noch manchmal ein heimliches Wildessen stattfindet.


Familie und Fuhrwerke angetreten zur Photographie!

… Und selbst in Assenhausen befand sich ein Café, das “Cafe Rosengarten”, heute ebenfalls ein Wohnhaus.

All diese und andere Wirtschaften, von denen wir keine Photos gefunden haben (wer hat noch welche?) überstahlte allerdings drunten in Leoni das mondäne Hotel Leoni, …


“Essen Mittag”, heißt es auf dieser Postkarte aus dem sonst recht leeren Leoni

… mit seiner gemütlichen Terasse zum See hinaus.


Freie Sicht auf die Alpen … ehemals in Leoni

Nachtrag: Hans-Peter Eisenhuth hat uns aus Allmannshausen weitere Photos von ehemaligen Kneipen geschickt. Allein in Allmannshausen soll es 4 Wirtshäuser und 2 Maibäume gegeben haben. Darunter unten an der Straße ein weiterer “Gasthof zur Post”, in dem früher auch ein Spar-Laden untergebracht war.


Gasthaus zur Post in Allmannshausen


… zu Zeiten von Käfer-Cabiots auch mit Spar-Laden

Kommentieren (1)

  1. QUH-Gast
    15. Mai 2013 um 20:22

    Das Gasthaus zur Post in Allmannshausen wurde übrigens geschlossen, da der Sohn bei Nobelpreisträger Prof. Dr. Feodor Lynen seinen Doktor in Chemie absolviert hat und sich in das noble Umfeld der naturwissenschaftlichen Forschung begeben hat.

    Des weiteren gibt es hier eine schöne Erinnerung, die belegt, welcher Menschenschlag sich in der Gegend um den Starnberger See aufhält:

    Der Gastwirt Nikolaus Stadler hat nach dem Ende des 2. Weltkrieges beim Einzug der amerikanischen aliierten das Hakenkreuz vom Allmanshauser Maibaum nehmen lassen, damit keiner der Anwohner gefährdet würde.

    In der Nacht vor dem Einzug der aliierten haben die liebenswerten Allmannshauser Nachbarn zum Dank das Hakenkreuz wieder an den Zaun des Herrn Nikolaus Stadler gehängt.

    Liebe QUH- Partei, denken Sie daran, mit wem Sie sich in dieser Gegend unter dem Deckmantel der Freien Wähler wirklich anlegen.