Die neue Ortsdurchfahrt von Berg im Alltagstest

In der Nacht auf Samstag war es soweit: Totalsperrung! Die Straßenbau-Kolonne arbeitete durch. Die Teerdecke für die neue Ortsdurchfahrt von Berg sollte in einer einzigen Nacht verlegt werden. Am Ende fehlte um 5 Uhr früh der Teer für ganze 50 cm (die inzwischen längst ausgebessert wurden), um die Arbeit in Rekordzeit zu vollenden. Aus naheliegenden Gründen war eine Fertigstellung bis zur Bürgermeisterwahl vorgesehen. Wochen früher, am 8.8., wird nun offizielle Eröffnung sein. Eine grandiose Leistung von Baufirma, Bauleitung, Bauamt und Planer.


Die neue Ortsdurchfahrt von Berg

Und wie ist sie geworden? – Mit einem Satz: Es ist eine Straße für den Durchgangsverkehr geworden, aber keine für Berg. Was nach jahrelangen Planungen und anfänglichen Hoffnungen (Stichwort “Glückshormone”) jetzt vollendet wurde, sieht recht unspektakulär aus. Die neue Ortsdurchfahrt von Berg ist sichtlich besser als die alte Ruine, aber die Ortsduchfahrt …


Früher ein Schandfleck

… ist nichts als eine Ortsdurchfahrt. – Die Baukosten, die sich Berg und der Freistaat teilen, betrugen 750.000 €. Der Teer ist schwarz, die Straße genau so breit, wie das Straßenbauamt es vorschreibt, ein Gehsteig ist (verkleinert) noch da, die Grünstreifen sind zwischen der Höchstzahl an Parkplätzen verschwindend klein geraten. Die neun geplanten Bäume, die den Ort kosmetisch etwas verschönern könnten, fehlen noch, werden aber nichts mehr ändern.


Unser Ort sollte schöner werden

Und wieso hat so etwas sooooooo lange gedauert? – Zweiter Eindruck: Ernüchterung. Hier wurde wieder mal eine Chance vertan, Berg ein Gesicht zu geben. Es gab kaum eine Idee außer der, den Verkehrsfluss zu garantieren. Berg hätte eine Vision gebraucht. Bekommen hat es eine Durchgangsstraße. Die Frustration darüber haben wir von der QUH uns schon des öfteren von der Seele geschrieben (vgl. u.a. hier und hier). Trotzdem gibt es Positives: Das Bus-Wartehäuschen, dass die Fa. “terrabiota” uns vorgeschlagen hat, sieht beispielsweise ganz ansprechend aus.


Schön schlicht, doch kein Treffpunkt mehr: das neue Wartehaus

Um eine “heimatverbundene” Werbung auf der Plakatwand dahinter muss sich die QUH offensichtlich persönlich kümmern. … Aber auf zum Praxistest mit Auto, Rad oder zu Fuß: Die Straße (auf der der die eingezeichneten Fahrradwege noch fehlen) lässt sich mit dem Auto erwartet gut befahren …


Durchgangsverkehrsdorf Berg: Freie Fahrt für freie Bürger

… es stören bei der schnellen Durchfahrt mit dem Auto keine Zebrastreifen, keine haltenden Busse oder gar Kreuzungshilfen für Fußgänger. Fußgänger können die Straße weiterhin nur an einer einzigen Stelle in Berg überqueren, dafür östlich der Straße direkt bis zum Kreisel gehen. Letzteres – eine Idee des Planers Ott – ist grandios gut so, ersteres (die verweigerte Querungshilfe) bleibt eine Idiotie. Für die Fahrradfahrer, denen ihr Weg einfach gesperrt wurde (die QUH berichtete protestierend wiederholt darüber) sieht es noch schlimmer aus.


Ortsdurchfahrt für Fahrräder derzeit nicht möglich

Für sie wird Berg künftig zum gefährlichen Hindernis. Mit dem Rad von Süden kommend ist – nach einer Idee des Staatlichen Bauamts Weilheim – die Ortsdurchfahrt von Berg nur durch zweimaliges Queren der Straße zu bewältigen. Allerdings steht die “Beschränktheit” des Straßenbauamtes, die gegen den Wunsch aus Berg diese Lösung durchgedrückt hat, in umgekehrt proportionalem Verhältnis zur Realität und zur Intelligenz der Radler, die sich ihren neuen illegalen Weg durch Berg bereits gesucht haben. … Wir haben die Radler zu verschiedenen Uhrzeiten beobachtet. Am Morgen nehmen sie diesen Weg durch Berg …


7 Uhr 40 am Morgen: Illegale (von uns unkenntlich gemachte) Radler auf der Ortsdurchfahrt

Am späten Nachmittag hingegen ergibt sich eher folgendes Bild:


Großfamilie bei der (illegalen) Ortsdurchquerung

Für die Radler wird beiderseits der Fahrbahn zwar noch ein Radweg eingezeichnet, den aber nicht nur die zur Schule fahrenden Schüler, sondern auch die Autos benützen dürfen. An der Absurdität, dass Radfahrer auf dem neu ausgebauten Radweg aus Süden kommend in Berg nun zweimal die Staatsstraße überqueren müssen, ändert das nichts. Muss hier erst etwas passieren?

Fazit:

1. Autos kommen besser durch Berg und können besser parken.

2. Fußgänger kommen zwar besser bis zum Kreisel, genauso schlecht über die Straße, aber sind auf dem engeren Gehweg von (illegalen) Radfahrern gefährdet.

3. Für Radfahrer wird die Ortsdurchfahrt gefährlich, weil sie (Richtung Süden) an parkenden Autos vorbei auf der Straße fahren müssen und – von Süden kommend – sogar 2x die Staatsstraße queren müssen oder verbotener- aber vernünftigerweise weiter den Gehweg beutzen.

4. Am Erscheinungsbild von Bergs hat sich – bis auf das neue Bushäuschen – nicht viel verändert. Ich bleibe dabei: Es ist für mich als Gemeinderat eines der frustierendsten Erlebnisse, dass man in seiner Amtszeit solche ideenlosen Absurditäten sehenden Auges nicht verhindern kann.

Kommentieren (7)

  1. QUH-Gast
    30. Juli 2012 um 21:07

    Na und? Was soll denn daran nun sooooo frustrierend sein? Eine Ortsdurchfahrt ist halt eine Orts-DURCHFAHRT — und als solche funktioniert sie! Habs schon ausprobiert: man kann endlich mal ein bisserl zügiger durchkommen. Die Straße ist gut zu befahren, sie passt zur Tanke und zur Bank – fertig. Und Berg bleibt so häßlich wie es war – ebenfalls fertig. Was noch die Radler angeht: so viele gibts von denen auch nicht und auf der Straße fahren, sollte man als Radler schon beherrschen. Teile ihre hehre Meinung also ganz und gar nicht.

    • QUH-Gast1
      30. Juli 2012 um 22:00

      sehe ich genauso Jawoll, wenn diese dämlichen Kinder auf dem eingezeichneten Radweg nach Süden zu weit links fahren, werden sie wegrasiert und wenn sie zu weit rechts fahren, werden sie von sich öffnenden Autotüren erwischt. Sollen doch gefälligst aufpassen.

    • QUH-Gast
      31. Juli 2012 um 13:38

      StVO Was die Kinder angeht, verweise ich auf die StVO §2 Abs. 5: “Kinder bis zum vollendeten 8. Lebensjahr müssen, ältere Kinder bis zum vollendeten 10. Lebensjahr dürfen mit Fahrrädern Gehwege benutzen.” Ältere sollten in der Lage sein, rechts auf der Straße zu fahren, scheint aber den Berger youngsters nicht zuzumuten zu sein.

  2. Ultraschorsch
    30. Juli 2012 um 23:44

    Sauber! Jetzt haben wir nicht nur den hässlichsten Kreisverkehr, sondern auch noch die dämlichste Ortsdurchfahrt Deutschlands.

    • ammer
      30. Juli 2012 um 23:57

      Ortsdurchfahrt versus Kreisverkehr Lieber Ultraschorsch, zwar teilen wir deine Einschätzung des Kreisverkehres nicht, den wir zwar für deppert, aber ästhetisch teilweise gelungen halten, aber mit der “dämlichsten Ortsdurchfahrt”, da hast du leider, leider, leider so was von recht … wenn sie nicht obendrein noch super gefährlich wäre … und wenn wir es nicht seit Jahren hier beklagt hätten. Manchmal ist es blöd recht zu behalten. Schade um Berg.

    • Ultraschorsch
      31. Juli 2012 um 0:25

      Klar, Geschmäcker sind verschieden. Der Kreisverkehr mag “gewöhnungsbedürftig” (besser?) sein, die Ortsdurchfahrt hingegen ist einfach nur grob fahrlässig und definitiv nicht zu Ende gedacht.
      Eine Begehung der Durchfahrt mit ortsansässigen Eltern und Kindern und den entsprechenden Verantwortlichen fände ich schön.

  3. QUH-Gast
    31. Juli 2012 um 11:47

    So ist das eben in Monn-City Hässlicher Kreisel, hässliche Ortsdurchfahrt und zukünftig auch hässliche Silhouette wegen hässlicher WKAs. Vielen Dank allen Verantwortlichen für diese verantwortungsvollen Entscheidungen!