Glückshormone kommen unter die Räder (Bericht aus dem Gemeinderat)

Seit 2 1/2 Jahren wird sie geplant. Im März 2009 sorgte die Ankündigung des Ingenieurbüros Ott, dass man im Zuge der Kanalbauten in Berg auch die ganze Ortsdurchfart neu gestalten könnte für die legendäre Ausschüttung von “Glückshormonen” bei der QUH. (vgl. /?p=3887/ ).


Berger Schandfleck Ortsdurchfahrt

2 Jahre später wurden die Pläne konkret: Es kam – vor allem bei der QUH – zu ersten Frustrationen, weil der Rat statt einer gestalteten Ortsmitte mit möglichst viel Grün die maximale Anzahl an Parkplätzen beschloss. – (vgl. /?p=2616/ ). Gestern kam es allerdings noch viel viel schlimmer!


So stellt sich das Straßenverkehrsamt Berg vor.

Nach mehreren “Sicherheitaudits” hat das Straßenbauamt in Weilheim nämlich beschlossen, dass ein gemeinsamer Geh- & Radweg durch Berg zu gefährlich sei. Die Radfahrer gehören in Berg nämlich nicht mehr auf den gemeinsamen Weg (was seit Generationen funktioniert), sondern auf die Straße …

Man hatte sich im Amt überlegt, dass es neuer Rechtsprechung (man erkannte einen “epochalen Wandel im Radverkehr”) eher genüge und obendrein “sicherer” sei, wenn aus Leoni kommende Radfahrer (die bis dahin den komfortablen Weg neben der Straße benutzen) nicht wie bisher über den gemeinsamen Geh- & Radweg fahren, sondern bei der Ampel erst über die Staatsstraße auf die “richtige” Straßenseite geleitet werden, …


Das Ende eines Radweges und der Beginn eines Schildbürgerstreiches: Ab hier sollen Radfahrer in Richtung Starnberg lt. Planung des Straßenverkehrsamtes bis zum Ortsausgang die rechte Straßenseite benutzen.

Nach der Überquerung der Straße müßten die Radfahrer dann erst einmal die Aufkirchner Straße überqueren, weiter entlang der Staatsstraße einen angezeichneten Radweg (einen sog. Schutzstreifen) benutzen (der nicht einmal farblich abgesetzt ist und auch von den Autos befahren werden darf, was aber – so Ingenieur Ott – “zu 90%” nicht geschehe), um schließlich am Kreisel ungesichert erneut die täglich von 12.000 Autos befahrene Straße zu überqueren, … nur um schließlich am Ortsausgang letztendlich auf den sicheren und erneuerten Fuß- & Radweg Richtung Kempfenhausen zurückkehren zu dürfen.

GR Steigenberger (BG) war diese Absurdität sofort aufgefallen. GR Ammer (QUH) fiel vor Zorn über den Vorschlag und die Realitätsferne des Amtes fast aus der Rolle, GR Hlavaty (CSU) schlug vor, dass man jetzt ganz neu überlegen und zur Not auf die Parkplätze verzichten müsse (die es zur Zeit auch nicht gibt). GR Adldinger (Grün) erinnerte an das ursprüngliche Bestreben, die Ortsdurchfahrt durch viel Grün zu verlangsamen. GR Brunnhuber (SPD) merkte zynisch an, bei so einem Vorschlag sei er dafür, sich das Geld zu sparen und die Straße so zu lassen wie sie sei. Die erhoffte Allee sein ja so gut wie verschwunden. GR Link und Grundmann (QUH) versuchten energisch zu begreifen, weshalb man Schüler und andere Radlfahrer bei diesem Verkehrsaufkommen unbedingt drei Straßen (statt einer) überqueren lassen und zum Autoverkehr gesellen will – Shared Space schön und gut, aber nicht so.

Pikant an der Sache: 2 1/2 Jahre wurde mit einer angeblich notwenigen Straßenbreite von 6,50m geplant. Diese hat das Straßenbauamt JETZT als nicht genügend bezeichnet. 7,25m müssen es nunmehr sein. Die beiden Fahrradwege würden links und rechts einfach eingezeichnet. Böse Zungen behaupten, das Straßenbauamt könne sich derart die Kosten für einen eigenen Radweg sparen.

Der Rat lehnte nach hitziger Diskussion den neuen Entwurf ab und forderte einstimmig eine Neuplanung. Zum Glück war die Ausschreibung für die Baumaßnahmen fehlgeschlagen. Beibehalten werden soll der durchgehende Fußweg bis zum Kreisel. Das bereits mehrfach verschobene Projekt verzögert sich also weiter.

Und wenn das Straßenbauamt schon 2 1/2 Jahre Planung einfach über den Haufen geworfen hat (oder vorab nicht sorgsam genug geplant bzw. das Straßenbauamt nicht rechtzeitig eingebunden wurde), so wurden wenigstens noch die Straßenlampen (für die noch nicht geplante Straße) beschlossen. Nein, zur Auswahl standen nicht die recht schönen Lampen aus Oberberg … … zum Glück nicht die spätpsychedelischen Gebilde aus der Grafstraße … … abgelehnt wurden auch die Designerstücke Modell “Zylinder Castor” vom Kapellenweg (an die sich niemand im Rat erinnern konnte) … … mit 14:5 Stimmen gewann das Modell “Glocke”, das bereits Unterberg erleuchtet: Wenn das mal keine weise, richtungweisende und wichtige Entscheidung war. (Vor allem weil der Rat sonst offensichtlich nichts zu sagen hat). Das neue Bushäuschen soll nach Einschätzung der Architektin für Berg “nicht zu modern” sein und trägt den Bestellnamen “Meilenstein”. Der Rest waren Bebauungspläne.

Und das notwendige Wort zur Windenergie: Morgen findet eine gemeinsame (!) Pressekonferenz von BM Monn und dem Verein zum Schutz der Wadlhauser Gräben statt. Erwartet werden Ausführungen über die Größe des Windkraftgebiets und die Anzahl der geplanten Windräder.

Kommentieren (1)

  1. Eierpaul
    30. September 2011 um 14:53

    Welcher Radweg? Ihr sprecht immer von einem Radweg in Berg. Den gibt es doch schon seit Jahren nicht mehr: Das ist ein Parkplatz! Ich habe mich schon lange gefragt warum da diese runden blauen Schilder mit dem Fahrrad drauf stehen, wenn da sowieso nur Autos auf dem Randstreifen stehen. Erst dachte ich: Aha, ein Radweg, und habe lieber ganz korrekt am Strassenrand geparkt. Das daraufhin einsetzende Hupkonzert hat mich eines besseren belehrt. Ist also in Berg das Parken am Strassenrand verboten? Werden Parkplätze durch Radweg-Schilder markiert?
    Also, bei uns in Aufkirchen ist das andersrum!
    Was ich sagen will: Vielleicht sollte man wirklich auf einen getrennt Radweg verzichten, weil der sowieso nur missbraucht wird und daher keinerlei Sicherheit bietet (ich hatte als Radfahrer in Berg schon mal eine Autotür im Gesicht, wobei das Auto halb auf dem Radweg und halb auf dem Gehweg stand…).
    Schönes Wochenende!