Der Gemeinderat scheitert an den Großproblemen Ortsdurchfahrt und Mückenplage, verkauft dafür endlich sein Gewerbegebiet.
Weil die Gemeinderatssitzung so lang dauerte wie lange keine (ein Drittel der Räte hatte am Ende um 23.17 Uhr die Sitzung bereits verlassen), heute nur die vier wichtigsten Punkte kurz in der Nachtkritik:
1. In einer inhaltsreichen Sitzung scheiterte der Gemeinderat an der Aufgabe und der Chance, seine Ortsdurchfahrt wahrhaft zu gestalten.
Ortsdurchfahrt Berg: Ist-Zustand
“Wenn ihr das macht, könnt ihr es gleich so scheußlich lassen, wie es ist”, wetterte enttäuscht der 2. BM Brunnhuber (SPD) nach der Abstimmung. “Wir wollten eine Ortsmitte und keine Autobahn”, entrüstete sich GR Grundmann (QUH) schon zuvor. Die von Ingenieur Ott und Planerin Mechthild von Puttkamer (Terrabiota) favorisierten, äußerst intelligenten Entwürfe wurden von der CSU/EUW/BG-Mehrheit gegen die Stimmen von QUH/SPD/Grün/ÜP allesamt in Richtung “mehr Parkplätze” und “schnellere Ortsdurchfahrt” korrigiert. Mit 11:9 verlief die Abstimmung – besonders was die Neugestaltung der Bushaltestelle in Berg betrifft – denkbar knapp.
Ortsdurchfahrt Berg: Beschlossener Entwurf
Die neue Ortsmitte von Berg beschränkt sich nach dem Beschluss von gestern auf: 9 Bäume auf der Westseite, zwischen denen 9 Parkbuchten entstehen, 1 Gehsteig auf der Ostseite, der sich bis zum Kreisverkehr durchzieht, und … ein neues Pflaster. Über die Gestalt von Bushäuschen (jetzt mitten im Dorf) und Lampen (so wie anderswo im Dorf) wurde noch nicht entschieden. Fertigstellung des Projektes: noch in diesem Jahr. Originelle Ideen der Planer werden nicht realisiert.
Eine der schönen Ideen von Ott/Puttkamer/Terrabiota: Entschleunigung des Verkehrs durch Anlegen einer kleinen Engstelle mit Bäumen an der Bushaltestelle. Vom Gemeinderat samt Bürgermeister abgelehnt mit 11:9
2. Zur Mückenplage: BM Monn hält – wie vorab schon der Presse mitgeteilt wurde – nach einem Schreiben des Landratsamtes die Diskussion um einen Bti-Einsatz gegen die Mückenplage für überflüssig. Der Gemeinderat will weiter überlegen. Monn: “Wir können gerne diskutieren, aber zu entscheiden gibt es nichts mehr.” – Hm.
3. Das Gewerbegebiet in Höhenrain hat einen Interessenten. Der Preis ist hoch: Die Grundfläche der Halle “Am hohen Rand” in Höhenrain Ost wird verdoppelt, die erlaubte Wandhöhe von 7 auf 10 m hinaufgesetzt. Hier war die QUH dafür, die Diskussion im Rat allerdings nicht weniger heftig. Mit 15:5 Stimmen wurde einer Änderung des Bebauungsplanes zugestimmt, der dann eine neue mittelständische Firma (Maschinenbau) und angeblich 25 Arbeitsplätze sowie Gewerbesteuereinnahmen nach Berg bringt. Schöner wird Berg dadurch allerdings nicht – nur reicher.
4. Für den Hort in Aufkirchen genehmigte der Rat (natürlich einstimmig) den Bedarf für 25 neue Plätze. … Zumindest für die Kinder wird Berg schöner.
Vom “Glückshormon” verlassen / Persönlicher Kommentar Ausnahmsweise mal ein persönlicher Kommentar eines QUH-Gemeinderates hier:
“Gestern war für mich die bisher frustrierendste Sitzung des Berger Gemeinderates. Eines der größten Projekte unserer Wahlperiode, das 2009 mit der Ausschüttung des legendären “Glückshormons” begann ( /?p=3887/ ), die Gestaltung der Ortsmitte von Berg, endete gestern in einer deprimierenden, mehrheitlichen Ablehnung schöner Ideen, die dem Rat vorgetragen wurden.
Von Anfang an hat die QUH sich für die Verschönerung der Ortsmitten von Berg so stark gemacht, dass auch der Bürgermeister das Thema zu dem seinen machte, ein Anfangs-Erfolg … und jetzt nach über 3 Jahren ernten wir die Früchte der Arbeit: eine beschämend einfallslose Halballee, die von Kreisel über Tankstelle, Sparkasse und Supermarkt wieder hinaus aus dem Dorf führt (fehlt noch der Discounter). Die prägenden Ortsmerkmale von Berg werden sein: Parkplätze und Bushäuschen. Die Ermahnung des Planers, der den Rat eindringlich warnte, dass ein Dorf nicht nur zum Durchfahren da sei, sondern auch “Aufenthaltsqualitäten” haben müsse, verhallte ungehört wie jedes andere Argument.
Recht behielt hingegen der oft resigniert wirkende Kollege Brunnhuber, der schon vor Jahren (siehe obigen Artikel) vermutet hatte, das wohl nichts besseres kommen würde, bloß weil jetzt die QUH im Rat säße. Aber wohlan: Gestern waren wir noch eine Stimme zuwenig.
Von allen “Glückshormonen” verlassen: Euer Gemeinderat Andy Ammer”
Ich kann Andys Kommentar nur zustimmen, es war frustrierend mitzuerleben wie wenig es manchmal möglich ist als GR etwas zu verändern.
Neben dem Gemeinderat legte insbesondere das Straßenbauamt in Weilheim fest was gebaut werden darf und was nicht. Der oder andere Vorschlag der Planer wurde so bereits im Vorgespräch mit dem Straßenbauamt abgelehnt, ohne dass die GRs mit entscheiden dürften. Dies ist noch frustrierender.
Aber wir geben trotz Niederlagen nicht auf und hoffen, dass zumindest der Berger Dorfplatz an der Grafstraße irgendwann schöner wird und die Lagerhalle am Hohen Rand in Höhenrain durch unsere Mitwirkung so ansprechend wie möglich gebaut.
Ihre Elke Grundmann