Mit den Worten “Die Engagierten sind alle da!” freute sich SPD-Ortsvorstand Bernhard von Rosenbladt über den wohlgefüllten Nebenraum des “Müllers” in Farchach und begrüßte neben den Gemeinderäten von SPD, Grünen und der QUH auch Bergs 3. Bürgermeisterin Elke Link sowie Vertreter von “Berg summt” zum Vortrag und zur Diskussion über “VolksbegehrenPLUS”.
Gut 50 Zuschauer beim SPD-Landtagsabgeordneten Florian von Brunn
Von Rosenbladt stellte dann den SPD-Landtagsabgeordneten Florian von Brunn vor, der in Berg zur Schule ging. Dieser feierte in seinem Vortrag das mittlerweile angenommene Volksbegehren für die Artenvielfalt als einen “Quantensprung” im Umweltschutz und stellte den zahlreich anwesenden Landwirten Ausgleichszahlungen für eventuelle Verluste in Aussicht. Von Brunn hatte niederschmetternde Zahlen dabei: In Bayern seien in den letzten Jahren 6% der Tierarten ausgestorben. Auch die Populationen gingen ständig zurück: Hatten 2007 noch schätzungsweise 6,1 Millionen Stare in Bayern gelebt, so seien es heute nur noch ca. 3,5 Millionen. Bei Schmetterlingen sei die Population um 90% gesunken. Die Genossen haben den Umweltschutz entdeckt.
Die Landwirte selbst erzählten in der anschließenden Diskussion anschaulich und teils erschütternd von ihren Problemen: “Ich mag nicht von Förderungen leben.” – “Wir arbeiten als Landwirte und nicht als Bürokraten!” – “Auf uns wird nur rumgehackt … dabei ist alles, was wir brauchen faire Preise” (Michi Friedinger). Aber auch unter Landwirten hat sich die Bezeichnung “Biogasler” inzwischen als eine Art Schimpfwort etabliert. Hanna Mair vom Assenhauser Hof beklagte, die Berater, die auf die Höfe kämen und hauptsächlich ihre Macht durchsetzen wollten, sowie die mangelnde Ausbildung. Allein eine Wochenstunde gäbe es auf Landwirtschaftsschulen zu den Themen “Landschaftspflege UND Naturschutz”, fügte ein junger Landwirtschaftsmeister hinzu. Julia Galloth beklagte in einer leidenschaftlichen Rede den großstädtischen “Erholungsdruck” auf den ländlichen Grundstücken und den Hundedreck, der buchstäblich zur Vergiftung der Wiesen führe.
Den früheren erbitterten Widerstand gegen das Volksbegehren haben die Landwirte inzwischen offenbar aufgegeben. Sogar kritische Töne am Bauernverband, der nur die Interessen der Großbetriebe vertrete, wurden leise geäußert. Man wünschte sich sogar eine Fortsetzung des “Runden Tisches”, der das Volksbegehren unverändert, aber mit Ergänzungen in den Landtag eingebracht habe.
Für die restlichen Anwesenden war der Abend eine Lehrstunde über die Nöte und Sorgen bei der für die Umwelt so wichtigen landwirtschaftlichen Arbeit. Florian von Brunn versprach, die Anmerkungen im Landtag zur Sprache zu bringen … und auch wir von der QUH gehen jetzt mit etwas anderen Augen an den örtlichen Feldern entlang.
Als Veranstalter sage ich: Danke für den schönen Bericht! Aber ich habe eine Anregung. Könnte man in der ansonsten verdienstvollen Lokalberichterstattung durch die QUH nicht auf die überheblichen Bemerkungen über andere politische Gruppierungen, in diesem Fall die SPD, verzichten? „Die Genossen haben den Umweltschutz entdeckt,“ heißt es jetzt im Bericht. Über eine so beschränkte Wahrnehmung kann man sich nur wundern.
Die erste Umweltinitiative in unserer Gemeinde war die 1982 gegründete „Umweltgruppe Berg“ mit ihrer Aktion „Roter Punkt“, das waren Informationen und Aufklärungen zu umweltbewusstem Verhalten und zur Einführung der Mülltrennung. Die Initiative wurde gegründet von der SPD-Gemeinderätin Erika Laurent, die dann viele Jahre auch Umweltreferentin des Gemeinderats war. Etwa zu gleicher Zeit erschien in Deutschland das Buch „Die Zukunft des Fortschritts“ (1981), ein Klassiker für die damals entstehende Umweltbewegung. Autor war (zusammen mit Klaus Traube) Johano Strasser, der als prominentes SPD-Mitglied seit vielen Jahren bei uns in Berg lebt – und bei unserer Veranstaltung jetzt auch im Publikum war und mitdiskutierte. Soviel zur Frage, wer jetzt den Umweltschutz entdeckt hat…
Bernhard von Rosenbladt (SPD-Vorsitzender Berg)