„Ein Kalligraph fertigte drei Schriften an. Eine, die nur er allein lesen konnte. Eine zweite, die er und alle andern lesen konnten. Und eine dritte, die weder er noch irgendeiner sonst lesen konnte. Ich bin diese dritte Schrift.“
Shams-e-Tabrizi
Wer sich heute Abend nicht zwischen bildender Kunst und Lesung entscheiden kann, hat sogar die Möglichkeit, sich beides hintereinander angedeihen zu lassen. Vor der Johannes Clair-Lesung in der Gemeindebücherei um 19:30 Uhr lädt Haleh Heydari Asil schon ab 18 Uhr zur Vernissage in ihre Haleh Gallery. Sie zeigt den in Teheran geborenen und in San Francisco lebenden Maler Yari Ostovany und den Starnberger Bildhauer Max Wagner.
Ostovany geht in seinen Arbeiten aus vom mythologischen Motiv, vom Symbol, vom Zeichen, verändert dieses jedoch durch mehrfache Überlagerungen und Übermalungen – letztlich bis zur Unkenntlichkeit. Dabei bezieht er sich zum Beispiel auf den Sufi-Dichter Attar und seine “Vogelgespräche”, aber auch auf die griechische Sage oder die westliche moderne Lyrik.
Diese “kalligraphische Geste”, wie Haleh es ausdrückt, verbindet Okstovany mit Max Wagner, der aus abstrakten Schriftzeichen Objekte macht. Schreiben ist für ihn weniger Mitteilung denn Meditation, und so haben seine Skulptur gewordenen Schriftzeichen jeglichen Informationsgehalt verloren, sind eigenständige Ornamente der Unlesbarkeit.
Max Wagner schuf übrigens auch das Oskar-Maria-Graf-Denkmal vor der Schule in Aufkirchen.