Das bayerische Weltraumprogramm

Lange bevor die CSU glaubte, einer bisher nicht im bayerischen Landrag vertretenen Partei Konkurrenz machen zu müssen, lange bevor sie gegen friedliche Protestanten agitierte (ja auch viele Berger waren gestern auf dem Königsplatz) … versprach der Ministerpräsident ein eigenes bayerisches Raumfahrtprogramm. Fast sieht es so aus, als würde es jetzt in Icking Wirklichkeit.

Der Bohrturm des dortigen Geothermieprojekts ragt stolz und mächtig in die Nacht. So demonstrieren die bayerischen Gemeinden, dass man auch ohne Staatsregierung und Innenminister (wir erinnern uns: der damalige Ministerpräsident Seehofer versuchte persönlich gegen die Berger Windräder zu intervenieren, weil er sie damals als Wahlkampfthema entdeckt hatte … fast vergangene Zeiten) an der Energiewende basteln kann.

Die Berger Windräder – so wurde auf der Kommanditistenversammlung bekannt gegeben – arbeiten übrigens besser als gedacht und werfen derzeit mehr als die versprochene Rendite ab.

 

Kommentieren (11)

  1. Gast
    24. Juli 2018 um 20:33

    “Die Berger Windräder – so wurde auf der Kommanditistenversammlung bekannt gegeben – arbeiten übrigens besser als gedacht…………..”
    ……… könnten Sie einmal diese Aussage mit Daten d.h. Zahlen im Verhältnis zu dem Windgutachten erläutern?

    • quh
      24. Juli 2018 um 23:36

      2017 wurden rund 24,5 Mio kWh erzeugt. Die technische Verfügbarkeit der vier Windkraftanlagen betrug knapp 99%. Die abschließenden Investitionskosten wurden um rund 850.000€ unterschritten – auch ein wichtiger Punkt. Von Anfang Mai bis Ende Oktober wurden die WEA nach den Vorgaben des Bayerischen Landesamts für Umwelt bei Insekten- und Fledermausflugwetter nachts abgeschaltet. Aufgrund der guten wirtschaftlichen Lage konnten 2017 6% des eingesetzten Gesellschafterkapitals ausgeschüttet werden, 2015 und 2016 waren es jeweils 4%. Hier spielen auch die Einnahmen aus der Stromdirektvermarktung und die niedrigeren Betriebskosten gegenüber den im Prospekt angesetzten Werten eine Rolle. Die Ausschüttung seit Betriebsbeginn war ca. 40% höher als im Prospekt prognostiziert.

  2. Gast
    25. Juli 2018 um 18:44

    Vielen Dank für die Erläuterungen.
    Die Zahlen sehen ja ganz gut aus, wenn man die wirtschaftliche Seite ansieht.
    Trotzdem verstehe ich nicht, warum die Berger Windräder besser als gedacht arbeiten, wenn der Ertrag bei 24,5 Mio kWh liegt und der prognostizierte wirtschaftliche Ertrag 24,7 Mio kWh beträgt. Ich würde eher sagen gearbeitet, wie gedacht.
    Erklären Sie doch einmal den Begriff “technische Verfügbarkeit”; nur die Prozentzahl zu nennen ohne Definition (99% klingt ja fast sozialistisch) ist natürlich für MINT-ferne Kommanditisten ein überzeugendes Argument, sagt aber über den Ertrag erst mal gar nichts aus.
    Der einzige Wert, der den technischen Ertrag einer Anlage realistisch widergibt für einen Vergleich ist der Nutzungsgrad und da haben die Anlagen einen Wert von rund 23%. Ist ja auch nicht schlecht für eine Onshore-WKA bedeutet aber auch, dass man die dreifache installierte Leistung im Verhältnis zu einem Kohlekraftwerk benötigt um die gleich Strommenge zu erzeugen.
    Was den wirtschaftlichen Erfolg der Anlagen betrifft so haben die Kommanditisten 21,8 Mio. € (24,50 Mio. x 0,089) für den erzeugten Strom bekommen. Der Wert dieses Stromes an der Strombörse war ca. 7,5 Mio. €. Damit sind rund 14 Mio. Euro von den meist ärmeren Verbrauchern an die meist wohlhabenden Kommanditisten zwangsweise umverteilt worden.
    Das ist doch mal ein richtig soziales Programm in unserer Republik.

    • pro wind
      26. Juli 2018 um 15:36

      Die technische Verfügbarkeit benennt den Zeitraum, in dem die Windräder für die Stromproduktion zur Verfügung stehen oder geplant gewartet werden. Der Wert von 99% übertrifft die Garantiezusagen des Herstellers.
      Der Nutzungsgrad von 23% entspricht etwa 2.000 Volllaststunden, das ist für ein on-shore-Windrad in dieser Lage ein optimaler Wert.
      Ihren Vergleich mit einem Kohlekraftwerk habe ich nicht verstanden. Ein Verbrennungskraftwerk erreicht naturgemäß viel höhere Volllaststunden – es ist nicht vom Wind, sondern von der Befeuerung abhängig. Allerdings verbraucht es fossile Ressourcen mit einem Wirkungsgrad von <1, weil es nur einen Teil des Energieträgers in elektrische Energie umwandeln kann und einen erheblichen Teil an Verlustwärme erzeugt. Zudem benötigt es weiteren Energieeinsatz für Abbau, Förderung und Transport des Energieträgers – ganz zu schweigen vom CO2-Ausstoß.
      Beim wirtschaftlichen Erfolg ist Ihnen eine Kommastelle verrutscht – es wurden nicht 21,8 Mio € eingenommen, sondern ein Zehntel davon.

  3. Gast
    27. Juli 2018 um 18:49

    Da haben Sie natürlich vollkommen recht, da ist mir eine Kommastelle bei den “wirtschaftlichen Erfolg” (oder besser “staatlich legitimierte Abzocke”) verrutscht.
    Die Aussage, dass es hier zu einer massiven Umverteilung von arm nach reich kommt, ist aber nach wie vor richtig.
    Zur technischen Verfügbarkeit kann ich nur sagen, dass alle meine technischen Geräte, die ich habe, besser eine technische Verfügbarkeit von 100% haben sollten, sonst würde ich den Schrott nämlich zurückgeben. Für die Leistungsfähigkeit einer technischen Anlage ist solch ein Wert nicht zu gebrauchen.
    Zu Ihren Bemerkungen hinsichtlich meines Vergleichs zu einem Kohlekraftwerk sagen Sie, dass ein Kohlekraftwerk “naturgemäß” mehr Volllaststunden erbringt als ein Windkraftwerk. Das ist genau das Problem an der Windkraft, dass sie eben einen Energieträger nutzt der nicht bei Bedarf zur Verfügung
    steht, sondern nur wenn die Natur es gerade mal will. Für eine Industriegesellschaft wie unsere, ist aber eine solche angebotsgemäße Energieversorgung schlichtweg unsinnig.
    So, so, ein Kohlekraftwerk hat einen Wirkungsgrad <1. Wow, das ist ja mal eine Erkenntnis. Eine WKA hat Ihrer Meinung wohl einen Wirkungsgrad von 1?
    Auch Ihre Bemerkungen zu dem sonstigen Energieverbrauch bei fossilen Kraftwerken zeugt einfach nur von der Wissensblase in der Sie sitzen.
    All das ist aber unserer MINT-fernen Bevölkerung nicht zu vermitteln. Warten wir einfach
    einmal ab, was passiert nach dem vollständigen Ausstieg aus der Kernenergie und dem Kohleausstieg. Der Ausschuß des BT für Technikfolgenabschätzung hat es sehr gut beschrieben.
    Glücklicherweise bin ich in einem Alter in dem ich diese Konsequenzen hoffentlich nicht mehr erleben muss. Den zweitteuersten Strom in Europa muss ich aber leider kaufen.

  4. pro wind
    28. Juli 2018 um 16:12

    Es macht überhaupt keinen Sinn, Windkraftanlagen mit Kohlekraftwerken anhand der Volllastunden zu vergleichen.
    Bei der Verbrennung kann nur ein Teil des Primärenergieträgers in elektrische Energie gewandelt werden. Ein modernes Kohlekraftwerk kann Wirkungsgrade von etwa 0,4 erreichen. Das entspricht dann im Langzeitbetrieb auch dem Erntefaktor als Verhältnis zwischen gewandelter Nutzenergie und dem Energieeinsatz für Bau, Betrieb und ständig zugeführtem Brennstoff.
    Windkraft benötigt Energieeinsatz für Bau und Betrieb und nutzt ansonsten den Wind. Eine Windkraftanlage erreicht einen Erntefaktor von etwa 40, je nach Lage und Anlagentyp. Ressourcenschonend und emissionsfrei!
    Wie man es auch dreht und wendet, die Energiebilanz ist bei Windkraft um Faktor 100 besser als bei Kohlekraft – Volllaststunden hin oder her!

  5. Gast
    28. Juli 2018 um 18:36

    “Energiebilanz ist bei Windkraft um Faktor 100 besser als bei Kohlekraft”
    Ihre Energiebilanz: Null Wind = Null Strom.
    Wo haben Sie denn Thermodynamik gelernt?

  6. Florian Gehlen
    28. Juli 2018 um 21:13

    Null Kohle = Null Strom.

    Denn sie wird eines Tages ausgehen. Und das, was wir uns und dem Planeten jetzt schon mit dem Abbau und der Kohleverbrennung antun, ist nicht annähernd vergleichbar mit den Risiken der Windkraft.

  7. Gast
    29. Juli 2018 um 10:00

    Null Wind = jetzt Null Strom (Kühlschrank aus)
    Null Kohle (in 1000 Jahren) = jetzt Strom vorhanden (Kühlschrank läuft)
    Sie haben die physikalische Bedeutung von Strom offensichtlich nicht verstanden
    Irgendwann wird es eine Stromerzeugung (wahrscheinlich nukleare Stromerzeugung) geben, welche die Kohlestromerzeugung ersetzt.

  8. Florian Gehlen
    29. Juli 2018 um 11:20

    Danke, lieber Gast, für die Belehrung. Ich werde nochmal in mein altes Physikbuch schauen. Dennoch meine ich, dass eine Reduzierung der Thematik auf “Kühlschrank läuft” und Kühlschrank aus” etwas einfach und nicht weitreichend gedacht ist.

  9. Gast
    29. Juli 2018 um 11:43

    Als Ergänzung zu Ihrem Physikbuch vielleicht das Buch “Strom ist nicht gleich Strom” oder “Der grüne Blackout”.