Brennstellen und Brandherde. Oder: Von der Empfindlichkeit des Nachtfalterauges

Ruby Tuesday, die neueste – zu Beginn der heutigen Gemeinderatssitzung wie
jedesmal das bunte Allerlei.
Die wesentlichsten Punkte:
– Wie der Presse bereits zu entnehmen war, wurden die vergifteten Bäume in der Seestraße nachgepflanzt.
Herr Jäger nörgelte ein wenig, Herr Monn gab zu, der Alleecharakter sei zwar leider nicht wieder hergestellt worden, ansonsten würden die Abmessungen jedoch stimmen.
– Herr Brunnhuber monierte, die neuen Ortsschilder in Sibichhausen stellten eine Verschlechterung dar, da dort nun schneller als zuvor gefahren werde.
((Erst Jäger, dann Brunnhuber – heute vielleicht die Nacht der Schnurrbärte? Herr März??))

Prompt kam aber die Antwort von Herrn Monn ((doch nicht – trägt
keinen Bart)): Die Lösung sei in der Tat unglücklich, da es sich aber um
eine Staatsstraße handle, habe die Gemeinde kein Mitspracherecht. Es würden jedoch bereits Unterschriften gesammelt. Auf Wunsch des Gemeinderats wird nun noch einmal nachgehakt.
– Herr Jäger wollte noch wissen, ob wegen des Funkturms “etwas fürs
Ökokonto” drin sei. Die Verwaltung informierte, dass Ausgleichsmaßnahmen beim Landratsamt noch festgelegt würden – und gleich darauf entspann sich ein lustiger Wortwechsel:
Jäger: “Aber das sind doch potente Firmen, fällt da für uns nichts ab?”
Monn: “Herr Jäger, hier geht es um die Natur, nicht um den Geldbeutel!”
🙂

Im Anschluss wurden die Wahlleiter für die Kommunalwahl 2008 festgelegt:
Wahlleiter ist Herr Monn, Vertreter ist Herr Reil.

Und dann ging es um die “Empfindlichkeit des Nachtfalterauges”. Die vielen angereisten MTV-Trainer, Fans und Verantwortlichen lauschten aufmerksam, wie zwei Vertreter von eon den Einsatz von Energiesparleuchten für die Straßenbeleuchtung propagierten.

Durch die gelben Natriumdampflampen würden nicht nur “nachtaktive Insekten geschont”, nein, auch der Mensch, sprich die Gemeinde, spare Energie. Es gebe insgesamt 690 “Brennstellen” in der Gemeinde Berg, 84 seien bereits energiesparende Natriumdampflampen, die 141 weiß leuchtenden Quecksilberdampflampen könnten umgerüstet werden. Die
Finanzierung könne ganz patent über das von eon angebotene sogenannte “Contracting” abgewickelt werden. Der Rat musste in diesem Augenblick eigentlich nur weitergehendes Interesse beschließen – es gab die wildesten Wortmeldungen, die Herr Monn auf den Punkt brachte: “Wir müssen entscheiden, was uns wichtiger ist – ein einheitliches Ortsbild oder die Energieeinsparung.”
Klar, das Ergebnis war einstimmig, man lässt sich ein Konzept vorlegen. Herr Brunnhuber bat noch darum, im Zuge dessen gleich prüfen zu lassen, ob man nicht die Beleuchtung des Schulparkplatzes nachts abschalten könne. Die Nachtfalter würden sich freuen!

Dann kam der Grund für das große Publikumsinteresse: die Vorstellung der Planung des neuen Geländes für den MTV Berg. Der Planer führte aus, dass der Rasentrainingsplatz im Landschaftsschutzgebiet liege, erste Voraussetzung sei also die Befreiung aus der Verordnung. Der 60 x 90 m große Trainingsplatz für die Fußballer müsse geländeverträglich gestaltet sowie funktional sein – durch eine leichte Absenkung und eine großzügige
Eingrünung wäre das gewährleistet. Bogenschießen sei sowieso eine
“landschaftverträgliche Angelegenheit” und damit unkompliziert, was das
Gelände betrifft. Die Längsseite des geplanten Fußballplatzes liegt entlang
der Straße, nach Norden und zur Straße hin käme ein 6 Meter hoher
Ballfangzaun, der durch hohe Bäume und Sträucher verdeckt werden soll. Das war zentrale Bedingung der Unteren Naturschutzbehörde. Zusätzlich geplant sind zunächst 25 Stellplätze, 6 Flutlichtmasten, ein “Bauraum” (Container? Halle? – immerhin 1100qm). Die Gemeinderäte fanden die Sache an sich alle gut, trotzdem gab es viel Genickel und Genackel und Nachfragen (Drainage, Rigolen, Kosten, Bandenwerbung, Waldbauern, Lohacker als Hauptspielfeld, Wasserrückhaltesystem, freien Blick auf Aufkirchen, zu kleiner Parkplatz etc. etc.), bis Herr Monn vehement wurde: “Der MTV will jetzt einen Trainingsplatz, und zwar zeitnah, nicht erst in fünf Jahren. Ziel ist eine schnelle Genehmigung ohne Bebauungsplan.” So ist es!!! Wenn die Genehmigung erst da sei,
könne nächstes Jahr mit dem Bau begonnen werden. Die Planung stellt sicher, dass nichts “verbaut” wird – es sind also alle Möglichkeiten für etwaige Erweiterungen in der Zukunft offen. Einige Gemeinderäte fragten nach Kunstrasen – im Zeichen des Klimawandels eine in Erwägung zu ziehende, allerdings kostspieligere Alternative. Eine Genehmigung wäre denkbar, meinte der Planer.
Herr Hlavaty durfte als MTV-Vorsitzender nicht mit abstimmen, Herr März
enthielt sich ebenfalls, alle anderen nahmen den Vorschlag der Verwaltung
einstimmig an: “Der Gemeinderat billigt die Planung und erklärt sich bereit, die rechtlichen Voraussetzungen für die Umsetzung der Maßnahme zu schaffen.”

Und dann – Gemeinheit! – wurde TOP 8 vorgezogen, weil Herr Adldinger im
Publikum saß und wartete – hätte man nicht auch spontan TOP 5 vorziehen
können? Dann wüssten die MTVler allerdings nicht so viel über die
Empfindlichkeit des Nachtfalterauges. Und weil die QUH immer mault (wir sind ja Wiederkäuer): Könnte man nächstes Mal das Ramadama nicht auf einen Termin kurz NACH der Freinacht legen statt kurz davor?

Kommentieren (2)

  1. ammer
    8. Mai 2007 um 22:35

    Wiederkäuer Als Abwesender muß ich gestehen: Immer wieder ein Erlebnis (und weitaus lustiger als eine wirkliche Gemeinderatssitzung), was QUH aus der Politik macht.

    • Der Melker
      9. Mai 2007 um 10:22

      Eigenlob stinkt, aber die Kandidatin hat wirklich das Wesentliche humorvoll auf den Punkt gebracht. Der BM agiert souverän und hat den Hühnerstall mit all dem Gegacker perfekt im Griff.